Wo die Partei viele Stimmen holte und wo nicht
AfD-Kandidat Zerbin zieht in den Bundestag ein
Nach der Bundestagswahl am Sonntag (23.2.2025) werden nach und nach die Entscheidungen deutlich. Im Wahlkreis Herne - Bochum II setzte sich Hendrik Bollmann (SPD) durch und holte das Direktmandat (halloherne berichtete). Es hat aber auch noch für einen weiteren Vertreter des Wahlkreises gereicht: Prof. Dr. Daniel Zerbin, Kandidat der Alternative für Deutschland (AfD), zieht über die Landesliste in den Berliner Bundestag ein.
Er holte im Wahlkreis 21,49 Prozent der Erststimmen - seine Partei kam bundesweit auf 20,8 Prozent. Nur für die Stadt Herne erhielt er sogar 22,21 Prozent der Erststimmen, das sind 17.740 Wähler (Wahlkreis 28.088).
Insgesamt gingen in Herne 76,11 Prozent der rund 106.000 Wahlberechtigten zur Wahlurne oder schickten ihren Stimmzettel per Briefwahl ab (halloherne berichtete). Zerbin holte seine meisten Stimmen im Stadtbezirk Wanne mit 25,45 Prozent. In Sodingen hingegen gab es nur 20,39 Prozent für ihn (halloherne berichtete).
'Sehe mein eigenes Ergebnis als Erfolg an'
Der Dorstener, der bis zuletzt Abgeordneter im NRW-Landtag war, zeigte sich schon am Wahlabend gegenüber halloherne zufrieden: „Wir haben rund 20 Prozent erreicht, das stimmt uns sehr zufrieden“, sagte der 52-Jährige. „Mein eigenes Ergebnis sehe ich als Erfolg an, ich hatte aber rund 20 Prozent erwartet.“ Zu diesem Zeitpunkt war aber noch nicht klar, ob es für ihn zum Einzug über die Landesliste reichen würde. Hier stand er auf Rang 13.
Doch das hat sich mittlerweile geklärt. halloherne erreicht Prof. Zerbin am Dienstagmittag (25.2.2025) in Berlin, er ist bereits vor Ort im Bundestag. „Wir hatten vorhin schon die erste Fraktionssitzung“, berichtet er. „Ich bin zufrieden und stolz, das Mandat und diese wunderbare Aufgabe erhalten zu haben.“
Viel zu erledigen: Büro, Personal, IT und mehr
Dass es über die Landesliste reicht, sei für ihn schon nach den ersten Hochrechnungen fast sicher gewesen. „Nun gilt es, die Grundlagen in Berlin und im Bundestag einzurichten und zu klären“, gibt Zerbin zu Protokoll. Dazu gehören eine Wohnung suchen, aber auch ein Büro zugewiesen zu bekommen, Personal dafür zu finden und die IT einzurichten.
„Das wird etwas Zeit in Anspruch nehmen, aber durch meine drei Jahre im Düsseldorfer Landtag hat man Erfahrungen gesammelt“, führt er weiter aus. Stichwort Landtag: Sein Mandat in der NRW-Landeshauptstadt wird Zerbin niederlegen, voraussichtlich nach der ersten konstituierenden Sitzung im Bundestag.
Hohe Ergebnisse in Unser Fritz und Röhlinghausen-Nord
Zurück nach Herne. Insgesamt war die AfD hier erneut auf dem Vormarsch, gegenüber der Bundestagswahl 2021 verbesserte sie sich in der Stadt deutlich. Auffällig: In den Ratswahlbezirken Unser Fritz/ Crange sowie Röhlinghausen-Nord holte sie am meisten Zweitstimmen (28,36 und 24,74 Prozent). In Horsthausen gelang ihr mit 26,54 Prozent ebenfalls ein starkes Ergebnis - nur die SPD war hier mit 27,78 Prozent besser.
„Diese Ergebnisse deuten auf die Gesamtentwicklung im Ruhrgebiet hin. Hier war mal die Herzkammer der SPD als Arbeiterpartei, aber mittlerweile vertreten sie eine links-grüne Ideologie“, schätzt Zerbin ein. „Die Bürger haben hier aber Ängste und Bedürfnisse, insbesondere in den Bereichen der Migration und Wirtschaft. Hier liegen die Kernkompetenzen der AfD, deshalb wollen sie einen Wechsel und wählen uns.“
Weniger AfD-Stimmen in Herne-Ost und Sodingen-Nord
Aber: Für diejenigen, die ein Verbot der AfD fordern und gegen Rechtsextremismus auf die Straßen gehen und demonstrieren, gibt es auch gute Nachrichten. Beispielsweise in Herne-Ost sammelte die AfD „nur“ 15,52 Prozent der Zweitstimmen, zudem gab es in Eickel-Mitte, Altenhöfen und Sodingen-Nord Ergebnisse um rund 18 Prozent zu verzeichnen.
Inwiefern sich der Dorstener künftig in Berlin für den Wahlkreis Herne - Bochum II einsetzen wird, wird sich erst noch zeigen müssen.
