Beteiligungsprozess für die ehemalige Zeche General Blumenthal
Beirat stellt Empfehlungen vor
Der Kreis schließt sich. Gut elf Monate nachdem die Stadt Herne als Pilotkommune ausgewählt wurde, um an einem neuartigen Beteiligungsprozess für die Entwicklung der ehemaligen Zeche General Blumenthal teilzunehmen (halloherne berichtete), wurden am Montag (9.1.2023) die Empfehlungen des Kommunalen Entwicklungsbeirates (KEB) in der 'Alten Druckerei' vorgestellt.
Die Idee des KEB geht auf die Berlin Governance Plattform zurück, die die Prozesse begleitete und moderierte. Gefördert wurde das Projekt von der E.ON Stiftung. Die 30 Mitglieder des KEB, die sich aus Vertretern von Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Vereinen, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft zusammensetzen, haben in vier Workshops (halloherne berichtete) ein Schriftstück mit Empfehlungen für die Reaktivierung des ehemaligen Zechengeländes ausgearbeitet. Ebenso gab es im August 2022 auf dem Wanner Wochenmarkt eine Veranstaltung bei der Herner mit einbezogen wurden (halloherne berichtete).
Fünf Leitsätze für die Entwicklung des Geländes
Insgesamt habe der KEB fünf Leitsätze für die Entwicklung des Geländes der ehemaligen Zeche General Blumenthal formuliert. Zum einen soll Blumenthal für Mensch und Umwelt im Einklang gestaltet werden. Dies beinhalte, dass die Fläche von Mensch und Natur gemeinschaftlich genutzt werden soll. Hierbei sollen sozialverträglicher Klimaschutz und klimagerechte Gestaltung im Vordergrund stehen.
Ein zweiter Leitsatz sei, dass die Nutzung der Fläche in solidarischer Nachbarschaft erfolgen soll. Außerdem sollen innovative Ansätze von der Planung bis hin zur Nutzung des Geländes im Vordergrund stehen. Ferner soll Blumenthal Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für jüngere und ältere Menschen bieten. Hierbei soll es auch um attraktive Arbeitsplätze gehen sowie Forschungen im Bereich der Mobilität, Energie und Digitalisierung sowie im Feld der Künstlichen Intelligenz.
Der fünfte und letzte Leitsatz beinhalte, dass die Gestaltung der Fläche finanzierbar sein soll und die Wirtschaftlichkeit der Ideen bei der Planung und Umsetzung berücksichtigt werden sollen. Diese gesammelten Empfehlungen wurden nun Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda zur Weitergabe an die städtischen Gremien übergeben.
'Experiment des Kommunalen Entwicklungsbeirates ist geglückt'
„Wir können heute sagen, das Experiment des Kommunalen Entwicklungsbeirates ist geglückt. Denn alle haben die Bereitschaft gezeigt, sich auf das Projekt einzulassen. Es wurde Vertrauen aufgebaut und Kompromisse geschlossen", so OB Dudda.
Weiter führt er aus: „Es ist ein Referenzprojekt für den industriellen Wandel mit einer Strahlkraft für die Region über Herne, als den geografischen Mittelpunkt des Ruhrgebiets, hinaus."
Der Ansatz des Beirates sei für Herne eine Chance, da so ein Austausch und eine Zusammenarbeit der unterschiedlichen Positionen ermöglicht wurden. Jedoch sei dies nicht immer leicht gewesen, wie Prof. Gesine Schwan von Berlin Governance Plattform erläutert. „Es gab auch Flauten im Prozess. Wobei wir im Nachhinein sagen können, dass gerade diese Durchhänger Anstöße zur Weiterentwicklung gaben", berichtet sie.
Das Ziel sei es gewesen, etwas für das Gemeinwohl zu kreieren. „Jeder konnte sagen, was er sich für das Gelände vorstellte, musste dies aber auch begründen. Es war manchmal ziemlich anstrengend. Aber wenn man sich anstrengt, macht es hinterher Spaß", so Prof. Schwan weiter.
Verschiedene Interessen vereinen
So unterteilten sich die einzelnen Mitglieder in vier Arbeitsgruppen. Diese Gruppen seien auf vier Bereiche verteilt worden: Umweltschutz, Industrie, neue Mobilität und Familienerholung. Jede dieser Gruppen erarbeitete Ideen, die die jeweils anderen Bereiche mitdenken mussten, um dann am Ende ein gemeinsames Konzept für Empfehlungen für das Gelände entwickeln zu können.
Dr. Stephan Muschik, Geschäftsführer der E.ON Stiftung, lobt die Bemühungen des KEB die verschiedenen Standpunkte zu einen. „Es war sicherlich nicht einfach, die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bekommen, aber es ist gut zu sehen, dass es Ihnen gelungen ist", sagt Dr. Muschik. „Die Schlussfolgerung dieses Pilotprojektes zeigt: Der Bedarf für solche integrierenden Gremien ist da und es muss weiter gehen – auch über Herne hinaus."
'Solche Gremien sind wichtig'
Der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Ullrich Sierau, der ebenfalls dem KEB angehört, macht deutlich: „Für die Zukunft sind solche Gremien wichtig, damit es eine nachhaltige positive Entwicklung der Region gibt."
So sei es insgesamt aus Sicht des KEB Blumenthal möglich, den Ansatz eines Entwicklungsbeirates auch in neuen Konstellationen für andere gesellschaftspolitische Themen und Projekte zu nutzen. Dies könne das 'ökonomische, ökologische und soziale Potenzial von Herne stärken.'
Mehr Infos zum KEB gibt es hier.