
Vereine haben seit der Pandemie mehr Zulauf
Angeln gegen den Corona-Blues
Der anhaltende Lockdown, Home-Office, Kurzarbeit oder Home-Schooling, vieles zerrt in diesen Zeiten an den Nerven der Menschen. So haben seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie zahlreiche Menschen das Angeln als Ausgleich und Hobby an der frischen Luft für sich entdeckt. Angelvereine in NRW verzeichnen eine erhöhte Nachfrage.
Jürgen Volkmann, erster Vorsitzender des Sportfischereivereins Herne gegr. 1902 e. V, berichtet auf Anfrage von halloherne davon, dass es derzeit einen Mitgliederzulauf und viele Nachfragen von Interessenten gebe, die die Fischerprüfung bei der Stadt ablegen möchten und vorher beim Verein einen Vorbereitungslehrgang für die Fischerprüfung besuchen möchten.
Weiter führt er aus: „Unser Verein hat zur Zeit 340 Mitglieder. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Zuwachs von 35 Mitgliedern, überwiegend im Bereich bis 40 Jahren. Hierbei sind noch keine Neuaufnahmen von Teilnehmern an unserem Vorbereitungslehrgang 2020 berücksichtigt. Der Verein hat 18 jugendliche Mitglieder bis 18 Jahren sowie drei Kinder unter zehn Jahren."
20 Personen hatten den Vorbereitungslehrgang für die Fischereiprüfung von September bis November 2020 besucht, leider habe die Stadt Corona-bedingt die Prüfung nicht durchführen können. Aber die Voraussetzung für das Angeln in Nordrhein-Westfalen sei das Bestehen der Fischerprüfung. Mit diesem Zeugnis kann der Fischereischein bei der Stadt gelöst und ein Fischereierlaubnisschein erworben werden.
Aufenthalt an der frischen Luft und in der Natur

Jürgen Volkmann berichtet außerdem davon: „Das Angeln in der Natur ist eine Freizeitbeschäftigung, die für Gewöhnlich allein oder mit wenigen Freunden, also Corona-gerecht ausgeübt werden kann. Der Aufenthalt an der frischen Luft und die Entspannung tut den Anglern gut." Ebenso biete das Angeln eine Abwechselung für Kinder und Jugendliche zum durch Corona oftmals digitalen Alltag.
Auch mehr neue Mitglieder bei 'Blitzkuhle'
Allein 40 neue Mitglieder seit Anfang des Jahres zählt der Angelverein Blitzkuhle aus Wanne-Eickel. Das sind 50 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Jahres 2020. „Fast täglich rufen mich Menschen an, die Mitglied im Verein werden wollen, sagt Udo Paschke, Vorsitzender des Vereins. Eine Vereinsmitgliedschaft koste 65 Euro im Jahr.
Er berichtet davon, dass viele Menschen, die nun Mitglied werden wollen, schon im Besitz des Fischereierlaubnisscheins seien. „Viele erzählen, dass sie vorher schlicht keine Zeit hatten und nun beispielsweise durch Kurzarbeit oder Home-Office wieder mehr Zeit hätten."
Ebenso würden die Menschen Entspannung und Entschleunigung in der Natur suchen. Außerdem ist das Angeln auch während Corona noch möglich, weil die Abstände eingehalten werden. Jedoch verdeutlicht er, dass das Angeln kein Sport sei, besonders vor dem Hintergrund des Tierschutzgesetzes. Den Fischen dürfe kein unnötiges Leid zugefügt werden. Das Angeln diene dazu, Fische zum Verzehr zu fangen. Die Zeit in der Natur sei dabei ein angenehmer Nebeneffekt.
Paschke, der unter anderem im Beirat des Landesfischereiverbandes sitzt, berichtet davon, dass von 9.000 Prüflingen in NRW aufgrund von Corona nur der Hälfte die Prüfung abgenommen werden konnte.
Auch in seinem Verein haben Prüflinge den Vorbereitungskursus für die Fischerprüfung in Anspruch genommen, der jedoch aufgrund der Pandemie aber ab November 2020 unterbrochen werden musste. „Wir werden aber alle Inhalte nachholen, sodass die Prüflinge gut vorbereitet in die Prüfung gehen werden, wenn es wieder losgehen kann", so Paschke.

Den Fischereischein bräuchten alle Menschen ab 16 Jahren. Ab dem 14. Lebensjahr kann die Prüfung zum Fischereischein abgelegt werden. Kinder und Jugendliche von zehn bis sechzehn Jahren können den Jugendfischereischein beantragen, dafür sei keine Prüfung notwendig. Alle Kinder unter zehn Jahren dürften aber einen Fischereischeinbesitzer zum Angeln begleiten. Neben einer Mitgliedschaft im Verein können aber auch Tages-oder Wochenkarten erworben werden.
Verkaufszahlen von Tageskarten gestiegen
Gerade diese Tageskarten seien bei Anglern sehr beliebt. Der Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes Westfalen und Lippe e. V., Dr. Michael Möhlenkamp, teilt auf Anfrage von halloherne mit, dass die Verkaufszahlen um insgesamt 20 Prozent gestiegen seien, bei den Online-Tageskarten sogar um 300 Prozent.
Diese Steigerung sei damit zu erklären, dass das Online-Angebot erst wenige Jahre bestehe und gegenüber dem Verkauf in Angelgeschäften noch nicht so etabliert gewesen sei. Da diese jedoch zeitweise schließen mussten, wurde das digitale Angebot stark nachgefragt. Langfristig entschieden sich dann aber Angler für die Mitgliedschaft in einem der vielen Mitgliedsvereine, die weitere Angelmöglichkeiten und günstigere Erlaubnisscheine bieten.
Ebenso kann der Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e. V. bestätigen, dass es eine erhöhte Nachfrage an Mitgliedschaften gebe. Die dem Verband gemeldeten Mitgliederzahlen zeigen schon für 2020 einen Anstieg von 66.518 in 2019 auf 69.186 in 2020. Wahrscheinlich würden sich diese Zahlen für 2020 noch erhöhen, weil Mitglieder nachgemeldet werden, so Dr. Mühlenkamp. Für 2021 werde ein weiterer Mitgliederzuwachs erwartet.