Aktionstag vor dem City Center Herne
'Catcalling ist kein Kompliment'
Nahezu jede Frau hat es schon einmal erlebt, eine Situation, in der ihr ein unbekannter Mann in der Öffentlichkeit hinterhergepfiffen, sexistische oder sexualisierende Äußerungen hinterhergerufen hat. Vielfach ist eine solche Situation für Frauen und Mädchen unangenehm bis hin zu erschreckend.
Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, veranstaltet der Mädchenarbeitskreis am Freitag, 2. Juni 2023, vor dem City Center Herne an der Bahnhofstraße, einen Aktionstag von 15 bis 17 Uhr. Gegenüber halloherne schildern Melanie Kampa vom Büro für Gleichstellung und Vielfalt und Annelie Gogolla von der Frauenberatungsstelle Schattenlicht, warum sie den Aktionstag geplant haben und was die Teilnehmer erwartet.
„Die Idee kam durch den bundesweiten Aktionstag der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten zum Thema Catcalling. Mit Catcalling ist die verbale, also nicht körperliche, Belästigung eines fremden Menschen in der Öffentlichkeit gemeint. Dazu gehören zum Beispiel sexuell anzügliches Hinterherrufen, Reden und Nachpfeifen, Gesten und anzügliche Geräusche oder das bewusste Hinterherlaufen", erläutert Melanie Kampa vom Büro für Gleichstellung und Vielfalt.
Catcalling begegnet Frauen im Alltag
Weiter führt sie aus: „Dieses Thema ist sehr wichtig, viele Frauen und Mädchen erleben Catcalling in ihrem Alltag - auch hier in Herne, deshalb habe ich im Mädchenarbeitskreis vorgeschlagen, eine Aktion dazu hier in der Innenstadt umzusetzen. Die Idee kam gut an.“
Am Aktionstag werden dann die Sprüche, mit denen sich Frauen und Mädchen tagtäglich herumschlagen müssen, auf dem Vorplatz vor dem City Center mit Kreide aufgeschrieben. Die Veranstalter wollen so mit Interessierten ins Gespräch kommen.
'Öffentlichkeit sensibilisieren'
Den Verantwortlichen sei wichtig, dass Thema in die Köpfe der Menschen zu bringen. „Vielen ist nach wie vor nicht bewusst, was vermeintlich harmlose Äußerungen anrichten können, deswegen wollen wir mit der Aktion die Öffentlichkeit sensibilisieren und zum Nachdenken anregen und betroffenen Mädchen zeigen, dass sie nicht alleine sind und dass so ein Verhalten ihnen gegenüber falsch und nicht ihre Schuld ist“, so Annelie Gogolla.
'Gefühl von Machtlosigkeit'
Während ihrer Arbeit an Schulen berichten Mädchen Gogolla des Öfteren von diesen negativen Erfahrungen, die sie erleben mussten. „In der Schule erzählen die Mädchen immer wieder von Bemerkungen und vermeintlichen Komplimenten, bei denen sie sich unwohl, teilweise sogar bedroht fühlen. Ich bin oftmals erschrocken, dass solche Erfahrungen bei vielen zum Alltag gehören“, sagt Gogolla.
Deshalb entgegnen die Verantwortlichen des Aktionstages auch all jenen, die Catcalling als „Kompliment“ verharmlosen: „Catcalling löst bei vielen Betroffenen Angst, Scham oder Ekel und oft das Gefühl von Machtlosigkeit aus. Das sind unangenehme Gefühle. Ein Kompliment sollte jedoch das Gegenteil bewirken, und zwar, dass man sich wohlfühlt. Es sollte wohlwollend und freundlich gemeint sein“, verdeutlicht Melanie Kampa.
Frauen können Unterstützung suchen
Gerade dieses Gefühl der Machtlosigkeit hemme Frauen und Mädchen sich gegen Catcalling zur Wehr zu setzen. In vielen Ländern der EU sei Catcalling, also verbale sexuelle Belästigung, bereits strafbar, berichten die beiden Veranstalterinnen gegenüber halloherne.
In Deutschland hänge es nach wie vor vom Einzelfall ab, ob Catcalling als sexuelle Belästigung gewertet wird, es kann aber gegebenenfalls den Tatbestand der Beleidigung, Nötigung oder Nachstellung erfüllen. „Wenn ein Mädchen oder eine Frau davon betroffen ist und Unterstützung braucht, kann sie sich gerne an uns, die Frauenberatungsstelle Schattenlicht wenden", erwähnt Annelie Gogolla.
Am Freitag, 2. Juni 2023, seien alle Interessierten eingeladen, auf den Vorplatz des City Centers zu kommen, um mit den Veranstalterinnen in den Austausch über Catcalling zu kommen und sich zu informieren.
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- Freitag, 2. Juni 2023, von 15 bis 17 Uhr