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„Hey Bitch“ steht mit Kreide geschrieben auf der Fläche vor dem Herner City Center und ist Teil der Aktion Catcalling ist kein Kompliment'.

Aktion zweier Arbeitskreise gegen sexistische Sprüche

'Catcalling ist kein Kompliment'

„Hey Bitch“ prangert mit Kreide geschrieben auf der Fläche vor dem Herner City Center. Fleißig schreiben die Mitglieder des Herner Mädchen- und des Queeren Arbeitskreises am Freitag (14.6.2024) sexistische Sprüche auf den Boden, um so auf den bundesweiten Aktionstag „Catcalling ist kein Kompliment“ aufmerksam zu machen (halloherne berichtete).

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Unter „Catcalling“ versteht man im Übrigen anzügliche, verbale Belästigungen im öffentlichen Raum. Typische Beispiele sind auf das Aussehen bezogene Aussagen oder auch Aufforderungen zum Geschlechtsverkehr. Auch Hinterherpfeifen oder Kussgeräusche gehören dazu.

Die grellen Farben der Kreide und die zum Teil deftigen Sprüche, ziehen die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Viele bleiben stehen oder schütteln ungläubig den Kopf. Eine Frau bleibt erschrocken vor den Sprüchen stehen und raunt ihrer Begleiterin zu: „Oh mein Gott, da steht Hure“. Im Gespräch mit halloherne macht sie deutlich: „Es ist ein Unding, was junge Mädchen und Frauen erleben müssen. Mit welchem Recht nehmen sich Männer so ein Verhalten heraus?“

Passantinnen konnten ihre Erfahrungen mit Kreide oder auch auf Karten aufschreiben.

'So ein Verhalten hat nichts mit flirten zu tun'

Für die Mitglieder des Mädchenarbeitskreises ist es wichtig, mit den Passanten an diesem Tag ins Gespräch zu kommen und auch Frauen einzuladen, ihre Erfahrungen zu verschriftlichen. „So ein Verhalten hat nichts mit flirten zu tun. Es kann mitunter für die Frau eine belastende Erfahrung sein. Wir möchten daher auf diese Problematik aufmerksam machen und sensibilisieren“, macht Melanie Kampa vom Büro für Gleichstellung und Vielfalt gegenüber halloherne deutlich.

An einem anderen Stand spricht Pippa Goch vom städtischen Fachbereich für Integration gerade mit einem Mann. Nach dessen Ansicht, sei solch ein Verhalten auch bei beiden Geschlechtern zu finden und er fragt gleich, warum es solch eine Aktion nicht auch für Männer gebe. Ebenso verweist er darauf, dass Frauen heutzutage bei Komplimenten komisch reagieren würden. Goch bleibt ruhig und macht deutlich, dass dennoch viel mehr Frauen als Männer von diesen Anzüglichkeiten betroffen sind.

Die Aktion Catcalling ist kein Kompliment' fand am Freitag (14.6.2024) statt.

'Auch anzügliche Gesten sind belästigend'

Gegenüber halloherne sagt sie: „Es ist definitiv wichtig, im Austausch zu bleiben. Wir Frauen erleben es ja immer wieder, dass einige Männer sagen: 'Man darf ja nichts mehr sagen'. Aber Catcalling ist nun mal kein Kompliment. Es gibt ja neben den vielen verbalen Äußerungen auch ganz viele nonverbale Taten, wenn zum Beispiel eine Frau ein Eis oder eine Banane isst und da dann diese speziellen Gesten gemacht werden.“

Auch Stadträtin Stephanie Jordan kam zum Stand der Frauen, um sich selbst ein Bild vom Aktionstag zu machen. „Ich glaube, es gibt einige, die vielleicht mit dem Begriff 'Catcalling' nichts anfangen können, aber mit dem, was er aussagt, schon. Es ist unmöglich, wenn erwachsene Männer 13- oder 14-jährigen Mädchen sexistische Sprüche hinterherrufen. Das geht das gar nicht. Das ist Belästigung“, macht die Stadträtin im Gespräch mit halloherne deutlich und gibt zu, dass auch sie schon Erfahrungen mit Catcalling machen musste.

Viele schlechte Erfahrungen gemacht

Nahezu jede Frau, die an diesem Tag am Stand präsent war oder mit dem Team des Mädchenarbeitskreises ins Gespräch kam, musste ähnlich wie Jordan, bereits solche Erfahrungen erleben. Dies bestärkt die Frauen, dass solche Aktionstage für eine Sensibilisierung unabdingbar sind.

Wer von Catcalling betroffen ist oder war, kann sich Unterstützung suchen, beispielsweise bei der Frauen- und Mädchenberatungsstelle Schattenlicht. Das geht oder unter Telefon 0 23 23 / 98 11 98.

Die Aktion Catcalling ist kein Kompliment' vom Herner Mädchenarbeitskreis und dem Queeren Arbeitskreis.
Samstag, 15. Juni 2024 | Autor: Julia Blesgen