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Heiko Büscher, Melanie Linka, Astrid Breidbach, Andreas Wunnenberg, Thomas Hünerfeld, Silke Volkner und Axel Schönnenberg

Neuer Mondpalast-Hit des Erfolgsduos Domke/Rech

Das Schweigen der Frösche

Natur wird störend oft empfunden, sobald sie mit Geräusch verbunden: Frei nach Wilhelm Busch macht ein schrilles „Quak“ eines kleinen grünen Männchens im natursteingefassten Teich großen Ärger zwischen Nachbarn, die soeben noch um diesen herum eine feucht-fröhlichen Gartenparty gefeiert haben. Begossen wurde die Fertigstellung des vergleichsweise mondänen Eigenheims des Ehepaars Brockmeier auf der linken Seite der wundervollen Ausstattung von Arke Zeiß, dem es gelungen ist, eine ganze Siedlung in den kleinen Mondpalast-Guckkasten zu stapeln: Autohaus-Besitzer Robert „Robbi“ Brockmeier (Dominik Brünnig) hat seiner sonnenstudiogebräunten Gattin Gerti (Susanne Fernkorn) ein idyllisches Plätzchen im Grünen geschaffen.

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Einen Platz an der Sonne, den Udo Jürgens so trefflich besingt zu Beginn eines von Thomas Rech turbulent inszenierten Abends, der das Zwerchfell der Besucher über wie im Fluge vergehende zweieinhalb Stunden ordentlich strapaziert. Weil diese sich in Sigi Domkes situationskomischem Stück wiedererkennen. Und herzlich über die alltäglichen Widrigkeiten, die ihnen selbst immer wieder begegnen, lachen können: „Das Schweigen der Frösche“, umjubelte Uraufführungspremiere war am 30. Januar 2020, wirkt geradezu therapeutisch befreiend. Besagtes grünes Männchen ist ein Laubfrosch, dessen Rufe es in der Balzzeit locker auf neunzig Dezibel schaffen – und bei den Nachbarn im Mietshaus veritable Gewaltphantasien hervorrufen.

v.l. Ekki Eumann, Dominik Brünnig und Susanne Fernkorn.

„Nights in White Satin“: Beim LKW-Fahrer Jochen Nabulski (Axel Schönnenberg) steigt der Blutdruck, sodass ihn seine Gattin Sybille (Silke Volkner) kaum beruhigen kann, der IT-Experte Daniel Mai (Andreas Wunneberg) leidet ohnehin schon unter Schlafdefizit, seit seine junge Frau Ramona (Melanie Linka) Mutter des kleinen Sven-Hendrik geworden ist, und das eigentlich so ruhige Ordnungsamts-Pärchen Stieglitz kriegt sich mächtig in die Haare: Hans-Bernd (Heiko Büscher) will im Rathaus alle gesetzlichen Möglichkeiten erkunden, seine tierliebende bessere Hälfte Edith (Astrid Breidbach) dagegen nichts gegen den nächtlichen Ruhestörer unternehmen. Dem der Bundeswehr-Soldat Oskar Stramm (Thomas Hünerfeld) als Einziger nicht auf den Wecker geht: Schlafentzug gehöre schließlich zur Grundausbildung. Dennoch bringt er das Waffenarsenal in seiner Dachwohnung schon 'mal in Stellung.

„Wild Thing“: Als Robbi einen Maschendrahtzaun um den Gartenteich ziehen lässt, um seiner Gerti nicht den quakenden Kind-Ersatz unterm gelifteten Hintern verscheuchen zu lassen, greift Jochen nachts zur Selbsthilfe. Was Ersterer vorausgesehen und sich einen Zeugen in den Liegestuhl geholt hat, der es freilich eher mit Herbert Grönemeyers Sanitäter in der Not hat: Wolf Kohlmann (Ekki Eumann) erweist sich eher als rastloser Schluckspecht denn als rasender Reporter...

Der jüngste Streich des Erfolgsduos Sigi Domke und Thomas Rech war auf der Zielgeraden durch die Erkrankung Martin Zaiks ernstlich in Gefahr geraten, schreibt Domke den Mondpalast-Schauspielern doch die Rollen auf den Leib, in diesem Fall Zaik den Part des goldkettchentragenden Aufsteigers Robbi Brockmeier, der seine Frau wie das beste Ausstellungsstück seines Autohauses ausstaffiert. Dass sich Dominik Brünnig innerhalb kürzester Zeit so großartig in die neue und ungleich größere Rolle hineinspielen konnte, ist naturgemäß dem Zusammenspiel eines erfahrenen Ensembles aus gestandenen Komödianten zu verdanken, zu dem der Bochumer vor rund sechs Jahren stieß und heute u.a. als Schalker Ronaldo im Dauerbrenner-Erstling „Ronaldo & Julia“ begeistert. Für ihn gibt Thomas Hünerfeld als strammer Soldat sein Mondpalast-Debüt. Der einstige Kollege Heiko Büschers im Bochumer Thealozzi-Kollektiv „Die Unwilligen“, der auch schon im Jungen Theater bei Roberto Ciulli in Mülheim auf den Brettern stand, fügt sich nahtlos ein in die Truppe, als sei er immer schon dabei gewesen. Also: unbedingt hingehen! Und auch die nostalgische Mucke der 1960er bis 1980er Jahre genießen.

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Karten und weitere Vorstellungs-Termine

Am 14., 15., 16., 18., 21., 22. und 23. Februar 2020, Karten unter https://www.mondpalast.com/willkommen/oder an der Theaterkasse, an der Wilhelmstraße 26, dort auch unter Tel. 02325 – 588 999 (Mo-Fr 10-19, Sa 10-14 Uhr).

Montag, 3. Februar 2020 | Autor: Pitt Herrmann