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Regine Leckebusch in ihrer Futterkiste.

Regines Futterkiste in Unser Fritz

Der Geheimtipp im Hinterhof

Auf einem Hinterhof an der Unser-Fritz-Straße steht seit dem ersten Lockdown im März 2020 ein Verkaufstand, der Tag für Tag die unterschiedlichsten Gerichte anbietet. Die Wochenkarten wechseln, gekocht wird saisonal und im Angebot ist die gute alte Hausmannskost. Da gibt es Königsberger Klopse, Himmel und Erde, Gefüllte Paprika, Wirsingrouladen, Grünkohl, Weiße Bohnensuppe, aber auch Schaschlik mit Pommes oder ein Halbes Hähnchen. Und den Donnerstag, den reserviert Regine Leckebusch, die Frau an den Kochtöpfen, immer für die Schnitzelfreunde - wahlweise Zwiebel-, Jäger- oder auch vegetarisch.

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In Zeiten wie diesen ist Kreativität gefragt und daran mangelt es der gelernten Köchin aus Unser Fritz nicht. In den letzten Jahren hatte Regine Leckebusch immer wieder Aushilfsjobs, sie war Event-Köchin am Steinmeister-Stand auf der Cranger Kirmes, sie hat im Bistro am Harkortsee ausgeholfen und an den Wochenenden hat sie für private Feierlichkeiten gekocht. „Ich koche halt sehr, sehr gerne“, erzählt Leckebusch im halloherne-Gespräch. Mit ganz viel Liebe sei sie bei der Sache, doch dann kam Corona und die Herde unter den Kochtöpfen blieben in der Regel kalt.

Stillstand im März und eine Corona-Erlaubnis

Weihnachtsmarkt im Hinterhof von Regine Leckebusch - im Bild: Tochter Juliane Leckebusch.

Allerdings war Nichtstun für die agile Köchin, Übungsleiterin, Rettungsschwimmerin und Mutter von drei Kindern keine Alternative. Da die Familie bereits vor dem ersten Lockdown einen Verkaufswagen angeschafft hatte, wurde der kochtechnisch aufgepeppt. Leckebusch: „Im November 2019 hatte ich ein Gewerbe angemeldet, und fünf Monate später war dann sofort Stilstand.“ Angeschafft hätten sie sich den Wagen auch, um zum Beispiel auf dem Mond-Weihnachtsmarkt am Heimatmuseum zu stehen, aber der fand naturgemäß in 2020 auch nicht statt.

Beim Ordnungsamt der Stadt Herne erkundigte sie sich, welche Möglichkeiten ihr denn jetzt zur Verfügung stünden. „Ich bekam die Erlaubnis, den Wagen während der Pandemie zu öffnen und zu kochen, allerdings mit der Einschränkung, den Wagen nur auf dem privaten Hinterhof zu betreiben, auf keinen Fall auf städtischem Grund und Boden. Darum stehe ich so weit ab vom Schuss.“ Große Banner weisen den Weg zu dem Hinterhof an der Unser-Fritz-Straße 172.

Weihnachtsmarkt im Hinterhof von Regine Leckebusch.

Nach der Pandemie müsse sie sich neu orientieren. „Aber, da der Wagen angemeldet ist und gezogen werden darf, kann ich damit überall hin“, gibt sich Regine Leckebusch zuversichtlich. Was aus der Not heraus geboren wurde, hat sich für viele Menschen zu einem Geheimtipp entwickelt. Leckebusch: „Mittlerweile kommen meine Kunden auch aus den umliegenden Städten. Die Mund-zu-Mund-Propaganda klappt vorzüglich. Ich verkaufe quasi schon seit Oktober mein Weihnachtsmenü: Gänse, Rotkohl, Klöße und Bratäpfel." Ein Kunde wollte das Menü schon im Oktober haben und der hätte es dann weitererzählt: „Geh zur Regine, du kannst das dort bestellen und das schmeckt gut.“

Weihnachtsmarkt der besonderen Art

Aber nicht nur „lekka Essen“ gibt es im großen Hinterhof von Regine Leckebusch. Für viele Menschen bringt die Corona-Zeit Einsamkeit mit sich, nicht so bei Regine Leckebusch: „Ich habe in dieser Zeit so viele neue Menschen kennengelernt, die gerne immer wieder kommen, das ist wirklich bereichernd und es sind Freundschaften entstanden.“ Mit einigen von diesen Personen hat sie sich den kleinen privaten Weihnachtsmarkt ausgedacht. Bilder, Genähtes, Marmeladen, Liköre, Engel aus Eichenholz, Schmuck, gebrauchte Fahrräder.

Im Hinterhof von Unser Fritz steht Regines Futterkiste - der kleine Weihnachtsmarkt hat auch ein Fahrrad im Angebot.

„Die Menschen bringen mir ihre Sachen, ich stelle sie aus und verkaufe sie. Hier kommen natürlich nur wenige Menschen vorbei, aber das ist doch besser als gar nichts“, erklärt die Jungunternehmerin. Damit sie nicht durcheinanderkommt hat sie für jeden Verkäufer eine extra Kasse eingerichtet. „Geplant war der Markt eigentlich in weitaus größerem Format", so Leckebusch weiter. Brot wollte sie backen und frisch verkaufen, Glühwein sollte es an Stehtischen geben und auch der Grill sollte angeschmissen werden. Aber, in Zeiten wie diesen...

Familie hilft

Unterstützung erfährt sie von ihrer Familie: „Ich koche immer alleine, aber meine jüngste Tochter Juliane hilft im Service und beim Verkauf, mein Mann Thomas hat sich ein Gesundheitszeugnis geholt, damit er in Stoßzeiten mit in den Wagen darf, und nach Feierabend fährt er mit mir einkaufen.“

Große Banner weisen den Weg zur Futterkiste von Regine.

Auch wenn der Gatte meint, dass die Preise zu niedrig sind, will die Köchin diese erst einmal nicht ändern, da sie weiß, dass das Geld bei den Leuten nicht so locker sitzt und manche Rente recht klein ist. Ihr geht es nicht nur um den schnöden Mammon, sondern auch um den Zusammenhalt der Unser Fritzer und sie sagt: „Ich möchte für die Leute da sein. Man kennt sich doch und gerade die älteren Menschen, die kommen so gerne.“

Und dann kann es schon mal sein, dass der eine oder andere fragt: „Regine, kann ich auch im nächsten Jahr bezahlen?“ Klar können sie das bei Regine, sie hat ein großes Herz und sagt: „Ich bin eben ein bisschen anders gestrickt.“ Jetzt mischt der Gatte sich ein und sagt: „Du bist einfach sehr sozial.“ Regine lacht und sagt: „Ja, das stand schon in meinem ersten Zeugnis drin.“

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Kontakt

Regines Futterkiste an der Unser-Fritz-Straße 172 hat in der Zeit von 13 bis 18 Uhr geöffnet, immer von dienstags bis sonntags. Wer sein Essen vorbestellen möchte, der sollte hier anrufen: Tel 0177 / 68 28 140. Vom 27. Dezember 2020 bis zum 10. Januar 2021 ist die Futterkiste geschlossen.

| Autor: Carola Quickels
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