
Polizeistatistik 2024: Insgesamt deutlich weniger Straftaten als im Vorjahr
Anzahl der Wohnungseinbrüche steigt
Die Anzahl der Wohnungseinbrüche in Herne ist im vergangenen Jahr 2024 gestiegen - das geht aus der am Mittwoch (12.3.2025) vom Polizeipräsidium Bochum veröffentlichten Kriminalstatistik hervor. Demnach wurden 393 Wohnungseinbrüche verübt, das sind 50 mehr als im Vorjahr (plus 14,5 Prozent). In 169 Fällen blieb es beim Versuch, die Aufklärungsquote (AQ) liegt bei 12,72 Prozent.
Dennoch seien diese Zahlen kein Grund zur Beunruhigung. Durch die Corona-Pandemie habe es deutlich weniger Wohnungseinbrüche gegeben, weil viel mehr Menschen zu Hause waren. Außerdem käme den Banden zugute, dass Herne in einem Ballungsgebiet liegt und hier die Anonymität hoch sei.
Oftmals 'reisende Tätergruppen'
Hinzu kommt, dass die Verkehrsanbindung und Infrastruktur hier sehr gut sind, diese „helfen“ reisenden Tätergruppen, die nicht lange an einem Ort bleiben. Zudem seien die aktuellen Zahlen deutlich geringer als zur besonders schlimmen Zeit um 2015 herum, betonen Polizeipräsidentin Christine Frücht und Thorben Lommel, Leiter der Kriminalinspektion 3.
Insgesamt verzeichnen die Beamten sogar einen Rückgang der gesamten Straftaten: Waren es im Jahr 2023 noch 14.516, schrumpfte die Zahl um 1.061 auf 13.455, das entspricht einem Minus von 7,3 Prozent. Die sogenannte Häufigkeitszahl (Anzahl der Delikte gemessen an der Bevölkerungsdichte, in Herne gibt es 3.071 Einwohner pro Quadratkilometer) ist sogar von 9.224 auf 8.521 gesunken.
Cannabis-Legalisierung führt zu weniger Tätern
Die AQ fiel für Herne von 56,81 auf 54,7 Prozent. Auch hierfür hat Lommel eine Erklärung parat: „Das lässt sich auf das Cannabis-Gesetz zur Teillegalisierung zurückführen. In kleinen Mengen ist es nicht mehr strafbar, obwohl dort fast immer der Tatverdächtige direkt zu ermitteln war.“

Aufgrund des neuen Gesetzes (seit 1. April 2024 gültig) sind die Rauschgift-Delikte von 883 auf 400 Fälle rapide gesunken - bei Cannabis alleine von 591 auf 219. Die sinkenden Zahlen alleine seien ein gutes Zeichen, bewertet die Polizei auf Nachfrage von halloherne. Sie geht auch davon aus, dass es noch weniger werden. „Ob man es aber als erfolgreich bewerten kann, können wir noch nicht sagen, dazu fehlen uns noch Erfahrungen“, sagt Dr. Antje Wippermann, Leiterin der Kriminalinspektion 1..
Im Bereich der Straßenkriminalität (zum Beispiel Diebstahl von Autos oder Fahrrädern, sexuelle Belästigung sowie Handtaschenraub) gab es in Herne 183 weniger Fälle (2.819, 2023: 3.002). Die AQ stieg hierbei leicht von 17,19 auf 18,06 Prozent.
Höchste Zahl bei der Gewaltkriminalität
Deutlich gefährlicher ist das Thema Gewaltkriminalität. Hierunter fallen unter anderem Mord, Totschlag, Vergewaltigung, räuberische Erpressung und Körperverletzung mit Todesfolge. Hier ist mit 518 Delikten ein Höchststand in den vergangenen zehn Jahren zu verzeichnen, vor einem Jahr lag die Zahl noch bei 491. „Jedoch gilt es hier zu beachten, dass Mehrfachverdächtige dort öfter vorhanden sind“, erklärt Lommel. Die AQ liegt konstant hoch bei rund 75 Prozent.
Raubdelikte und der Diebstahl von Fahrrädern blieben ungefähr gleich. Betrugsfälle, auch im Bereich der Cyberkriminalität, nahmen beide ab. Seit einiger Zeit setzt vor allem im Bereich von Cyberkriminalität die Polizei auf Prävention, um mögliche Opfer zu schützen und zu warnen. Zu oft fallen noch Menschen auf beispielsweise „Cyber-Trading-Betrug“ oder den „klassischen“ Enkeltrick herein.
Fünf Mordversuche verzeichnet
Insgesamt gab es im Jahr 2024 in Herne fünf Mordversuche (2023: 2) zu verzeichnen, vier davon wurden aufgeklärt. Einmal gab es Totschlag (3) und einmal fahrlässige Tötung. Deshalb wurden sieben Mordkommissionen eingesetzt, zwei weniger als im Vorjahr.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung steigen seit Jahren an, im vergangenen Jahr aber sank die Anzahl leicht von 393 auf 374 Fälle. Auffällig hierbei: Die Fälle von Kinderpornographie ist von 112 auf 148 gestiegen. Das sei aber kein Grund zur Beunruhigung, sondern müsse eher den Tätern und den Netzwerken Angst bereiten, dass sie bald erwischt werden.

Dr. Antje Wippermann erklärt hierzu: „Die Bekämpfung ist seit 2022 ein strategischer Schwerpunkt unserer Behörde. Weil mehr ermittelt und mehr Personal eingesetzt wird, steigen auch die Fälle, sie werden also sichtbarer als vorher.“ Die AQ liegt bei den Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung bei 81 Prozent, ein ähnlicher Wert wie in den vergangenen zehn Jahren. Nur 2023 fiel sie deutlich auf rund 64 Prozent.
Über 5.200 Tatverdächtige, davon 3.800 Männer
Insgesamt wurden in Herne 5.226 Tatverdächtige ermittelt (2023: 5.574), davon waren 3.869 Männer. Von der Gesamtzahl der Tatverdächtigen waren 1.971 (37,87 Prozent) Nicht-Deutsche, hatten also keinen deutschen Pass. 3.273 der Tatverdächtigen (62,63 Prozent) waren bereits polizeilich bekannt.
Insgesamt sind die Verantwortlichen aber zufrieden, weil die Zahl der Straftaten erneut gesunken und die Aufklärungsquote leicht gestiegen ist. Ihr Fazit: Hier kann man sicher leben.