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Abriss oder Weiternutzung? Die Zukunft vom ehemaligen Hallenbad in Eickel ist noch nicht endgültig geklärt.

Bürger kämpfen um den Erhalt, Stadt soll Verkauf rückgängig machen

Das Hallenbad und die Mosaike

Bürger in Herne beschäftigt weiterhin die Zukunft des Hallenbads in Eickel - und mit der Zukunft ist nicht etwa der beschlossene Abriss (halloherne berichtete und berichtete) und die geplante Wohnbebauung gemeint, sondern eine mögliche Wiedereröffnung nach vorheriger Sanierung. Dazu wurde bereits ein Bürgerbegehren der Mondritterschaft Wanne-Eickel eingereicht (halloherne berichtete und berichtete).

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Außerdem geht es nicht um die Grundmauern, sondern um die Mosaike im Inneren. Zwei mit Thema der griechischen Mythologie gibt es, beide rund 3,50 Meter mal 2,80 Meter groß, beide hat Edmund Schuitz erstellt. Sie befinden sich seit 1954 im Hallenbad. Seine Tochter, Ingeborg Müller-Schuitz, befürchtet nun, dass die Mosaike zerstört oder beschädigt werden könnten.

Der Restaurator Hans-Georg Gathmann schätzte beide Objekte 2017 als „unbedingt erhaltenswürdig ein, als epochentypisches Dokument von höchst handwerklicher und künstlerischer Qualität.“ Außerhalb von Kirchen seien Mosaike nur sehr selten zu finden.

Prüfbitte wird bearbeitet

Müller-Schuitz hofft, dass die Mosaiksteine noch vorhanden und gut erhalten sind, da kürzlich mal Licht im Hallenbad eingeschaltet war. Stadtsprecher Christoph Hüsken sagt auf Nachfrage gegenüber halloherne, dass er nicht wisse, warum das Licht gebrannt habe. „Die Prüfbitte der Mondritter befindet sich in der Prüfung. Die Mitarbeiter sind aber auch mit der Bundestagswahl derzeit beschäftigt, daher dauert es etwas länger", so Hüsken.

Das Putzmosaik mit einem Thema aus der griechischen Mythologie des Kunstmalers Edmund Schuitz.

Außerdem sei sie mit Hendrik Bollmann (SPD) und dem Eickeler-Bezirksbürgermeister Arnold Plickert (SPD) in Kontakt. „Ich habe mit ihr schon seit zwei bis drei Monaten Kontakt, ich habe auch die Petition unterschrieben - dazu stehe ich“, sagt Plickert gegenüber halloherne. „Allerdings gab es danach neue Informationen, sodass ich nach den neuen Erkenntnissen nicht mehr glaube, dass das Hallenbad zu retten oder zu sanieren ist.“ Welche das sind, wollte Plickert nicht verraten.

Die Rettung der Mosaike könne laut der Bürgerin nur durch eine Fachfirma erfolgen - geschätzt werden rund 70.000 Euro Kosten. Zehn Prozent müsste die Stadt davon übernehmen. Um keine Zeit zu verlieren, wandte Müller-Schuitz sich kurzerhand selbst an das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung.

50 Prozent Förderung vom Ministerium möglich

Kurze Zeit später erhielt sie die Nachricht: Stellt die Stadt Herne einen entsprechenden Förderantrag, übernimmt das Ministerium 50 Prozent der Summe. „Leider kann ich es nicht tun, daher bitte ich die Stadt darum“, sagt Ingeborg Müller-Schuitz. Der großer Teil der Restsumme könne über Spenden gesammelt werden.

„Ich werde alles dafür tun, beide Mosaike zu retten. Jedoch kann es sein, dass es nur möglich ist, eins komplett zu retten“, bekräftigt Arnold Plickert.

Mondritter werben für Förderung

Für die Mondritterschaft wäre ein Erhalt des Hallenbads insbesondere im Hinblick auf das Kinderschwimmen sehr wichtig. Auch wenn eine Sanierung wohl einen einstelligen Millionenbetrag kosten würde, müsste die Stadt dafür nicht alleine aufkommen. „Aus dem Programm der Städtebauförderung kann ein Teil der Kosten gefördert werden“, so Horst „Graf Hotte“ Schröder. „Das geht aber nur bis zum 30. September 2021. Die Stadt muss also in knapp vier Wochen aktiv werden.“

Das Mosaik von Poseidon und das Hallenbad Eickel sollen bleiben: (v.li.) Walter Müller, Ingeborg Müller-Schuitz, Mondritter Reinhold Frank, Architekt Jürgen Köhne, Mondritter Horst Schröder und Susanne Adami.

Zur Unterstützung und Schätzung der Kosten hat sich Schröder zudem mit Architekt Jürgen Köhne einen Experten ins Boot geholt. Köhne möchte das Hallenbad auch erhalten und bietet daher unentgeltlich seine Hilfe an. Er erinnert an 2019: Da sei die Stadt vom Konzept des Vereins Pottporus angetan gewesen, etwas ganz Anderes aus dem Hallenbad zu machen. Damalige Kostenschätzung: 9,1 Millionen Euro.

„Nun, mehr als zwei Jahre danach, sollen die Sanierungskosten plötzlich deutlich im zweistelligen Millionenbereich liegen und es soll der Abriss erfolgen. Da muss man sich fragen: Was ist in der Zeit passiert?“, fragt Köhne. Vielleicht sei noch Vandalismus hinzugekommen, den es weiter zu verhindern gelte. „Wir brauchen ein Konzept und Kostenschätzungen - dann kann man einen Vergleich zu einem Neubau stellen“, so der Architekt. „Weiter nutzen statt abreißen ist fast immer besser.“ Möglicherweise sei auch die Gründung eines Fördervereins notwendig, sagt Köhne.

Neubau würde viel Zeit in Anspruch nehmen

Klar sei, so Schröder und Köhne, dass die Schwimmbadtechnik auf jeden Fall neu gemacht werden müsste - doch das sei bei einem Neubau auch der Fall. Mit rund sechs bis acht Millionen Euro Kosten bei hochmoderner Technik pro Neubau rechnet Arnold Plickert - die Zeit bis zur Fertigstellung könnte aber vermutlich bis ins Jahr 2025 andauern.

Das Mosaik im Hallenbad Eickel.

Etwaige Ersatzbauten, beispielsweise am Wananas, würden aber wieder Grünflächen verschwinden lassen, sagen die Kritiker. Dazu sei das Wananas eher ein Spaßbad, das Hallenbad Eickel ein „normales“ Schwimmbad, fügt Walter Müller an.

Mehrere Vorteile vom Hallenbad Eickel

Überhaupt stellten die Anwesenden mehrere Vorteile des Hallenbads heraus: Die gute Lage, sechs Schulen sind fußläufig zu erreichen, die Verkehrsanbindung ist schon vorhanden und die Bedeutung für das Quartier und die Entwicklung in Sachen Schwimmen und Sport. Außerdem sei es identitätsstiftend.

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Das sieht auch die ehemalige Lehrerin Susanne Adami so, die sich für den Erhalt einsetzt: „Das Hallenbad ist sehr wichtig für den Stadtteil und die Bürger. Die Schüler können es sehr gut erreichen.“ Unisono erklären alle Beteiligten, dass es nicht um Nostalgie gehe. „Der Bedarf treibt uns an. Wenn es machbar sein sollte, muss man die Chance ergreifen. Das hat auch nichts mit meinem Vater zu tun“, versichert Ingeborg Müller-Schuitz.

Dienstag, 24. August 2021 | Autor: Marcel Gruteser