Sanierungskosten zu hoch, Bedarf sei gedeckt: Auszug bis Ende 2025
AWO gibt Else-Drenseck-Zentrum auf
In Börnig stehen Veränderungen an: Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Bezirk Westliches Westfalen gibt das Else-Drenseck-Zentrum am Katzenbuckel auf. Der letzte Betriebstag vom Seniorenzentrum, als auch der letzte Tag zum Wohnen von derzeit 19 Mietern, soll am 31. Dezember 2025 sein - also in knapp 14 Monaten. Am Mittwoch (30.10.2024) wurden von den Verantwortlichen über diese Entscheidung der Betriebsrat, die Mitarbeiter, die Mieter, die Bewohner samt Angehörige und die Presse informiert. Die Kosten für eine dringend benötigte Sanierung seien schlicht zu hoch und der Bedarf an Plätzen zu niedrig.
„Wir werden uns von diesem Zentrum trennen“, kündigt Uwe Hildebrandt, Geschäftsführer des AWO Bezirksverbandes Westliches Westfalen an. „Das ist kein schöner Tag für uns.“ Nach sehr langer Überlegung, Hildebrandt spricht von über zwei Jahren, sei man zu diesem Entschluss gekommen.
Hohe Millionenbeträge für Investitionen notwendig
Es gibt zwei Hauptgründe für die Entscheidung. Zum Einen gilt der bauliche Zustand der Einrichtung als schlecht, Investitionen seien dringend notwendig. Allein: Hierfür müsse man schon, vor allem durch die seit zwei Jahren extrem gestiegenen Kosten, mindestens 20 Millionen Euro in die Hand nehmen, sodass auch die Bewohner etwas davon merken würden, schildert der Bezirks-Geschäftsführer. Schon ein hoher einstelliger Millionenbetrag würde beispielsweise für neue Technik, energetische Sanierungen wie Photovoltaikanlagen und Arbeiten „in den Wänden“ anfallen, von denen keiner später etwas sieht.
Der zweite Grund sei, dass es mehr Pflegeplätze als Interessenten in Herne gebe. „Es besteht hier kein Bedarf für ein weiteres Haus“, betont Hildebrandt. Der aktuelle Pflegebedarfsplan der Stadt Herne würde einen Überschuss von knapp über 400 Plätzen, davon rund 150 vollstationäre und etwa 250 in Wohngemeinschaften, aufzeigen, erläutert Torsten Sauer, Fachbereichsleiter Strategische Geschäftsfeldentwicklung im Bezirk Westliches Westfalen. Dies sei sehr besonders, beispielsweise im Kreis Recklinghausen sei die Situation eine völlig andere.
115 Bewohner und 109 Mitarbeiter betroffen
Neben den 19 Mietern in 38 möglichen Wohnungen sind von der Schließung nach aktuellem Stand 115 Bewohner des Seniorenheims sowie insgesamt 109 Mitarbeiter betroffen. Von den Mitarbeitern sind 22 befristet angestellt, drei gehören zur Hauswirtschaft und fünf Azubis werden derzeit ausgebildet.
Die AWO-Verantwortlichen, die im Verband insgesamt 60 Seniorenheim betreuen, betonen unisono: Jeder der Bewohner bekommt einen Pflegeplatz in einem anderen Seniorenheim des Wohlfahrtsverbandes. Allerdings sei das keine Pflicht, die Wahl des Trägers können die Bewohner und deren Angehörigen frei treffen.
Drei weitere AWO-Seniorenheime in Herne
In Herne betreibt die AWO neben dem 2023 eröffneten Berta-Schulz-Seniorenzentrum in Wanne noch Einrichtungen in Constantin (Willi-Pohlmann, hier gibt es Gespräche über eine Vergrößerung um 15 Plätze) und Eickel (Grete-Fährmann) - zusammen gibt es dort rund 260 Plätze. Wer aber in die umliegenden Städte, zum Beispiel in die Nähe nach Castrop-Rauxel, möchte, werde auch bis Ende 2025 versorgt, sagt Elke Hammer-Kunze, stellvertretende Geschäftsführerin des Bezirksverbandes.
Ebenso könne jeder Mitarbeiter wählen, ob er in AWO-Häusern in Herne bleiben möchte, oder in eine andere Stadt wechselt. Klar ist: Die AWO möchte keinen Mitarbeiter verlieren. „Wir bilden derzeit so viele aus, wie noch nie“, sagt Hildebrandt und spricht von rund 500 Azubis - vor ein paar Jahren wären es rund 150 jährlich gewesen. Doch selbst diese Zahl würde (auch durch ein Drittel Ausbildungsabbrecher) nicht die Renteneintritte kompensieren.
Viel zu wenig Personal, trotz hoher Azubi-Zahlen
„Wir haben einfach zu wenig Personal“, betont auch Elke Hammer-Kunze. „Von einem Mangel kann man nicht mehr sprechen, da sich dieser irgendwann auflösen würde. Davon ist aber nicht auszugehen.“ Dennoch hofft sie mit den anderen Verantwortlichen, dass die „dynamischen 14 Monate“ vernünftig ablaufen und die Mitarbeiter diese schwierige Phase mitgestalten werden.
Erst 2021 feierte das AWO-Seniorenzentrum am Katzenbuckel sein 50-jähriges Bestehen - den ersten Tag hat Einrichtungsleiterin Heike Strauss durch eine längere Suche auf den 26. Juni 1971 recherchiert. Dass es nun in Börnig zu Ende geht, stimmt auch sie traurig: „Wir werden hier bis zum letzten Tag gemeinsam arbeiten und ich bin dann die Letzte, die das Licht ausmacht."
Wie geht es mit dem Grundstück weiter?
Bleibt die Frage, wie es mit der Immobilie und vor allem dem Grundstück weitergeht. Die AWO ist Eigentümer, ein Abriss der Gebäude wohl unausweichlich. „Für ab 2026 haben wir aber noch keinen genaueren Plan. Möglich sind natürlich Investoren, wir werden aber vor allem Gespräche mit dem Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda und der Sozialdezernentin Stephanie Jordan führen, um zu sehen, ob es bei der Stadt mögliche Bedarf gibt“, schildert Uwe Hildebrandt.
Außerdem soll das Andenken an Else Drenseck unbedingt erhalten bleiben. Wie und in welcher Form, steht noch nicht fest - klar ist nur, es wird ab 2026 kein Seniorenzentrum mehr mit ihrem Namen geben.