halloherne.de lokal, aktuell, online.
Die Dokumentation „Wim Wenders, Desperado“ eröffnet am Sonntag, 7. Januar 2024, um 17:30 Uhr im Essener Kino Eulenspiegel eine große Werkschau. Foto:

Werkschau Wim Wenders in Essen

25 Filme von Januar bis Dezember 2024

Nicht nur Cineasten werden in diesem Jahr häufiger nach Essen pilgern, hat Marianne Menze in drei ihrer Filmkunsttheater doch eine Werkschau mit 25 Filmen von Wim Wenders kuratiert, die am 7. Januar 2024 zunächst mit einer Dokumentation von Eric Fiedler und Andreas Fege beginnt: „Wim Wenders – Desperado“.

Anzeige: Kieser 2024

Bis zum Dezember 2024 läuft danach die Retrospektive in den Kinos Eulenspiegel an der Steeler Straße 208 – 212 sowie Lichtburg und Sabu in der Essener City an der Kettwiger Straße 36 zu vier Themenschwerpunkten: „Bilder zum Hören und Sehen“ – Die Künste in den Wenders-Filmen, „Grenzenlos“ – Wim Wenders durch Räume und Zeiten, „Filmgeschichte(n)“ sowie „In Amerika“.

Wim Wenders, Düsseldorfer des Jahrgangs 1945, aber im Ruhrgebiet aufgewachsen mit besonderer Affinität zu Oberhausen (Abitur) und Essen (gehört zu den „Rettern“ des seinerzeit vom Abriss bedrohten Lichtburg-Kinos), ist als wichtiger Vertreter des Autorenkinos der 1970er Jahre international bekannt geworden und gilt heute als einer der bedeutendsten Vertreter des Weltkinos.

Seine nationalen und internationalen Auszeichnungen als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent sind Legion, aber auch als Fotograf und Buchautor ist der Wahl-Berliner weltweit erfolgreich. Zu den Highlights der Werkschau gehören seine 3-D-Filme, der 287-minütige Director’s Cut „Bis ans Ende der Welt“ und absolute Raritäten wie seine Japan-Filme „Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten“ und „Tokyo-Ga“ sowie die Dokumentation der Berlin-Pankower Filmpioniere Max und Emil Skladanowsky, die am 1. November 1885 im berühmten Berliner Varieté „Wintergarten“ auf ihrem selbstentwickelten „Bioskop“ erstmals bewegte Bilder vorführten.

In „Das Salz der Erde“ porträtiert Wim Wenders das bewegende Leben des internationalen Fotojournalisten Sebastião Salgado. Foto:

Wim Wenders, Desperado

Ein halbes Jahrhundert lang habe Wim Wenders Filme gemacht, „und es ist kein wirklich schlechter dabei“, bekundet der Regie-Kollege und langjährige Freund Werner Herzog gleich zu Beginn der knapp zweistündigen Hommage zu dessen 75. Geburtstag im Jahr 2020. „Er verkörpert unsere Zeit“ setzt Herzog fort: „Ich würde einem 18-jährigen Filmstudenten raten: 'Schau Dir die Wim-Wenders-Filme an, Du Depp!'“ Die Dokumentation stammt vom deutsch-australischen Filmemacher, Autor, Journalisten und Grimme-Preisträger Eric Friedler und einem langjährigen Freund des „Toten Hosen“-Fans Wenders, Andreas Frege alias Campino, der 2008 in „Palermo Shooting“ an der Seite von Dennis Hopper die Hauptrolle spielte.

Auch Herzog war in Wenders-Filmen zu sehen, in „Zimmer 666“ und „Tokyo – ga“, bekundet bei einem Besuch 2019 in Los Angeles jedoch, diese selbst nicht gesehen zu haben. Ein ebenso prätentiöser Unsinn wie auch die Replik seines Gegenübers Wenders, den Film „Desperado“ nach Fertigstellung nicht ansehen zu wollen: ihm genüge der morgendliche Blick in den Rasierspiegel. Der Filmtitel greift ein Wort des Schauspielers Patrick Bauchaud („Der Stand der Dinge“, Lisbon Story“, „Every Thing Will Be Fine“) auf: „Wim ist ein Deperado“ gemäß der Fallschirmspringer-Erkenntnis, dass der freie Fall näher ans Ziel führt.

Mit diesem freien Fall ist der Super-Gau „Hammett“ gemeint: Nachdem sich Wim Wenders entschlossen hatte, das ihm zu eng gewordene Europa zu verlassen, um in Amerika sein berufliches und nach Heirat der Sängerin Ronee Blakley auch privates Glück zu finden, drehte er 1977 „Der amerikanische Freund“ nach Patricia Highsmith. Der berühmte Produzent Francis Ford Coppola zeigte sich angetan und betraute ihn mit dem Filmprojekt einer Hommage an den legendären Krimiautor Dashiell Hammett („Der Malteser Falke“). Der Autorenfilmer Wenders, aus Deutschland gewohnt, ein Drehbuch nur als Steinbruch eigener Ideen zu nutzen, lieferte zwar die erwartete Liebeserklärung an die Klassiker der „Schwarzen Serie“ Hollywoods, stellte aber nicht die Titelfigur in den Mittelpunkt, sondern seine offenbar nicht sehr talentierte Gattin.

Coppola berichtet, noch vierzig Jahre später mit empörtem Unterton, wie entsetzt er über das Resultat gewesen ist: Wenders musste nach einer Unterbrechung von zwei Jahren, in denen er in Lissabon „Der Stand der Dinge“ als arg einseitigen, den Produzenten verletzenden Kommentar zu diesem Geschehen filmte, neunzig Prozent seines „Hammett“-Films noch einmal drehen – ohne Gattin Ronee Blakley. Es ist kein geringes Verdienst von Friedler & Freder, diese für Wenders unrühmliche Causa aus Sicht des nun freilich altersmilden und von der Qualität des eigenwilligen Deutschen inzwischen nachdrücklich überzeugten Coppola zum Bestandteil ihrer Hommage gemacht zu haben.

Anzeige: Herner Sparkasse Solit 2024

„Desperado“ punktet überdies mit ganz frühen Aufnahmen rauchender Schlote aus dem Ruhrgebiet des Kindes Wim mit der vom Vater geschenkten 8mm-Kamera, mit Fotos des bereits etablierten Regisseurs im Stil Edward Hoppers, um sich Licht und Landschaft anzueignen aus Angst vor der knalligen Kodachrome-Farbigkeit des amerikanischen Kodak-Materials und dem mehrfach geäußerten Bekenntnis, ursprünglich Bildender Künstler werden zu wollen und die Kamera nun als eine andere Art von Leinwand zu nutzen. Für Campino ist Wim Wenders ein Punk: „Erst 'mal machen und dann sehen, was dabei herauskommt.“

Die Werkschau im Überblick

  • So. 07.01.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Wim Wenders, Desperado
  • So. 14.01.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Buena Vista Social Club
  • So. 28.01.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Der amerikanische Freund
  • So. 11.02.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Das Salz der Erde
  • So. 25.02.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Falsche Bewegung
  • So. 10.03.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten
  • So. 24.03.2024 17:30 Uhr Lichtburg: Viel passiert - Der BAP-Film
  • So. 14.04.2024 17:30 Uhr Sabu in der Lichtburg: Pina (3D)
  • So. 28.04.2024 17:30 Uhr Sabu in der Lichtburg: Die schönen Tage von Aranjuez (3D)
  • So. 12.05.2024 16.30 Uhr Eulenspiegel: Im Lauf der Zeit
  • So. 26.05.2024 17:00 Uhr Eulenspiegel: Der Himmel über Berlin
  • So. 09.06.2024 16:00 Uhr Lichtburg: Bis ans Ende der Welt – Director's Cut
  • So. 23.06.2024 17:00 Uhr Eulenspiegel: In weiter Ferne, so nah!
  • So. 14.07.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Alice in den Städten
  • So. 28.07.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Tokyo-Ga
  • So. 11.08.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Grenzenlos
  • So. 25.08.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Nick‘s Film - Lighting Over Water
  • So. 08.09.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Der Stand der Dinge
  • So. 22.09.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Lisbon Story
  • So. 29.09.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Die Gebrüder Skladanowsky
  • So. 13.10.2024 17:00 Uhr Eulenspiegel: Paris, Texas
  • So. 27.10.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Am Ende der Gewalt
  • So. 10.11.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: The Million Dollar Hotel
  • So. 24.11.2024 17:30 Uhr Eulenspiegel: Land of Plenty
November
24
Sonntag
Sonntag, 24. November 2024, um 17:30 Uhr Eulenspiegel, Steeler Straße 208, 45138 Essen
Vergangene Termine (19) anzeigen...
  • Sonntag, 7. Januar 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 14. Januar 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 28. Januar 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 11. Februar 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 25. Februar 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 10. März 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 12. Mai 2024, um 16:30 Uhr
  • Sonntag, 26. Mai 2024, um 17 Uhr
  • Sonntag, 23. Juni 2024, um 17 Uhr
  • Sonntag, 14. Juli 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 28. Juli 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 11. August 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 25. August 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 8. September 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 22. September 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 29. September 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 13. Oktober 2024, um 17 Uhr
  • Sonntag, 27. Oktober 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 10. November 2024, um 17:30 Uhr
Vergangene Termine (2) anzeigen...
  • Sonntag, 24. März 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 9. Juni 2024, um 16 Uhr
Vergangene Termine (2) anzeigen...
  • Sonntag, 14. April 2024, um 17:30 Uhr
  • Sonntag, 28. April 2024, um 17:30 Uhr
Mittwoch, 3. Januar 2024 | Autor: Pitt Herrmann