
Öko-Familienkomödie mit Ulrich Matschoss
Das Glück ist eine Insel
Als alleinerziehende Mutter der selbstbewussten Melanie (Ann-Sophie Dietrich) hat es die junge Hamburger Rechtsanwältin Dr. Corinna Jakobs (Maria Furtwängler) nicht leicht – trotz hohen Einkommens, geräumiger Wohnung und Kindermädchen. Nun steht die so talentierte wie ehrgeizige Juristin vor ihrem beruflichen Durchbruch bei einer renommierten Großkanzlei: Sie soll deren Hauptkunden, den angesehenen, politisch gut vernetzten Hamburger Fischfabrikanten Johann Petersen (der gebürtige Wanne-Eickeler Ulrich Matschoss), vertreten, dem von Ökoaktivisten vorgeworfen wird, gesetzwidrig mit seiner Fangflotte in Naturschutzgebiete im Wattenmeer einzudringen.

Corinna Jakobs, einzige Frau im Kollegenkreis der Kanzlei, ist die Bedeutung dieses Auftrags auch für ihr eigenes berufliches Fortkommen bewusst. Weshalb sie nicht zögert, eine bereits mit ihrem Freund und Kollegen Bruno Höhler (Stefan Reck) gebuchte Urlaubsreise abzublasen: Petersens und damit ihr Prozessgegner, Dr. Jens Groote (Christian Kohlund), leitet auf der nordfriesischen Insel Amrum eine Heuler-Aufzuchtstation für junge, von der Mutter getrennte Robben und hat beste Kontakte zur Presse. Die gerade wieder dicke Schlagzeilen druckt, in denen der wohlhabende Fangflottenbesitzer als Umweltschädling diskreditiert wird.
Corinna hat schnell erkannt, dass dieser medienwirksame Fall besonderes Fingerspitzengefühl erfordert. Um einen öffentlichen Prozess, in dem sicherlich viel schmutzige Wäsche gewaschen wird, zu verhindern, überredet sie ihren Auftraggeber von einer Strategieänderung: Sie will den überzeugten Naturschützer mit der Androhung einer hohen Bußgeldstrafe von 50.000 DM wegen Verleumdung zu einer außergerichtlichen Einigung bewegen. Und weil so ein Deal am besten persönlich geregelt wird, beschließt sie selbst auf die Insel zu fahren – zusammen mit ihrer zehnjährigen Tochter, die dann während der Ferien nicht nach Düsseldorf zu den Großeltern muss.
Was Melanie, für deren chronisch angegriffene Bronchien auch aus medizinischer Sicht Nordseeluft die beste Erholung ist, aus einem weiteren, geheim gehaltenen Grund innerlich Freudensprünge machen lässt: Bei einem Segeltörn mit dem ungeliebten Stiefvater in spe, Bruno Höhler, hat sie eine Flaschenpost aus der Elbe gefischt und darin einen Brief von Patrick Groote (Ivo Möller) gefunden, der für seinen verwitweten Vater eine neue Frau sucht. Da lassen sich gleich zwei familiäre Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn Mutter und Tochter bei dem Ehepaar Harms (Antje Hagen und Ferdinand Dux) unterkommen. Die beiden Kinder sind sich rasch einig und haben sich eine vielversprechende Anbahnungs-Strategie ausgedacht.
Doch die könnte nicht nur das drohende Gerichtsverfahren in Hamburg, sondern auch Jens Grootes attraktive Assistentin Saskia Janssen (Valerie Niehaus) vor Ort durchkreuzen. Dennoch lässt sich die Sache gut an: Bei einer gemeinsamen Bootsfahrt demonstriert der promovierte Aussteiger Corinna, welchen Schaden Petersens Fangflotte anrichtet – und mit welchen illegalen Methoden die Schiffsbesatzung sich die Umweltschützer vom Hals hält. Nach und nach muss sich die Anwältin eingestehen, dass sie die Argumente des Prozessgegners versteht – und den raubeinigen Kerl selbst sympathischer findet als es ihrem Auftrag frommt. Als Corinnas Verlobter Bruno nach dem Rechten sieht, scheinen die Fronten wieder klar zu sein…
Die vom 17. Juli bis 16. September 2.000 in Schleswig-Holstein gedrehte und am 4. Mai 2001 erstmals von der ARD ausgestrahlte herzerwärmende Familienkomödie endet nach knapp neunzig Minuten allzu vorhersehbar, auch wenn Corinna den Landgerichts-Prozess durch einen juristischen Kniff, Groote hätte sich von einem Anwalt vertreten lassen sollen statt einen Heuler mit in den Verhandlungssaal zu bringen, glatt gewinnt und der Ökoaktivist nun 50.000 DM auftreiben muss. Die Summe ist freilich nicht für den unbelehrbaren Reeder, sondern für eine Umweltorganisation bestimmt, dabei könnten, da Crowdfunding noch nicht erfunden war, Grootes Medienkontakte helfen. Nach ihrem glänzenden Erfolg steigt Corinna aus der Anwaltssozietät aus und will nur noch Fälle annehmen, hinter denen sie persönlich steht. Sie wird sich in Hamburg auf eigene Füße stellen. Doch dann geraten Melanie und Patrick in Seenot, weil Opa Harms am Ruder seines Kutters nach einer Herzattacke ohnmächtig geworden ist…
„Das Glück ist eine Insel“ von Regisseurin Gloria Behrens nach einem Drehbuch von Manfred Buzzi und Sebastian Andrae gehört zu den letzten Filmen des 1917 in Wanne-Eickel geborenen Schauspielers Ulrich Matschoss, der 2013 im Alter von 96 Jahren in seiner Wahlheimat Lüneburger Heide starb. Die von der Münchner Ufa für die ARD Degeto produzierte Öko-Familienkomödie ist noch bis zum 17. Februar 2021 kostenlos im Bereich des Bayerischen Rundfunks der ARD-Mediathek unter ardmediathek.de/br abrufbar.