„Wir sitzen auf 1.500 gepackten Kisten“
Das Spielezentrum zieht ins H2Ö
Das Team des Spielezentrums sitzt auf Kisten. Auf gepackten Kisten. Um es ganz genau zu sagen: auf 1.500 gepackten Kisten. „Wir sind in der heißen Umzugsphase und freuen uns, dass es nun endlich losgeht“, sagen Thomas Moder der Leiter des Spielezentrums an der Jean-Vogel-Straße und seine Stellvertreterin Susanne Klaus beim halloherne-Gespräch am Mittwoch (19.5.2021). Seit Wochen räumen und packen sie für den Umzug ins neue Stadtteilzentrum H2Ö.
Ein Umzug, der eigentlich schon im August 2020 stattfinden sollte und „sich quasi im zweimonatigen Rhythmus nach hinten verschoben hat - aus den unterschiedlichsten Gründen“, erzählt Thomas Moder. Zur Erinnerung: Die Stadt baut mit Fördergeldern die ehemalige Hauptschule Hölkeskampring für insgesamt 6,9 Millionen Euro zum Stadtteilzentrum H2Ö um (halloherne berichtete). Neben dem Spielezentrum wird es in dem (Fast-) Neubau einen Dienstleistungstrakt (Fachbereich Kinder, Jugend und Familie) mit einem separaten Eingang geben.
Das alte Haus
Das alte Haus ist zu klein geworden und droht aus allen Nähten zu platzen. Und damit ist nicht nur die Spieliothek gemeint, deren 16.000 Spielen sich (nicht nur) in einem Raum vom Boden bis unter die Decke stapeln und zum Teil auch die Fenster verdecken, so dass hier eigentlich immer das elektrische Licht brennt. Weitere Mankos: Der Brandschutz ist nicht auf der Höhe der Zeit, dafür gibt es in diesem charmant verwinkelten Haus aber jede Menge Barrieren, die dem Team bei jedem Besucher im Rolli Höchstleistungen abverlangen. Eine Rampe? Negativ. Von der Toilettenanlage soll hier allerdings erst gar nicht berichtet werden.
Das alles hat bald ein Ende. Seit November 2020 ist das Zentrum pandemiebedingt geschlossen, die Spielothek seit März 2021. Am Samstag (22.5.2021) bauten sechs Leute vom „Messe-Team“ schon einmal die Lagerschränke im alten Domizil ab und im neuen sofort wieder auf. Da ist es natürlich von Vorteil, dass das H2Ö direkt gegenüber liegt und einen ganzen Trakt als Lagermöglichkeit bereit hält. Alles auf einer Ebene.
Moder und Klaus hoffen, dass sie nach den Sommerferien im neuen Haus eingerichtet sind, und endlich wieder Kinder empfangen können. „Eine Kinderbeteiligung, die konnte zum Glück noch vor Corona stattfinden und von den Wünschen der Kinder konnten wir auch viel umsetzen“, freut sich Klaus. Gewünscht und umgesetzt wurden Rückzugsmöglichenkeiten, ein Veranstaltungsraum, eine Bühne, eine Verkleidungskiste, eine Mitmachküche, eine Chill-Ecke und draußen sollte es auch mehr Spielmöglichkeiten geben.
Das Spielezentrum im H2Ö
Ist der Umzug vollzogen, wird aus dem Spielezentrum an der Jean-Vogel-Straße das „Spielezentrum im H2Ö“ und gehört zum Team Herne-Mitte. „Das bisherige Team Herne-Mitte bestand 'nur' aus dem Team Abenteuerspielplatz und dem Team Oskarstraße, jetzt kommt noch das Team Spielezentrum dazu. Wir alle zusammen sind das Team Herne-Mitte“, erläutert Susanne Klaus.
Ganz wichtig ist ihnen zu erklären: „Das Spielezentrum ist aber nach wie vor ein Betrieb gewerblicher Art, und natürlich wird es die weltweit bekannte Institution 'Spielezentrum' auch weiterhin geben.“ Moder und Klaus freuen sich auf die Arbeit im neuen Team und auf die neuen Möglichkeiten, die sich dabei auftun können: „Jedes Team hat seinen eigenen Bereich und trotzdem werden wir Hand in Hand arbeiten.“
H2Ö steht dran, Spielezentrum íst (auch) drin
Bei der Gestaltung des Spielzentrums im H2Ö waren sie von Anfang einbezogen. „Es ist wirklich viel möglich gemacht worden, wir waren in die Prozesse eingebunden und haben unsere Bereiche mit dem Architekten besprechen können“, sagen beide unisono. Der Spielepöppel kommt noch - leicht verändert - an das Gebäude, das aufgehübschte Spielemobil bekommt einen überdachten Stellplatz vor dem Gebäude und die riesigen Mikadostäbe, die auf den Spielbetrieb hinweisen, die wurden soeben vor dem Gebäude aufgestellt.
Barrierearm, modern, hell und großzügig
Zudem sei das komplette Haus mit Außenrampe, Aufzug und Treppenlift endlich barrierearm. Stolz sind sie auch, dass es jetzt eine eigene Toilettenanlagen für jeden Bereich gibt: Kinder, Jugendliche, Besucher und Mitarbeiter. „Ab jetzt begegnen unsere Kinder-Gäste keinen fremden Menschen auf der Toilette, und was der absolute Knaller ist, wir haben sogar eine Unisex-Toilette für Besucher“, erzählen sie stolz. Jede Toilettenanlage als Unisex auszustatten, das hätten sie nicht durchbekommen.
Kinder, Teenies und Jugendliche
Die Räume für die Kinder (sechs bis elf Jahre), die Teenies (elf bis 14) und die Jugendlichen (ab 14) liegen alle hintereinander und können bei Bedarf verbunden werden. In der Mitte liegt die Mitmachküche. „Hier können nun viele Kinder gleichzeitig aktiv sein und auch zusammen essen“, freut sich Susanne Klaus. Der Küche gegenüber liegt eine Terrasse, auf der zum Beispiel auch gegessen werden könne.
Trotzdem ist die Freude groß
An die Küche schließt sich die Chill-Out-Ecke der Jugendlichen an, die sie selber mitgestalten werden. Apropos gestalten: Auf dem Flur warten drei weiße Wände auf ihre Gestaltung. Mit Unterstützung eines Graffiti-Künstlers werden Kinder, Teenies und Jugendliche „ihre“ Wand farbig stylen. Vier kindgerechte Werkbänke machen auch den neuen Werkraum universell nutzbar.
Fand im alten Haus vorrangig ein Angebot für den offenen Kinderbereich am Nachmittag statt, so gäbe es im H2Ö auch feste Angebote für Teenies und Jugendliche, zudem können sich die Spielegruppen zu festen Zeiten wieder treffen. „Mit dem Veranstaltungsraum ist es endlich wieder möglich, größere Veranstaltungen mit vielen Menschen anzubieten“, freuen sich die beiden.
Knaller-Spieliothek
Geplant ist zum Beispiel, das Spielecafé weiter auszubauen und ihm eine doppelte Zeit einzuräumen - was schon länger gewünscht wird. „Aber“, sagt Moder, „vieles wird sich erst im laufenden Betrieb zeigen.“ Was aber sicher ist, sagen beide: „Die Spieliothek, die wird der Knaller.“ Untergebracht in der Aula der ehemaligen Schule, wird sie mit einer Ü-18 Abteilung ausgestattet. „Alle rund 16.000 Spiele in einem Raum“, sagte sie, als könnten sie es immer noch nicht fassen.
Viele Gruppen, viele Möglichkeiten
„Im H2Ö können wir auch wieder mehr Gruppen bedienen“, sagt Moder. Denkbar wäre es, dass zum Beispiel Kochkurse angeboten würden, eine Häkelgruppe könnte sich treffen, eine Mutter-Kind-Gruppe oder oder oder. Auch das würde sich mit der Zeit zeigen. Aber eines ist klar: „Primär sind wir eine Kinder- und Jugendeinrichtung, das bedeutet, es wird immer Rücksicht auf die Belange der Kinder, Teenies und Jugendlichen genommen.“
Trotzdem soll das Stadtteilzentrum generationenübergreifend und universell genutzt werden. Wie genau das alles im Alltag aussehen wird, auch das wird sich mit der Zeit zeigen.
„Wir freuen uns auf jeden Fall total Ankermieter in diesem Gebäude zu sein“, sagen sie. „Wir haben richtig Bock und wollen endlich starten. Und wenn es ein Neubau gewesen wäre, dann hätten wir ihn zu 80 Prozent so gebaut, wie es jetzt ist. 20 Prozent wären anders gewesen, weil wir uns einfach mit den gegebenen Umständen arrangieren mussten.“