
Jill Fortmann und Christian Wehr berichten über ihre ehrenamtliche Arbeit
'Bei den Maltesern ist man nie allein'
Die Malteser sind eine internationale Organisation mit einer über 900-jährigen Geschichte. Allein in Deutschland gibt es über 700 Standorte. Auch in Herne gibt es eine Malteser-Gliederung. Zum Vorstandsteam gehören unter anderem Jill Fortmann als Stadtgeschäftsführerin und Christian Wehr als Stadtbeauftragter. Unterstützung erhalten die beiden von Dr. Nils Petrat, der als Stadtseelsorger tätig ist. Im halloherne-Gespräch berichten Fortmann und Wehr von ihrer Arbeit und wie sie die Malteser in Herne wieder sichtbarer machen wollen.
Christian Wehr ist seit Januar 2024 offiziell im Amt (halloherne berichtete). Vorher war er lange Zeit beim Technischen Hilfswerk und bei der Malteser-Gliederung Dortmund als Ehrenamtlicher aktiv. Da er Ende 2023 eine Veränderung suchte, aber bei den Maltesern bleiben wollte, musste er sich entscheiden, wie es für ihn weitergeht. Er erfuhr davon, dass Herne einen neuen Stadtbeauftragten suchte und nach mehreren Treffen war klar: Es passt.
'Die Malteser waren so gut wie tot in Herne'
„Wir lagen auf einer Wellenlänge und merkten schnell, dass wir zusammenarbeiten und die Malteser in Herne wieder neu aufstellen wollen“, berichtet Christian Wehr im halloherne-Gespräch. „Denn sie waren so gut wie tot in Herne.“ Bis auf die Erste Hilfe-Ausbildung und die Jugendarbeit sei auch aufgrund der Pandemie nicht mehr viel von der Gliederung übrig gewesen.

Dafür wollten er und die übrigen Malteser wieder sichtbarer werden und neue Mitglieder gewinnen. Wie es das Schicksal wollte, kreuzten sich am Tag der Berufung Wehrs die Wege von ihm und Jill Fortmann, die als stellvertretende Pfarrgemeinderatsvorsitzende der Pfarrei St. Dionysius an der Veranstaltung teilnahm.
„Als mein Malteser-Kollege und ich den Altar emporstiegen, wunderte ich mich, was das für eine junge blonde Frau ist, die nun mit uns gemeinsam nach oben geht“, schildert er lachend die erste richtige Begegnung mit Jill Fortmann. Beide hatten sich bereits bei einer Veranstaltung zum Immobilienkonzept der katholischen Kirche gesehen.
'Wann rufst du an?'
Da die Malteser der katholischen Kirche zugehörig sind, war es Fortmann damals ein Anliegen, Christian Wehr in der Gemeinde zu begrüßen. Das kam an und da Wehr und Fortmann einen guten Draht zueinander hatten, überlegte der neue Stadtbeauftragte, ob Jill Fortmann nicht vielleicht die Richtige für einen ganz besonderen Posten bei den Maltesern wäre. Er konnte sich Fortmann als Stadtgeschäftsführerin vorstellen.

„Ich hab erstmal gesagt, dass ich es mir überlegen würde“, erinnert sich Jill Fortmann zurück an das Treffen mit Wehr, als er ihr die neue Stelle anbot. Fortmann hat zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Ehrenämter, ist unter anderem sehr aktiv in der Pfarrei St. Dionysius. Außerdem steckt die Maschinenbauingenieurin, die hauptberuflich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ruhr-Universität-Bochum tätig ist, mitten in ihrer Promotion.
Als sie zu Hause ihrem Mann von dem Angebot berichtete, grinste dieser nur und stellte ihr eine Frage: „Wann rufst du an?“ Für ihn war klar, dass sie die Stelle antreten würde und er sollte Recht behalten. Nach weiteren Gesprächen rief Fortmann Christian Wehr noch am selben Abend an. „Ich glaube, Christian hat am Telefon einen Freundtanz gemacht“, erinnert sie sich lachend zurück. Im September 2024 wurde auch sie dann offiziell berufen (halloherne berichtete).
Neuaufbau gut angelaufen
Seitdem bauen Fortmann und Wehr die Malteser-Gliederung wieder auf. Mittlerweile haben sie wieder 30 aktive Mitglieder und 25 Kinder sowie Jugendliche, die bei der Malteser-Jugend aktiv sind. Auch die Senioren-Gruppe, die bei der Gemeinde Heilige Familie angesiedelt ist, erfreut sich eines großen Zulaufes.
Neben der Erste-Hilfe-Ausbildung sind die Malteser nun wieder im Sanitätsdienst und Schulsanitätsdienst aktiv sowie bei mehreren Stadtfesten sichtbar vertreten. Ferner unternehmen sie auch Fahrten mit ihrer Jugendgruppe, beispielsweise an die Nordsee. Außerdem pflegen sie einen engen Austausch zu anderen Hilfsorganisationen und zur katholischen Kirche. „Ich gebe immer gerne damit an, dass wir die älteste katholische Organisation neben der katholischen Kirche sind“, sagt Christian Wehr und spielt dabei auf die lange und autonome Geschichte der Malteser an.
Wichtig sei es Wehr und Fortmann auch noch zu erwähnen, dass die Hierarchien bei den Maltesern eher flach sind und eine familiäre Atmosphäre im Vordergrund steht. „Bei den Maltesern ist man nie allein. Es geht uns nicht nur darum, uns um die Menschen in der Stadt zu kümmern, sondern auch um unsere Mitglieder,“ sagt Wehr, der hauptberuflich als Fahrlehrer arbeitet.
Finanzierung der Malteser-Gliederung mit viel Arbeit verbunden
Dennoch sei auch die Finanzierung der Malteser-Gliederung mit viel Arbeit verbunden. „Wir finanzieren uns durch die Mitgliedsbeiträge, den Sanitätsdienst und Spenden, aber es ist natürlich auch bei uns schwieriger geworden“, berichtet Fortmann. Deshalb hält sie immer wieder Ausschau nach Förderprogrammen. Jedoch sei gerade die Bewerbung immer sehr zeitintensiv, besonders wenn man ja den Job eigentlich „nur“ ehrenamtlich macht. Zuletzt erhielten die Malteser aber für ihr Programm Momente der Nähe eine Förderung von 1.000 Euro.
Die Malteser sind außerdem noch immer auf der Suche nach Mitgliedern und Menschen, die sich zutrauen, in Führungspositionen zu gehen. Ebenso suchen die Malteser dringend Ausbilder für die Erste-Hilfe-Kurse. Viel zu tun sei für eine Mitgliedschaft nicht. Interessierte können dazu zu einem Gruppenabend, der jeden zweiten Mittwoch im Monat um 18 Uhr in der Unterkirche an der geschlossenen Konradkirche, Kronenstraße 27, stattfindet, vorbeikommen und sich informieren. Nach weiteren Gesprächen müsse man nur einen Antrag auf Mitgliedschaft ausfüllen. Der Jahresbeitrag liege bei aktiven Mitgliedern bei 15 Euro im Jahr.