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Alles in bester Ordnung: Marlen (Corinna Harfouch) im Café mit ihrem Chef (Joachim Król).

Sympathische Komödie mit Joachim Król

'Alles in bester Ordnung'

Marlen DeVert (Corinna Harfouch) meditiert im Flur eines Mehrfamilienhauses. Als ihr eine neue Waschmaschine geliefert wird, lässt sie die Monteure nicht in ihre Wohnung, sondern wuchtet das schwere Gerät eigenhändig durch die Tür. Was nicht weiter verwundert, wenn wir mit der Kamera Niklas Lindschaus einen Blick in die höhlenartig zugestellte, auf den ersten Blick messihaft-zugemüllte Behausung werfen: Hier kann Frau sich kaum um die eigene Achse drehen.

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So erhält auch der junge IT-Spezialist Fynn (Daniel Sträßer) keinen Einlass, der vorübergehend in die Wohnung über Marlen gezogen ist. Die marode Heizungsanlage hat einen Wasserschaden verursacht, weshalb es bei Marlen durch die Decke tropfen müsste, was diese jedoch rundum abstreitet. Er soll in der nahegelegenen Recyclingfirma Winfried Rehbergers (Felix Vörtler) die Flaschensortieranlage reparieren – zur hoffnungsvollen Freude seiner temporären Kollegin Lea (Luise Kinner), die sogleich ein Auge auf ihn geworfen hat.

Alles in bester Ordnung: Die kann man noch verschenken. Fynn (Daniel Sträßer) und Marlen (Corinna Harfouch) beim Aussortieren.

Erst einige Tage später, als Fynn in Ermangelung einer Bleibe für die Nacht, seine Wohnung muss von Grund auf renoviert werden, in der Tiefgarage hockt, erbarmt sich Marlen seiner und gewährt ihm zwischen all‘ ihren „geretteten“ Gegenständen Asyl. „Haben Sie da schon einmal jemanden drin verloren?“ fragt der Nachbar sarkastisch. Der sich mit nur einhundert Dingen belasten will, um flexibel bleiben zu können. „Ordnung ist das halbe Leben!“ lautet daher seine Maxime. Und erhält prompt zur Antwort: „Willkommen in der anderen Hälfte!“

„Das Blöde an wenig Besitz ist, man ist ständig am Waschen“: Fynn zeigt sich zunehmend fasziniert von der eigentümlichen Ordnung seiner chaotischen Umgebung, die er zunächst noch – „schnelle Analyse nach kurzer Betrachtung“ – von ein paar Studenten ausräumen lassen wollte. Fasziniert auch von seiner zwar schrulligen, bisweilen auch schroffen, unterm Strich aber durchaus sympathischen Gastgeberin. Die alle Avancen ihres liebevoll-fürsorglichen Chefs Magnus Joosten (Joachim Król) zurückweist, aber keine Hemmungen hat, mit dem Hausverwalter (Simon Hatzl) zu schlafen, damit er ihr den Heizungsmonteur (Thomas Krautmann) vom Halse schafft.

Die leidenschaftlich-zwanghafte Sammlerin, die auf Nachfrage zu jedem Gegenstand eine Geschichte zu erzählen weiß, hat vom genervten Verkäufer eines Möbelgeschäftes (Steffen Will) Hausverbot erteilt bekommen, nachdem sie es sich allzu häufig in den Ausstellungsstücken bequem gemacht hatte. Bald liegt Fynn neben ihr auf einem der herrlich bequemen Doppelbetten…

In ihrem Langfilm-Regiedebüt „Alles in bester Ordnung“ richtet die Schauspielerin Natja Brunckhorst, die vor 40 Jahren mit der Hauptrolle in „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ schlagartig berühmt wurde, einen so warmherzigen wie humorvollen Blick auf unsere Wegwerf-Gesellschaft. In welcher der Dienstleistungssektor der Aufräumer nicht zuletzt dank einige Real-TV-Serien einen ungeheuren Aufschwung genommen hat. Ihre 96-minütige Komödie, an insgesamt 23 Tagen im März und Juli 2020 in Köln und in Oberhausen gedreht und am 3. Oktober 2021 in der Sektion „Große Freiheit“ des 29. Filmfests Hamburg uraufgeführt, punktet mit pointiert-wortwitzigen Dialogen einer Klasse-Besetzung, allen voran Corinna Harfouch als zarte, aber auch konsequente und durchaus auch selbstironische Marlen, die am Ende nicht nur die Handwerker, sondern auch ihren Chef samt ihrer Kolleginnen Andrea (Katharina Schmalenberg) und Bea (Susanne Bredehöft) in ihre vier Wände lässt. Und nicht zuletzt mit dem Lola-reifen Gesamtkunstwerk der Szenenbildnerin Zazie Knepper, deren Tropfstein-Wohnhöhle einen Platz im Museum verdient hätte.

Dieses rundum sympathische Feel-Good-Movie von Martin Rehbock (Buch) und Natja Brunckhorst (Buch und Regie) über das Zuviel und Zuwenig unserer kapitalistischen Konsumgesellschaft ist zugleich eine Hommage der Regisseurin an ihre während der Vorbereitungen zum Film gestorbene Mutter, wie sie auf der „Deutschlandpremiere“ am 16. Mai 2022 in der Essener Lichtburg mit Joachim Król und dem Produzenten Joachim Ortmanns bekundete. „Alles in bester Ordnung“ startet am 26. Mai 2022 in den Kinos, bei uns zu sehen im Casablanca Bochum, in der Schauburg Gelsenkirchen, im Metropol Düsseldorf sowie den beiden Essener Lichtspielhäusern Rio und Filmstudio Glückauf.

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Am Dienstag, 31. Mai 2022, ist die Regisseurin Natja Brunckhorst um 18 Uhr zu Gast im Bochumer Bermuda-Dreieck. Nach der Filmvorführung stellt sie sich den Fragen des Publikums und verlost im Casablanca Originalrequisiten.

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  • Dienstag, 31. Mai 2022, um 18 Uhr
Mittwoch, 25. Mai 2022 | Quelle: Pitt Herrmann