Pit Grzan ist tot
Der Wanne-Eickeler Künstler Peter Grzan ist am Dienstag (15.7.2014) im Alter von 62 Jahren völlig überraschend und für viele unfassbar an den Folgen einer Hüftoperation gestorben. Das Multi-Talent Grzan war über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus bekannt. In den 70er Jahren zählte er zu den Ersten, die in der Künstlerzeche Unser-Fritz ihre künstlerische Heimat fanden. Bis heute hatte er dort, mit einer kurzen Unterbrechung, sein Atelier. Mit seiner Frau Kerstin Grebenstein und den Töchtern Saskia und Svenja lebte, arbeitete und wirbelte Peter Grzan im münsterländischen Dülmen - und überall "dort, wo man Kunst braucht."
Grzan, wurde 1951 in Holsterhausen geboren und absolvierte sein Kunststudium in Dortmund und Kassel. Bis zum Jahr 2010 arbeitete er als Kunsterzieher an der Hertener Gesamtschule.
Die Zeit nach seiner "schulischen Laufbahn" nutzte Pit Grzan, um ein kreatives Projekt nach dem anderen zu verwirklichen. Hörbücher (der zwerg von flöz dickebank), Plakatentwürfe, Projekte, Ausstellungen und seine Bewerbung bei der NASA, als erster Künstler im All - an Ideen mangelte es dem Enfant Terrible der Kunstszene nie. War ein Projekt verwirklicht, war das nächste schon in Arbeit - oft arbeitete er an mehreren Projekten gleichzeitig.
Die nachfolgende kleine Auswahl seiner Projekte und Ausstellungen zeigt die unbändige Schaffenskraft von Pit Grzan: + Der Kunstgedanke, ein Kunsttransfer + Wanderausstellung, Köln, Kassel, Düsseldorf, Florenz . . . + Woche der Irritation + Heim für ungeliebte Kunstwerke + Bilder für Kobe (Japan) + Die teuersten Bilder der Welt + Vitaminkreuz + Akademie für interdisziplinäre Kreativität + Het Beeldschermen Consertgebouw + Gründung des Kunstvereins ART'IG + Ovulationszentrum Eickel das Institut für geistige Befruchtung + Spezialklinik für Kunstfehler + oder aber seine „Bildschirme - Ein Schirm geht um die Welt“ - die in Siena, Florenz, Bibbona, Herten, Bottrop, Oberhausen und Duisburg gezeigt wurden. Grzan stellte seine Bildschirme im gesamten Ruhrgebiet aus und ließ sie von Fotografen-Freunden fotografieren. Zum Teil auch aus der Luft.
Im Januar 2010 nahm der kreative Querdenker in seiner Wahlheimat Dülmen die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland entgegen. Von Bundespräsident Horst Köhler verliehen, für sein langjähriges Engagement und seine Verdienste um Kunst und Kultur. "Ausgezeichnet und sehr ordentlich" fühlte sich Grzan anschließend.
Ende 2011 lud Grzan in die Künstler Zeche zu seiner ersten Retrospektive - Des Wahnsinns fette Beute. Unter dem Titel „Der Weltkulturerbe blickt zurück“ stellte er hier über 200 seiner Werke aus den letzten 40 Jahren aus - Objekte, Design, Malerei, Installationen.
Er hielt dem kommerziellen Kunstmarkt den satirischen Spiegel vor, nahm sich als Künstler nie ganz wichtig und setzte sich in seiner Kunst kritisch mit dem Weltgefüge auseinander. In den frühen 70ern schrieb er, der bekannt war für seinen unschlagbaren kreativen Wortwitz, für die Satire-Magazine Pardon und Titanic.
Älteren Wanne-Eickelern ist Peter Grzan aus der Zeit mit seinem bahnbrechend subversiven Musik-Projekt Piet Kröte Peep Show bekannt. Über 300 Auftritte absolvierte die Truppe, und jeder Auftritt geriet zu einer Veranstaltung der besonderen Art. Der Frontmann, Sänger, Performer und Entertainer Grzan war hart gegen sich und andere: Ob im Hahnenkostüm oder als überdimensionaler Kasperle, seine Auftritte in den skurrilsten Verkleidungen waren einzigartig.
Seine engen Weggefährten verlieren mit Pit Grzan einen wunderbaren Menschen. Die Region muss fortan ohne einen ihrer kreativsten Köpfe auskommen.