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Der Friedhof an der Wiescherstraße.

Bestatter kritisiert neue Friedhofs-Gebühren

Der Rat der Stadt Herne beschloss in seiner Sitzung am 1. Dezember 2015 eine Erhöhung der Friedhofs-Gebühren für die Jahre 2016/2017 um durchschnittlich zehn bis zwölf Prozent. Genauer gesagt: Die Gebühren für die 25-jährige Nutzung einer Grabstätte steigen. "Die Kostendeckung (für die Bewirtschaftung der vier städtischen Friedhöfe, die Red.) ist nur durch Gebühren-Anpassungen zu erreichen", schrieb die Verwaltung in ihrer Vorlage für den Rat.

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Und Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl sagte gegenüber der WAZ zur Begründung: „Wir haben nach wie vor eine deutliche Zunahme von Urnenbestattungen.“ Dadurch sänken die Einnahmen. Eine weitere Ursache sei, dass man in Herne aufgrund zu positiver Bevölkerungs-Prognosen zu viele Friedhofsflächen geschaffen habe.

Beispiele für die Preiserhöhung: Die Nutzung eines Reihen-Sarggrabes kostet ab dem nächsten Jahr 2.116 statt 1.872 Euro, und für ein Urnen-Reihengrab zahlt man künftig 1.544 Euro statt bisher 1.392 Euro.

Hans-Werner Ikemann.

Für Hans-Werner Ikemann, den stellvertretenden Vorsitzenden des Verbandes der Herner Bestatter, ist das eine bedenkliche Entwicklung: "Die Friedhofsgebühren in Herne waren immer schon höher als in den meisten anderen Städten, und jetzt dreht die Stadt wieder an dieser Schraube." Zum Vergleich nennt er Zahlen aus anderen Städten für die Nutzung eines Reihen-Urnengrabes auf städtischen Friedhöfen (in Herne: 1.544 Euro)

Recklinghausen: 1.277 €

Castrop-Rauxel: 815 €

Dortmund: 670 €

Gelsenkirchen 573 €

Da die städtischen Friedhöfe auch in Konkurrenz zu kirchlichen Friedhöfen stünden (in Deutschland dürfen nur Städte und Kirchen-Gemeinden Friedhöfe betreiben), müsse man auch diesen Vergleich heranziehen: "Für ein Reihen-Urnengrab auf dem kirchlichen Teil des Friedhofes in Pöppinghausen direkt hinter der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel zahlt man 615 Euro. Das sind mehr als 900 Euro weniger als auf dem Südfriedhof in Herne."

Hinweisschild auf dem Friedhof.

Noch drastischer fällt der Kosten-Vergleich bei anonymen Bestattungen aus. In Herne zahlt man in solch einem Fall die Nutzung eines Reihen-Urnengrabes (1.544 €), die Einäscherung (Krematorium Bochum: 245,14 €), den Einsatz des Amtsarztes (42,90 €) und die Bestattungsgebühr (63 €) - macht zusammen: 1.895,04 Euro.

"Das Bochumer Krematorium bietet eine anonyme Bestattung auf dem Friedhof Freigrafendamm in Bochum für 438,24 Euro an - inklusive Einäscherung, Amtsarzt, Bestattung und Gebühren für ein Reihen-Urnengrab", so Ikemann. Einziger Unterschied zu Herne: In Herne wisse man, auf welchem Feld der Verstorbene ruht - in Bochum wisse man das nicht. Die Kosten für die Dienstleistungen eines Bestatters sind in beiden Rechnungen noch nicht enthalten.

Hans-Werner Ikemann befürchtet, dass aufgrund dieser Kostenlage immer mehr Herner Sterbefälle "auswärts" bestattet werden. "Was natürlich dazu führt, dass die Einnahmen in Herne weiter sinken und die Friedhofsgebühren dann erneut angehoben werden." Nach eigenen Erfahrungen und den Erfahrungen von Kollegen schätzt er, das heute schon rund 20 Prozent aller Herner Sterbefälle nicht in Herne beigesetzt werden.

Der Memoriam-Garten.

Was auch daran liege, dass Bestattungsarten wie ein Friedwald (Ruheforst) oder Urnen-Gemeinschaftsfelder von der Stadt in Herne gar nicht angeboten werden. "Das ist möglich in Herten auf dem Waldfriedhof oder im Wald des Grafen von Westerholt. Und dort lassen die Herner dann bestatten" (Ikemann). Den Memoriam-Garten an der Wiescherstraße hält er für einen Schritt in die richtige Richtung. "Das ist zwar teuer, die Pflegekosten für 25 Jahre auf einen Schlag im voraus bezahlen zu müssen, aber damit kommt die Stadt dem Wunsch vieler Leute entgegen, eine Gedenkstätte haben zu wollen - ohne diese pflegen zu müssen." Die Alternative laute: anonyme Bestattung, und die sei - siehe oben - woanders viel billiger.

Donnerstag, 17. Dezember 2015 | Autor: Günter Mydlak