28-Jähriger erschlagen und im Wald vergraben
Der 28-jährige Sharip Makaev galt im Frühjahr 2015 als vermisst - heute weiß die Polizei: Der in Herne lebende Russe wurde am 2. März 2015 umgebracht und einige Tage später in einem Wald bei Vlotho vergraben. Zwei von vier dringend Tatverdächtigen sind gefasst, und gegen sie erging Haftbefehl. Nach zwei weiteren Tätern wird international gefahndet. Dies gaben Polizei und Staatsanwaltschaft Bochum am Donnerstag (5.11.2015) auf einer Pressekonferenz bekannt.
"Als wir in der Vermisstensache die Ermittlungen aufnahmen, fanden wir schnell Hinweise auf ein mögliches Tötungsdelikt", sagte Dirk Wisniewski, der Leiter der Mordkommission I. Anfang Juni meldete sich dann ein Freund des Opfers - aus seinem Heimatland Tschetschenien. Er und Makaev waren Studienfreunde in Russland und lebten seit 2013 in einer gemeinsamen Wohnung in Herne. Bei der tschetschenischen Polizei gab er zu Protokoll:
Am 2. März seien er und Sharip Makaev in Herne von einer Bekannten abgeholt worden, um Bekannte zu besuchen. Die Fahrt endete aber in einem Hinterhalt an einem weißen Kleintransporter (Peugeot Boxer), wo die Täter lauerten, Makaev und seinen Freund überwältigten und in den Transporter zogen. Im Fahrzeug sei Makaev bei einer Auseinandersetzung erschlagen worden; mit einem stumpfen Gegenstand, wie die Obduktion Monate später ergab. Der Leichnam sei einige Tage später - "irgendwo bei Bielefeld" - im Beisein des Tschetschenen vergraben worden.
Der Zeuge sei gefangen gehalten worden, nach Frankreich verschleppt und zehn Tage später in Polen an der weißrussischen Grenze abgesetzt worden - mit den Worten: Wir bringen auch dich um, wenn du was sagst.
Die Polizei spürte den Miet-Kleintransporter (Kennzeichen: M - BZ 6835) bei ihren Ermittlungen in Süddeutschland auf. "In dem Wagen konnten noch Blutspuren sichtbar gemacht werden, und auch die DNA des Opfers ist in dem Wagen fesgestellt worden" (Wisniewski). Ein Förster in Vlotho gab schließlich den entscheidenden Hinweis auf den möglichen Ort der Leiche, und Spürhunde der Polizei fanden dann den vergrabenen Leichnam.
Die Tatwerkzeuge (Stiele mit metallenem Ende) hat die Polizei an einem Bach in Crange am Gewerbegebiet Resser Srraße sichergestellt. Festgenommen sind mittlerweile eine 32-jährige Frau aus Herne sowie ein 26-jähriger Mann aus Essen. Flüchtig sind die beiden Russen Ullubiy Aliev (36) und Sirashutdin Ismailov (54), der sich auch mit dem Nachnamen Aliev ausgibt.
Zum Hintergrund der Tat: Der gesuchte Ullubiy Aliev verübte Ende 2014 einen Raubüberfall in Lüdenscheid, wo er zunächst das Vertrauen einer begüterten Seniorin gewann, die er dann fesselte und ausraubte. Den Wert der Beute (Schmuck, Münzen, Bargeld) bezifferte Dirk Wisniewski mit "60.000 bis 100.000 Euro." "Die damalige Tatbeute wurde in der gemeinsamen Wohnung des späteren Mordopfers und des Tatzeugen aus Tschetschenien deponiert und kam unter noch nicht restlos aufgeklärten Umständen abhanden", so die Polizei. Offensichtlich, so Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann, sei die Beute - oder zumindest ein Teil davon - abhanden gekommen, und Sharip Makaev und sein tschetschenischer Freund seien deshalb in den Hinterhalt gelockt worden.
"Gegen das Opfer und den Zeugen haben wir keine polizeilichen Erkenntnisse", so Bachmann, "wohl aber gegen die Täter." Auch gegen Sirashutdin Ismailov ermittele die Polizei seit 2006 wegen erpresserischem Raub und ähnlicher Delikte. Beide haben bisher im Raum Herne und im westeuropäischen Ausland gelebt und seien zu Straftaten eingereist. "Beide sind bewaffnet und gefährlich", sagte Andreas Bachmann.
