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Freude über die Spende: Im Bild sind (vorne, v.li.) Manuela und Eddie Jörg, (hinten, v.li.): Bärbel Klein, Horst Schröder und Michael Mehl im Gleiscafé Fritzchen.

574 Kilometer auf dem Bock für 500 Euro

Die etwas andere Spende

Tief im Süden der Republik, rund 60 Kilometer südlich von Stuttgart entfernt, liegt das kleine Städtchen Geislingen. Knapp über 500 Kilometer sind es von dort bis nach Wanne - wenn man die direkte Route über die Autobahn nimmt. Wählt man aber die landschaftlich schönere Strecke und will als Motorradfahrer auch noch ein „paar Kurven mitnehmen“, dann können es auch schon knapp 600 werden. Letztgenannte Strecke wählten Michael Mehl und seine Lebensgefährtin Bärbel Klein, die sich gemeinsam mit Michaels Schwester nebst Schwager, Manuela und Eddie Jörg, am Freitag (20.8.2021) auf ihren „Mopeds“ auf den Weg in unsere Bindestrich-Stadt machten: 574 Kilometer und 8:46 Stunden Fahrtzeit. Aber der Reihe nach.

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Die eigentliche Geschichte beginnt im Jahr 2016, als dort aus Anlass der Thunderroad-Rally ein Motorradgottesdienst stattfand. Geleitet wurde der Gottesdienst, der unter dem Thema Was muss ich tun, um glücklich zu sein? stand, vom ehemaligen Schaustellerpfarrer Horst Heinrich. Da Horst Heinrich auch Ehrenritter der Mondritterschaft von Wanne-Eickel ist, war es nicht verwunderlich, dass Ritter-Chef Horst Schröder, Graf Hotte, den Gottesdienst gesanglich unterstützte.

500 Euro und diese Karte brachten die Vier nach Wanne.

Besucher dieses Gottesdienstes waren unter anderem Bärbel Klein mit ihrem Lebensgefährten Michael Mehl, der in Geislingen ein Ingenieurbüro für bautechnische Gesamtplanungen betreibt. „Wir kannten weder die Mondritter noch Horst Schröder. Aber als Horst das Halleluja von Leonard Cohen sang“, erzählen die beiden im halloherne-Gespräch, „da bekamen wir eine Gänsehaut. Das hat uns wirklich berührt.“ Im Anschluss an den Gottesdienst traf man sich, tauschte sich aus und verstand sich gut.

Tief beeindruckt

Bärbel Klein: „Als die Mondritter von ihren sozialen Projekten und ihrem Engagement erzählten, hat uns das tief beeindruckt.“ Seitdem sind Jahre vergangen, aber so ganz vergessen haben die Geislinger die Wanner nie. Michael Mehl: „Wir wollten immer wieder den Kontakt suchen, aber oft ist die Zeit im Alltag zu kurz.“ Und hier kommt Corona endlich auch mal positiv ins Spiel. „Als Firmen-Inhaber habe ich meine Kunden zu Weihnachten immer mit einem kleinen Präsent im Gepäck besucht. Das ging im Jahr 2020 Corona-bedingt nicht, darum hatte ich mich entschlossen, das Geld stattdessen zu spenden“, berichtet Mehl.

Die besondere Postkarte, die nun nach Wanne gebracht wurde.

Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin wurde also überlegt, wohin man das Geld - stattliche 500 Euro - schicken könne. Schnell war beiden klar: „Wir wollen die Spende den Mondrittern zukommen lassen, damit sie zum Beispiel den Heimkindern weiter eine Freude machen können.“ Gleichzeitig überlegten sie aber auch: „Das Geld überweisen wir nicht, sondern wir überbringen es standesgemäß mit dem Motorrad. Gerne hätten wir das zu Kirmeszeiten gemacht, aber die findet in diesem Jahr leider wieder nicht statt.“

Kontakt im Internet gesucht

Also setzte sich Bärbel Klein an „dieses Internet“ und suchte nach einem Kontakt. Die E-Mail Adresse von Horst Schröder war schnell gefunden und die Info über die Spende samt Fotos von 2016, „damit er sich an uns erinnert“, machten sich auf den Weg nach Wanne. Die Antwort von Horst Schröder, der sich natürlich riesig freute, kam prompt: „Das ist ja mal eine Spende“, sagte er im halloherne-Gespräch, „die nicht alltäglich ist. Und die Schwaben waren uns natürlich herzlich willkommen.“

(v.l.) Manuela und Eddie Jörg, Horst Schröder, Bärbel Klein und Michael Mehl vor der Rückfahrt.

Da Schwester und Schwager von Michael Mehl, Manuel und Eddie Jörg, ebenfalls begeisterte Motorradfahrer sind, war die Begleitung für die Reise ziemlich schnell klar. Da die vier nicht stumpf die Autobahn „entlang brettern“ wollten, arbeitete Eddie eine nette Tour ins Ruhrgebiet aus. Nach den ersten 200 Kilometern Autobahn führte die Fahrt nur noch über Landstraßen: Es ging Richtung Mosel, durch den Taunus, den Westerwald, bei Rüdesheim ging es über den Rhein, an der Loreley wurde eine größere Pause eingelegt und gegen 19 Uhr kamen sie wohlbehalten in Wanne an.

Geführte Tour durch Wanne-Eickel

Am Samstagmorgen gab es für sie eine geführte Tour durch Wanne-Eickel. Zu Fuß erkundeten sie mit Horst Schröder erst den Stadtteil Eickel, bevor es mit dem Bulli von Schwager Klaus zum Mittelpunkt des Ruhrgebiets ging. Für alle vier Schwaben war die größte Überraschung, dass das Ruhrgebiet nicht grau und schmutzig ist. „Das viele Grün hier, das hat uns wirklich überrascht“, sagte Eddie Jörg (Auch wenn die Kurven der Hochgebirgsstraßen etwas vermisst wurden, Anm. d. Red.).

Abfahrt für die Vier aus dem Schwabenländle war am Montagmorgen (23.8.2021). Pünktlich um 10 Uhr saßen sie auf ihren Maschinen und traten den Heimweg an. Allerdings gab es noch einen kleinen Zwischenstopp an der Alten Drogerie Meinken, schließlich musste der 'Mond von Wanne-Eickel' in flüssiger Form mit nach Geislingen.

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Für alle Beteiligten ist aber eins klar: „Jetzt wollen wir den Kontakt aber halten.“

(v.l.) Eddie und Manuela Jörg, Bärbel Klein, Michael Mehl und Horst Schröder vor der Alten Drogerie Meinken.
Montag, 23. August 2021 | Quelle: Carola Quickels
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