Horst Schröder legt Mandat nieder
Abriss so gut wie besiegelt
Die Herner Bezirksvertretung Eickel tagte am Donnerstag (10.6.2021) und hatte als zweiten Tagesordnungspunkt im nichtöffentlichen Teil das im Jahr 2016 geschlossene Hallenbad Eickel auf dem Schirm. Schon in der Mai-Sitzung wurde das Hallenbad, dessen Erhalt und weitere Nutzung viele Bürger beschäftigt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehandelt. Nach jetzigem Stand hat es den Eindruck, kann es der Verwaltung nicht schnell genug gehen, das altehrwürdige Bad zu verkaufen, abzureißen und das Gelände mit Neubauten zu bestücken. Es scheint, die Zustimmung der Ratsmitglieder in der kommenden Sitzung (Dienstag, 29. Juni 2021) sei eine reine Formalie.
Die Vorarbeit dazu leisteten die Mitglieder der Bezirksvertretung Eickel (siehe oben) als ein Großteil der Genossen für den Abriss des Hallenbades votierten. Über die Rasanz, mit der der Abriss jetzt in trockene Tücher gebracht werden soll, sind viele Herner und vor allem die Menschen, die den Erhalt des Bades befürworten, überrascht. Allen voran Horst Schröder und seine Mondritter. Schröder ist als parteiloses Mitglied seit September 2020 für die SPD in der Bezirksvertretung Wanne aktiv und sagte im halloherne-Gespräch: „Ich führte dort viele Hallenbad-Gespräche und ich fand viele Befürworter für den Erhalt des Bades."
Schröder weiter: „Bei einem SPD-Termin vor der Christuskirche, kurz vor der Wahl im September 2020, signalisierten mir Parteimitglieder ihre Zustimmung zum Erhalt des Bades zu." Diese reichten von: „Dann müsste man viel Geld in die Hand nehmen und Fördermittel beantragen“, bis hin zu „Super, dann lass uns den alten Tempel doch wieder aufmachen.“ Schröder: „Ab da bin ich ja erst losgezogen und habe mich schlau gemacht.“
Fördermöglichkeit um Fördermöglichkeit zauberte Schröder aus dem Hut. Schröder:„ Dafür habe er ich mich in die Materie der Fördertöpfe eingelesen und als parteiloses Mitglied der SPD-Bezirksvertretung auch Sportausschusssitzungen besucht und das Wissen den Genossen kundgetan. Dabei stieß ich auch immer wieder auf Zustimmung. In einem SPD-Positionspapier vom 15. März 2021 sprachen sich die Genossen noch von einer 'Gegenüberstellung von Zahlen und für eine transparente Debatte' aus." Als einige der SPD-Mitglieder am 1. April 2021 der Tageszeitung entnahmen, dass das Bad verkauft und abgerissen werden sollte, waren sie darüber mehr oder weniger entsetzt (halloherne berichtete).
„Dass der Abriss jetzt beschlossene Sache sein soll, das kann ich nicht fassen", sagt Horst Schröder im halloherne-Gespräch am Mittwoch (23.6.2021). Selbst Förderanträge, die er in den Bezirkssitzungen vorstellte, seien nicht weiter verfolgt worden - bedauert Schröder. Für den Erhalt und eine Wiederöffnung des Hallenbades für Vereine und Schulen, dafür machte sich in der Vergangenheit neben Horst Schröder, die DLRG und Carola Engler als Vorstandsmitglied des S.C. Hellas (halloherne berichtete).
Ein Online-Petition, die Unterschriften für die Wiederinbetriebnahme des Bades sammelt und im April 2021 startete, „die wird einfach nicht abgewartet. Da werden jetzt schnell Nägel mit Köppen gemacht“, sagt Schröder. „Ich bin sicher, dass ich die nötigen Unterschriften zusammen bekommen hätte. Und ein Schelm ist derjenige, der den 'Krummen Hund' vom Westhafen als Vergleich heranzieht.“
Schröder ist so enttäuscht von den Genossen, dass er nicht weiß, wie er damit umgehen soll. Zumal es auch Genossen geben soll, „die die Online-Petition unterschrieben haben und jetzt für den Verkauf und somit auch für den Abriss stimmen." Für Horst Schröder steht es außer Frage, dass sich das Hallenbad „mit Fördergeldern in die Zukunft retten lassen würde und dadurch die Situation der Schwimmausbildung unserer Kinder verbessert werden kann."
Gleichwohl findet er es natürlich 'super', dass es neue Schwimmflächen geben wird. „Nur eine Perspektive von 10 Jahren, bis wir über genügend Schwimmfläche verfügen, das ist eindeutig zu lange.“
Die Tugenden der Ritter und die der Politik
Es hat einige schlaflose Nächte und viele Grübelstunden gebraucht, bis Schröder zu einer neuen Erkenntnis kam: „Die ritterlichen Tugenden sind mit denen der Politik nicht vereinbar.“
Darum erschien er zur letzten Bezirksversammlung am Mittwoch (23.6.2021) und brachte kurz die Tagesordnung der Genossen durcheinander. Er unterrichtete sie schon vor dem 'TOP 1' über seine Entscheidung „aus dem Verein auszutreten", wie sagte. Laut Schröder kam eine zögerliche Nachfrage von Torsten Becker nach dem Warum. „Die habe ich nur kurz mit einer Gegenfrage beantwortet: Das könnt ihr Euch doch denken, oder? Damit war das Thema anscheinend nicht nur für mich durch", erzählt Schröder.
Schnell wie der Wind
Er hätte allerdings noch einen 'Fahrplan' mit auf den Weg bekommen, was er für einen sofortigen Austritt tun müsse. „Als ich am nächsten Morgen, Donnerstag (24.6.2021), im Rathaus erschien, waren die Papiere schon vorbereitet und ich musste im Prinzip nur noch unterschreiben.“