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Viele erfreuliche O-Töne der Teilnehmer: Die Bilanz vom Qualifizierungsangebot

Die Bilanz zum geförderten Projekt 'Vertrauen macht Schule'

195 pädagogische Fachkräfte geschult

Der Schulsozialindex zeigt, dass ein hoher Prozentsatz der Kinder und Jugendlichen in Herne in schwierigen Lebenslagen aufwächst. Diese beziehen sich unter anderem auf Flucht, Migration, Sprachblockaden und Armutsbetroffenheit. Das führt nicht selten zu überwältigenden Emotionen und herausforderndem Verhalten – damit wachsen auch die Anforderungen an die pädagogischen Fachkräfte. Der Fachbereich Integration der Stadt hat deshalb in Kooperation mit der Björn Steiger Stiftung sowie der RAG-Stiftung zwischen November 2023 und Oktober 2024 die Veranstaltungsreihe „Vertrauen macht Schule“ angeboten.

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195 pädagogische Fachkräfte haben von dieser Qualifizierung profitiert. Teilgenommen haben sechs Schulen und drei Kitas. Weiterhin wurden vier zentrale Veranstaltungsreihen vom Fachbereich Integration angeboten.

Die Fachkräfte und die Kinder profitieren

„Hiervon profitieren nicht nur die vielen Fachkräfte, sondern auch die Kinder, mit denen sie arbeiten“, zieht Claudia Heinrich, Fachbereichsleiterin Integration, ein zufriedenes Fazit. Schwierige Lebenslagen hätten oft eine nachteilige Wirkung auf die psychosoziale Gesundheit und damit auch auf die Lernfähigkeit von Kindern und Jugendlichen, so Heinrich. „Um diesen negativen Folgen entgegenzuwirken, bedürfen pädagogische Fachkräfte an Kita und Schule ein erweitertes Repertoire an fachlichen und Resilienz fördernden Kompetenzen.“

Die Teilnehmer hätten eine Art „Handwerkszeug“ mitbekommen, um künftig ein größeres Methodenrepertoire anwenden zu können. Wichtig sei ebenfalls die Weitergabe des Erlernten und der Erfahrungen an die weiteren Kollegen und Mitarbeiter, wenn nicht alle bei den Treffen dabei waren, ganz nach dem „Train-the-Trainer“-Prinzip.

Eine Auswahl an erfreulichen Kommentaren

Die Rückmeldungen seien fast durchweg positiv gewesen, sagt Heinrich und deutet auf zwei Flipcharts. Auf dem einen sind fast nur grüne Punkte für positives Feedback zu sehen, auf dem anderen kurze Sätze. Hier steht beispielsweise „Viele hilfreiche und schnell umsetzbare Tools für mich und die Praxis“, „Ich manage den Alltag wieder besser“, „Tolle Referentinnen mit viel Erfahrung und Praxisbeispielen“ oder „Herzblut und Begeisterung“. Claudia Heinrich freut das: „Das zeigt: Das Gelernte geht über das Wissen hinaus.“

Stellten die Bilanz vor: (v.li.) Heike Humpf, Leitung Bildungsressort RAG-Stiftung, Dr. Markus Köhl, Projektleiter Björn Steiger Stiftung, Sabrina Manz (RAG-Stiftung) und Claudia Heinrich, Fachbereichsleiterin Integration.

Das sieht auch Dr. Markus Köhl, Projektleiter bei der Björn Steiger Stiftung, so. „Mit der Realisierung des Projektes 'Vertrauen macht Schule‘ ist es uns gelungen, ein modulares Programm zu realisieren, das auf die Bedarfe der Lehrkräfte trifft. Das positive Feedback der Teilnehmer zeigt uns, dass wir hiermit eine Lücke schließen und den pädagogischen Fachkräften individuelle Wege aufzeigen konnten, wie sie resilienter werden und Übungen in den Schulalltag integrieren können.“

Den Stress der Teilnehmer reduzieren

Vor allem sei es wichtig gewesen, beispielsweise den Stress der Teilnehmer zu reduzieren, da vor allem Lehrer oft noch lange nach der Schule arbeiten und auch mal zum Abend hin noch erreichbar sind und Mails checken sowie beantworten. „Man soll neue Perspektiven kennenlernen und sie anders wahrnehmen. Es wird dann wie ein Anker, an den man sich zurückerinnern kann“, erläutert Köhl.

Ferner sei es laut Köhl wichtig, dass die Fachkräfte nicht länger unter einer sogenannten sekundären Traumatisierung leiden würden. Ein Beispiel: Ein Kind hat erhebliche Probleme in der Schule und die Lehrkraft macht sich dafür verantwortlich, dass die Leistungen nicht besser werden und leidet dann beispielsweise unter Schlafstörungen. So etwas soll durch die Fortbildungen vermieden werden.

Ein erfreuliches Beispiel aus der Praxis

Es gibt auch erfreuliche Beispiele. Eine Schülerin der Hans-Tilkowski-Schule sei im Unterricht immer sehr still gewesen und habe kaum ein Wort gesprochen. Durch die erlernten Tools ihrer Lehrerin würde das Mädchen nun wieder normal sprechen und mitarbeiten. Diese Geschichte habe Markus Köhl von der Lehrerin, die beim Qualifizierungsangebot dabei war, kürzlich erfahren.

Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied des Vorstands der RAG-Stiftung und Mitglied des Präsidialrats der Björn Steiger Stiftung, unterstreicht: „Leider ist es traurige Realität: Gerade an Kitas und Schulen in herausfordernder Lage, an denen es jeden Tag eine Vielzahl von Herausforderungen zu bewältigen gibt, ist die Zahl der Fachkräfte überdurchschnittlich hoch, die aufgrund der hohen Belastung erkranken oder die Institutionen ganz verlassen. Doch gerade Kinder und Jugendliche an diesen Schulen profitieren besonders davon, wenn ihre Bezugspersonen sie dauerhaft und zugewandt begleiten und fördern. Mit dem Projekt 'Vertrauen macht Schule‘ wollen wir dazu beitragen, dass Fachkräfte auch an den ‚'schwierigen‘ Schulen bleiben und ihre so wertvolle Tätigkeit fortsetzen können.“

Weiterentwicklung und Nachhaltigkeit

Aufgrund der positiven Reaktionen soll das Projekt fortgesetzt werden, sagt Claudia Heinrich. Entschieden ist aber noch nichts, es stehen noch Gespräche über die Finanzierung an. Trotzdem steht fest, dass der Fachbereich Integration das Angebot gemeinsam mit dem „International Institute for Subjective Experience and Research“ (I.S.E.R.) weiterentwickeln möchte. „Wir möchten es als stärkendes Angebot nachhaltig ins Herner Bildungssystem implementieren“, sagte Heinrich.

Dienstag, 22. Oktober 2024 | Autor: Marcel Gruteser
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