
Nick Cave-Musical in Gelsenkirchen
'Death Is Not the End'
„In einer unscheinbaren Stadt an der Emscher“ ermitteln Detective Louise (Maximilian Teschemacher) und ihr Kollege, Lieutenant Schnabel (Gloria Iberl-Thieme), in Sachen „Red Right Hand“. Und befragen zunächst Passanten an der Bushaltestelle, die zweifelsohne in Gelsenkirchen situiert ist. Wo offenbar an jeder Ecke und sogar in den Parks der, das wissen wohl die Wenigsten, siebtgrünsten Stadt Deutschlands, das Verbrechen lauert.
Ermattet von so viel Blut und Gewalt kehren die beiden Ermittler in ihre Wohnung zurück, wo sich herausstellt, dass ihnen der Vermieter nur einen Hausschlüssel ausgehändigt hat. Weshalb sein Neffe Ralf (Daniel Jeroma komplettiert die Stammbesetzung des MiR Puppenspiel) den Zweitschlüssel vorbeibringt und dabei höchst merkwürdig auf einen Kaffeefleck reagiert, den offenbar die Vormieter von Louise und Schnabel in der Wohnung hinterlassen haben.
Schwangere Louise in einer wüsten Einöde
Plötzlich findet sich die – im Übrigen schwangere – Louise in einer wüsten, geradezu lebensfeindlich trockenen Einöde wieder, die stark an US-amerikanische Western erinnert. Wobei sich die Ausstatterin Louise Pons, deren Namensgleichheit mit der Kommissarin kein Zufall ist, an Millionen Jahre alten, Prototaxites genannten Bäumen orientiert hat.
Solche Querverbindungen sind dem Programmheft zu entnehmen, die für die gut zweistündige pausenlose Inszenierung des Berliner „Helmi“-Kollektivs aber keine Bedeutung haben, welche nach der Uraufführung am Sonntag (5.5.2024) im Kleinen Haus des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier stürmisch gefeiert wurde.
Single 'Where the Wild Roses Grow' brachte Popularität
Geht es bei „Death Is Not the End“ doch vor allem um die Musik der australischen Punk-Rock-Band „Nick Cave and the Bad Seeds“, die 1966 auf ihrem Album „Murder Ballads“ von Leichen durchzogene grausame Geschichten in neun Songs erzählen. So im „Song of Joy“, in dem der Mord an einer Mutter und ihren drei Kindern geschildert wird. Richtig populär wurde Nick Cave aber erst durch die Single-Auskopplung „Where the Wild Roses Grow“ mit der Pop-Ikone Kylie Minogue.

Um die Lieder des längst zum Post-Punk- und Indie-Klassiker gewordenen Albums haben Florian Loycke (Textfassung und Regie) und Jakob Dobers (Arrangements und musikalische Leitung), der im Look der finnischen „Leningrad Clowboys“ auch als Frontsänger auf den Brettern steht und ein eigenes Lied beisteuert, eine auf den ersten Blick ziemlich abstruse Kriminalgeschichte einer forensischen Ermittlung in Gelsenkirchen gezimmert, in der das Ermittler-Duo einer Horde merkwürdiger Tiere und mysteriöser Gestalten begegnet, welche aus Australien, der Popkultur oder einfach frisch aus dem Knast kommen könnten.
Vielfältige Formen und Figurenarten
Die während des Probenprozesses gefertigten Puppen und plastischen Schaumstoff-Elemente des Berliner Kollektivs „Das Helmi“ und der Allrounderin Nolundi Tschudi, die virtuose Schauspielerin, Regisseurin, Musikerin und Performerin sorgt in der auf der Bühne platzierten Live-Band auch an der Singenden Säge für Aufsehen, sind eine Wucht. Ihre vielfältigen Formen und Figurenarten greifen Motive aus den Songtexten auf wie etwa den unter Psychoanalytikern umstrittenen Rorschachtest zur Persönlichkeitsdiagnostik. Es spielt letztlich aber keine Geige, dass sich solche Mysterien wie auch der biografische Bezug Nick Caves zur „Roten Hand“ erst nach der Programmheft-Lektüre lüften.
Das mit allerhand Lokalkolorit und aktuellen (Schalke-) Extempores durchsetzte „Erweckungsmusical“ lebt vom Live-Charakter der Schauspieler (Nolundi Tschudi als Crow Jane), Puppenspieler und Musiker, unter Letzteren auch der „Helmi“-Mitgründer Brian Morrow als Warren Ellis (und Schlagzeuger der Live-Band). Seit seiner Gründung 2001 hat sich das hauptstädtische Kollektiv zu einer festen Größe in der Theaterlandschaft entwickelt, gerade durch die Einladung zum Berliner Theatertreffen 2024 mit „Riesenhaft in Mittelerde“ geadelt, einer von Nicolas Stemann inszenierten Koproduktion mit dem Theater Hora am Schauspielhaus Zürich.
Karteninfos und weitere Vorstellungen
Karte für die weiteren „Death Is Not the End“-Aufführungstermine im Kleinen Haus des MiR unter musiktheater-im-revier.de oder unter Tel. 0209 – 40 97 200:
- Samstag, 18. Mai 2024, 19 Uhr
- Freitag, 31. Mai 2024, 19.30 Uhr
- Samstag, 1. Juni 2024, 19 Uhr
- Sonntag, 9. Juni 2024, 18 Uhr
- Freitag, 21. Juni 2024, 19.30 Uhr
- Samstag, 6. Juli 2024, 19 Uhr
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- Freitag, 31. Mai 2024, um 19:30 Uhr
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- Sonntag, 9. Juni 2024, um 18 Uhr
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