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Digitale Teilhabe bei Bethel.regional mit dem Projekt

Digitale Teilhabe mit dem Projekt 'Internet für alle'

'Bloß keinen Stress machen'

Was sind eigentlich Cookies? Und wie genau setzt sich eine Mailadresse zusammen? Viele unterschiedliche Fragen hören und beantworten Andrea Gerards und Frank Linke vom PIKSL Labor in ihrer Schulung für Medienkompetenz in Herne, im Haus Zeppelinstrasse, einem Wohnangebot für Menschen mit einer chronisch-psychischen Erkrankung bzw. einer wesentlichen seelischen Behinderung.

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Gerards und Linke sind in die Einrichtung gekommen, um die Schulung zum Projekt zu Förderung digitaler Teilhabe „Internet für alle“ anzubieten. Das Projekt läuft seit 2020 und wird von der Aktion Mensch mit Hard- und Software sowie Schulungen gefördert.

Selbstbestimmter Umgang

Um digitale Teilhabe für lienten zu ermöglichen und somit einen wichtigen Schritt hin zu einem selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien zu ermöglichen, wurde durch das Projekt „Internet für alle“ eine digitale Infrastruktur bei Bethel.regional geschaffen. Die PIKSL Labore Bielefeld, Dortmund und Düsseldorf führen die entsprechenden Schulungen für Klientinnen und Klienten inklusiv durch und sensibilisieren für die digitale Welt.

Nein zu Datenschutzbestimmungen: Man sollte nicht allem zustimmen.

„Aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen, ist jede Schulung sehr individuell. Wir schauen, wo welche Bedarfe sind und fragen auch Interessen ab“, so Andrea Gerards. In Herne sollte an diesem Schulungstag eigentlich das Thema „Bildbearbeitung“ auf dem Programm stehen. Nun sind aber alle Klienten, die sich das Thema gewünscht haben, nicht da. Teils durch die eigene psychische Krankheit verhindert. „Daher muss auch immer improvisiert werden“, berichtet Gerards.

Palette der Schulungsinhalte ist groß

Glücklicherweise ist die Palette der Schulungsinhalte groß. So widmet man sich einem wichtigen anderen Bereich im Umgang mit digitalen Medien: dem „Nein“ sagen. Denn, „Internetnutzern wird gerne Stress gemacht“, berichtet Frank Linke. Darum ist es wichtig, erstmal entspannt zu bleiben und „Nein“ zu sagen“. Frank Linke erklärt: „Mit Tricks wird versucht, den Internetnutzer zu verunsichern, Dingen zuzustimmen, die er gar nicht benötigt. So möchte Frank Linke den Klienten Unsicherheit nehmen. „Bloß keinen Stress machen und erstmal überlegen, ob man wirklich allem zustimmen oder alles preisgeben muss.“

Die Klienten erhalten Unterstützung bei der Nutzung des Internets.

Exemplarisch zeigt Linke den Teilnehmenden einen Shop im Internet. Es sieht alles ganz normal aus, aber Achtung, es handelt sich um einen Fakeshop! „Ich finde es erstaunlich, wie gut Fakeshops im letzten Jahr geworden sind. Konnte man diese vorher durch ein fehlendes Impressum entlarven, muss man heute ganz genau hinsehen, ggf. sogar den Fakeschopfinder zu Rate ziehen“ erzählt Linke. Mit Beispielen, Tipps und Hilfeseiten, bekommen die Klienten an diesem Tag wertvolle Informationen für den Umgang mit digitalen Medien.

Austausch findet immer mehr online statt

Warum ist digitale Teilhabe so wichtig? „Digitale Teilhabe bedeutet soziale Teilhabe, denn ein Großteil der Informationsbeschaffung, der Kommunikation und des Austauschs, findet heute online statt. Auch für unsere Klienten bedeutet es, dass sie für ein selbstbestimmtes Leben in einer mehr und mehr digitalen Gesellschaft sowohl die technischen Zugänge und Ausstattungen benötigen, als auch Fähigkeiten und Kompetenzen im Umgang damit erlernen müssen“, erläutert Torben Beckmann vom Referat Unternehmensentwicklung und Projektleiter „Internet für alle“.

Er führt fort: „Digitale Medien können gesellschaftliche Barrieren, die Menschen häufig in der freien und gleichberechtigten Gestaltung ihres Lebens beeinträchtigen, abbauen. Wer jedoch keinen Zugang zum Internet und digitalen Medien hat, wird zunehmend von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen. Möglichkeiten der Digitalisierung können zudem unterstützen, sich auf unvorhersehbare Krisen (die vergleichbar sind mit Corona) einzustellen und diese zu bewältigen. Durch das BTHG (Bundesteilhabegesetz) wird digitale Teilhabe zukünftig auch zum einklagbaren Recht.“

Es besteht großer Bedarf

Insgesamt drei Mal für einen ganzen Tag kommt das Team vom PIKSL Labor in die jeweilige Einrichtung. Dennoch besteht ein großer Bedarf, auch darüber hinaus zu schulen und am Ball zu bleiben, daher wird gerade an dem Folgeprojekt „KaMp“ (Kompetenzen ausbauen: digitale Medienkompetenz partizipativ weiterentwickeln) gearbeitet, um den Auf- und Ausbau von Medienkompetenz bei Mitarbeitern und Klienten zu fördern. „Die digitale Welt ist schnelllebig und weitere Hilfe wird benötigt“, so Beckmann.

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Seit Mitte November werden sogenannte Digital Begleiterinnen und Begleiter qualifiziert, die in den Angeboten und Diensten sowohl für die Klienten als Medienbegleiter und - unterstützer agieren, aber auch für das Team als Multiplikator für das Thema fungieren. Im Rahmen der ca. sechsmonatigen Qualifizierung, haben die angehenden Digital Begleiter ein praktisches partizipatives Medienprojekt zu konzipieren und im eigenen Angebot durchzuführen. Der Fokus in diesem Folgeprojekt liegt in dem Kompetenzausbau bei Mitarbeitern. Sie sind, aufbauend auf die Grundvoraussetzung durch Internet für Alle, der Schlüssel zur digitalen Teilhabe in Bethel.regional.

| Quelle: Bethel Presse
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