
Doris und Reinhard Kappes radeln 4.400 Kilometer in vier Monaten
Auf der Schleifenroute zur Krebsprävention
Die jährliche Charity-Radtour, die in Form einer riesigen imaginären Schleife durch viele Regionen Deutschlands führt, findet in diesem Jahr zum neunten Mal statt. Sie soll vor allem für Aufmerksamkeit sorgen: bislang ausschließlich zum Thema Brustkrebs, in diesem Jahr erstmalig auch für die Erkrankung an Prostatakrebs. Los gings am Montag, 6. Juli 2020 in Konstanz. So haben sich auch Doris und Reinhard Kappes dazu entschlossen, an der Tour teilzunehmen.
Jeder muss seinen eigenen Weg finden
„Jeder muss seinen eigenen Weg finden" Diese Aussage ist sinnbildlich für die Geschichte von Doris und Reinhard Kappes, die sich neben der Überwindung einer Brustkrebserkrankung von Doris, vor allem auch um Eigenentwicklung und Lebenserfahrung rankt. Doris Kappes war 48 und in einer frischen Beziehung mit ihrem zweiten Ehemann Reinhard, als sie vor 12 Jahren die Diagnose Brustkrebs erhielt: „Es war eigentlich eine klassische Situation: Ich habe regelmäßig beim Duschen meine Brust abgetastet und auf einmal bemerkte ich einen Knoten, der da nicht hingehörte und auch nicht wegging“, erzählt Doris Kappes von dem Erlebnis.

Sie beschreibt damit eine häufige Früherkennungssituation: Der Großteil der Frauen, die an Brustkrebs erkranken, entdeckt einen Knoten in der Brust nämlich selbst. „Es ist ganz wichtig den eigenen Körper zu kennen und achtsam zu sein – und natürlich Vorsorgemaßnahmen wahrzunehmen“, sagt die heute 60-Jährige. Das gelte übrigens auch für Männer und das Thema Prostatakrebs, ergänzt ihr Mann Reinhard „So bemerkt man viel früher, wenn etwas nicht stimmt und die Behandlungsoptionen sind in den meisten Fällen deutlich besser.“
Schleifenroute lenkt Aufmerksamkeit auf Brustkrebsfrüherkennung und Prostatakrebs
Diese Erkenntnis ist auch einer der Gründe warum sie und ihr Mann sich für die Schleifenroute der gemeinnützigen Organisation Awareness Deutschland engagieren. „Die jährliche Radtour auf der Schleifenroute ist eine schöne Art vielen Menschen zu begegnen und ins Gespräch zu kommen. Unsere Botschaft ist immer: Kümmert euch um euch selbst, betreibt Früherkennung, verschenkt diese Chance nicht.“ Doris Kappes hatte bei allem Pech noch Glück. Durch die schnelle Diagnose war der Tumor bei ihr noch klein und er saß an einer gut zu operierenden Stelle. Auch war das Zellwachstum weniger aggressiv, so dass ihr trotz 65 Bestrahlungen und der Operation eine Chemotherapie erspart blieb. Im Anschluss musste sie sechs lange Jahre Medikamente nehmen, die neben dem Zellwachstum auch ihren Hormonhaushalt beeinflussten; mittlerweile gilt sie als genesen und schätzt sich sehr glücklich.

Selbstbestimmung, Selbstliebe und partnerschaftlicher Rückhalt
Doch der Weg dahin war lang und hätte auch anders verlaufen können. „Ich hatte zusätzlich zu der neuen Beziehung gerade eine dreijährige Berufsausbildung als Systemelektronikerin angefangen – und dann wurde uns plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen“, beschreibt sie die damalige Zeit. „Wir haben zusammen geweint, Angst gehabt, uns aber auch Halt und Hoffnung gegeben“, sagt sie, denn ihr Mann Reinhard stand alles mit ihr gemeinsam durch. Für sie ist dieser private Rückhalt für die Betroffenen sehr wichtig. „Jeder muss seinen eigenen Weg finden, ihn gehen lernen und gehen dürfen“, sagen beide heute.
Auch ihr Mann Reinhard weiß aus Gesprächen mit zahlreichen Betroffenen: „Man kann schlecht Rat geben – jeder Krebs und jede Lebenssituation ist anders.“ Für ihn ist deshalb wichtig, dass jedem die Autonomie zugestanden wird, mit der Situation so umzugehen, dass es sich für den Menschen selbst richtig anfühlt. Beide haben erlebt, wie anstrengend es war, nach einer erschütternden Diagnose sofort mit Therapieplänen und Terminen überrannt zu werden und keine Zeit zum Verarbeiten zu haben. Für sie waren daher Selbstbestimmung und eine kraftvolle innere Einstellung zur Krankheit bei der Therapie entscheidend. „Ab dem Punkt, an dem ich mir die Zeit gegönnt habe, eine zweite Meinung einzuholen, mich zu informieren und mir verschiedene Therapien vorstellen zu lassen, wurde ich weniger hilflos. Ich hatte großartige Mediziner an meiner Seite, doch die Kraft habe ich vor allem aus meiner eigenen Aktivität geschöpft. Der Krebs hat nicht mehr mein Leben bestimmt, sondern ich selbst habe in gewisser Weise über meinen Körper und die Therapie bestimmt. Das ist auch ein Akt der Selbstliebe, sich diese Freiheit zu nehmen und das eigene Befinden in den Mittelpunkt zu stellen“, beschreibt Doris Kappes diesen für sie so wichtigen Prozess.
Als hilfreich empfanden beide zudem verschiedene psycho-onkologische Beratungen sowie Klang- und Entspannungstherapien. Die Hobby-Sportlerin nahm Musik und Töne so stärkend und emotional ausgleichend wahr, dass sie nach ihrer Therapie selbst eine Ausbildung zur Klang-Therapeutin machte.
Ein Instrument begleitet sie seither übrigens immer auch auf der Schleifenroute-Radtour durch Deutschland. Wer die beiden treffen möchte, kann sich auf der Webseite der großen Schleifenroute-Radtour nach ihren Stationen sowie ihrem aktuellen Routenpunkt in Deutschland erkundigen. Beide sind offen für Gespräche und freuen sich auf den Austausch und die Begegnung mit netten Menschen