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Cordelia Neige (l.) und Anna Schiff geben einführende Worte zur Ausstellung

Gefährlichster Ort für eine Frau ist die heterosexuelle Beziehung

Ausstellung 'Was ich anhatte...' eröffnet

Im Anschluss an die offizielle Eröffnung der Herner Frauenwoche (halloherne berichtete) fand die Vernissage der Ausstellung „Was ich anhatte...“ im Büro für Gleichstellung und Vielfalt, Berliner Platz 9, statt. Die Ausstellung macht die Erfahrungen von Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, anonym öffentlich. Gezeigt werden zwölf Exponate von Frauen, die einen sexuellen Übergriff erlebt haben. Größtenteils handelt es sich um die Original-Kleidung der Frauen.

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„Die Frage 'Was hattest du an?' impliziert eine Abwertung der Gewalterfahrung, die eine betroffene Frau durchleben musste“, macht Cordelia Neige, Leiterin des Büros für Gleichstellung und Vielfalt, in ihren einleitenden Worten deutlich. Denn die Kuratorin Beatrix Wilmes will das Thema aus der Tabuzone holen und verdeutlichen, dass Schuld nicht bei der betroffenen Person liegt, sondern allein beim Täter.

Victim-Blaming findet immer noch statt

Auf diese Schuldfrage geht auch Referentin Anna Schiff in ihrem Vortrag begleitend zur Ausstellung ein. Sie verdeutlicht, dass auch heute immer noch eine Täter/Opfer-Umkehr stattfinde. Das sogenannte Victim-Blaming, also der betroffenen Person selbst die Schuld an dem Übergriff geben, sei immer noch gang und gäbe. Dazu führt sie Beispiele von Fällen aus den vergangenen Jahren an, wie den Fall von der Französin Gisèle Pelicot. Ferner zeigt sie auf, dass es immer wieder dazu kommt, dass andere Frauen die Glaubwürdigkeit von weiblichen Opfern anzweifeln.

Im Anschluss an die offizielle Eröffnung der Herner Frauenwoche fand die Vernissage der Ausstellung „Was ich anhatte...“ im Büro für Gleichstellung und Vielfalt, Berliner Platz 9, statt.

„Damit einer Frau geglaubt wird, muss sie schon fast eine Heilige sein“, macht Schiff deutlich. Die Täter seien eben nicht die großen Unbekannten, sondern kommen meist aus dem näheren Umfeld einer Betroffenen. „Der gefährlichste Ort für eine Frau ist immer noch die heterosexuelle Beziehung“, fasst es die Referentin zusammen.

Täter sind im näheren Umfeld zu finden

Dies zeigt sich ferner an den Exponaten und Texten zu der bewegenden Ausstellung. Die Täter sind meist Bekannte, Freunde, Arbeitskollegen oder Verwandte, der große Unbekannte ist eher nicht dabei. Ebenso spielt auch der ominöse kurze Minirock, der immer gerne fürs Victim-Blaming genutzt wird, in dieser Ausstellung keine Rolle.

Es sind Kleidungsstücke, die jede Frau in ihrem Kleiderschrank hat, wie Sporthosen, Schlafanzüge oder eben T-Shirts, und verdeutlicht: Jede kann zur Betroffenen werden.

Während der Besichtigung herrscht eine große Stille bei den Besucherinnen. Viele sind sichtlich bewegt von den Schilderungen der Frauen. Auch wenn es schwere Kost ist, ist der einhellige Tenor, dass es wichtig ist, sexualisierte Gewalterfahrungen aus der Tabuzone zu holen.

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Wer sich selbst ein Bild von der Ausstellung machen möchte kann dies Montag bis Donnerstag von 8:30 bis 16 Uhr und Freitag von 8:30 bis 12 Uhr machen.

Sonntag, 9. März 2025 | Autor: Julia Blesgen