halloherne.de lokal, aktuell, online.
Die kleine Bio-Manufaktur 'Pottmühle' wird von Ölmüller Sascha Suer betrieben.

Die Bio-Manufaktur Pottmühle

Der Ölmüller von Wanne

Fast versteckt und auf den ersten Blick kaum zu finden, liegt die kleine Bio-Manufaktur „Pottmühle“ in einem Hinterhof an der Heidstraße. Ölmüller Sascha Suer betreibt sie seit Juni 2019 mit seinem Cousin Andrè Stefanski. Suer war nicht immer Ölmüller. Nach 18 Jahren Selbstständigkeit in der Marktforschung stand ihm der Sinn nach etwas Neuem. Da der Mann, der das gute Essen liebt, seit 2013 zudem auch als Foodblogger unterwegs ist, war für ihn klar: Es muss etwas mit Kulinarik sein - aber was?

Anzeige: Herner Sparkasse Solit 2025

Gestolpert über Öle

Die kleine Bio-Manufaktur 'Pottmühle' wird von Ölmüller Sascha Suer betrieben.

Irgendwann sei er über Öle gestolpert, erklärt er im halloherne-Gespräch. Aber wie stolpert man über Öle? Suer: „Fast jeder kann etwas zum Oliven-Öl sagen, und wenn es nur kaltgepresst und nativ extra ist.“ Aber was andere Öle anbelangt, zum Beispiel Sonnenblume oder Raps, da würde es schon hapern. „Diese Öle aus dem Supermarkt, die schmecken...“, holt er aus und macht eine längere Pause, „...nach nix.“ So kam er auf die Idee, die Öle halt selber zu machen. Frei nach dem Motto: „Ich werde Ölmüller und presse Körner und Saaten nach alter Väter Sitte!“ Allerdings ist der Ölmüller seit den 60er Jahren kein Lehrberuf mehr und „seitdem verschwindet auch das Wissen um die Ölherstellung immer mehr.“

Rantasten war angesagt

In seinem Cousin, der „der Kulinarik auch sehr zugetan ist“, fand er einen Compagnon und so sogen Suer und Stefanski alles auf, was sie über die Öl-Herstellung finden konnten, kauften eine Ölmühle, frei nach dem Motto - „Nicht kleckern, sondern klotzen“ - und gingen frisch ans Werk. Raps und Sonnenblumen mussten als erstes „dran glauben". Als Nächstes machte sich das Gespann daran, Aprikosen-Öl herzustellen. "Das schmeckt - nur nicht nach Aprikose“, erklärt Suer und liefert gleich Ideen für eine Apfeltasche oder einen Joghurt-Dessert dazu. Allerdings würde es auch gerne in der Kosmetik eingesetzt, zum Beispiel zur Hautpflege. Experimentiert wurde auch mit Walnuss und Kürbiskern, bis sie endlich schmeckten. „An die unterschiedlichsten Arten mussten wir uns ja erst einmal rantasten.“

Druck, Zeit und Temperatur

Die kleine Bio-Manufaktur 'Pottmühle' wird von Ölmüller Sascha Suer betrieben.

Jede Saat, jeder Kern wird unterschiedlich gepresst. Aber drei Faktoren gilt es zu beachten und sind bei jeder Art anders: Druck, Zeit und Temperatur. So liegt zum Beispiel die ideale Temperatur unter 37 Grad. Durch dieses schonende Verfahren bleiben der ursprüngliche Geschmack und alle wertvollen Inhaltsstoffe erhalten. Die Rohmaterialien bekommt die bio-zertifizierten Pottmühle von den unterschiedlichsten Anbietern: vom Bauern aus Hattingen, aus dem Brandenburgischen oder auch aus Thüringen.

Kalt gepresst, ungefiltert und echte Handarbeit

Gepresst wird täglich, damit ist sichergestellt, dass die Öle, die rund 1 Jahr haltbar sind, auch wirklich frisch beim Kunden ankommen. Durch die Edelstahl-Spindel-Presse, die an eine übergroße Küchenmaschine erinnert, werden die Rohstoffe schonend kalt gepresst und geben ein Öl mit Rohkostqualität frei. Anschließend verbleibt das Öl einige Tage in dem Auffangbehälter, damit sich feste Bestandteile am Boden absetzen, das ist wichtig, da das Öl nicht gefiltert wird. So kann der Ölmüller gewährleisten, dass er wirklich naturbelassene Bio-Öle anbietet, die anschließend in lichtdichte Dosen abgefüllt und etikettiert werden. „Der gesamte Vorgang - von vorne bis hinten - ist echte Handarbeit“, erklärt Suer.

Nachhalitg - Alles wird verwertet

Die kleine Bio-Manufaktur 'Pottmühle' wird von Ölmüller Sascha Suer betrieben.

Aus den festen Bestandteilen werden Mousse hergestellt, die „gerade bei Veganern oder Vegetariern als Brotaufstrich beliebt sind.“ Der übrige Presskuchen ging bisher an die Bio-Schweine-Zucht. Das ändert sich bald, demnächst werden die Pottmüller daraus teilentölte Mehle und auch Senfe herstellen. „Walnussmehl, Hanfmehl oder auch Senfe, wir haben noch jede Menge Ideen.“

Verkauft wird das Öl in schicken und blickdichten Dosen zu 100, 250 und 500 ml. Im Augenblick stehen 15 Öle zur Auswahl, aber zum Weihnachtsgeschäft wird noch einmal aufgestockt, dann kommen 3 weitere Öle ins Sortiment - Macadamia, Haselnuss und Kokos hinzu.

„Schmiegt sich so schön an den Salat an“

Die Frage nach dem Besonderen ihrer Öle, beantwortet Ölmüller Sascha Suer so: „Unsere Öle sind alle kaltgepresst und Sie können davon ausgehen, es schmeckt auch nach dem, was auf der Dose draufsteht.“ Suer nennt es den sortenspezifischen Geschmack. Darum empflielt er Neu-Kunden auch gerne das hauseigene Sonnenblumen-Öl. Suer: „Biete ich den Kunden unser Sonnenblumen-Öl an, sagen sie: Sonnenblumen-Öl? Das kenn ich!“ Worauf er immer wieder antwortet: „Nein, kennen Sie nicht! Die meisten Leute kaufen ihr Sonnnenblumen-Öl im Discounter, und das ist überhaupt kein Vergleich.“ Es sei nicht sonderlich dominat, wie zum Beispiel das Oliven-Öl, aber es hat einen ganz feinen nussigen Geschmack und Suer der Gourmet kommt ins Schwärmen: „Der schmiegt sich so schön an den Salat an, während das Oliven-Öl schon mal ganz nach vorne geht.“

Überhaupt findet Suer den Kundenkontakt, zum Beispiel auf dem Markt, sehr faszinierend. Denn dort kann er aus seinem "reichhaltigen Erfahrungsschatz schöpfen und zu jedem Öl die unterschiedlichsten Rezepte liefern". Rezepte, die übrigens auch auf seiner Homepage stehen, die regelmäßig erweitert wird.

Die kleine Bio-Manufaktur 'Pottmühle' wird von Ölmüller Sascha Suer betrieben.

Wem jetzt das Öl, pardon, das Wasser im Mund zusammengelaufen ist, der kann natürlich direkt bei der Manufaktur vorbeischauen: Do 15-18 Uhr, Di 10-13 Uhr, oder nach telefonischer Absprache: 02323 / 55 99 243. Einige der Pottmühlen-Öle gibt es auch hier: Weinhaus Wanne auf dem Eickeler Bruch, Wein & Spezialitäten Vössing an der Behrenstraße, im Hofladen Große-Lahr oder im Reformhaus Pitz auf der Hauptstraße in Eickel. Außerdem steht der Ölmüller auf den Märkten in Herne-Mitte und in Essen- Rüttenscheid.

Und natürlich liefert die Pottmühle auch per Post direkt ins Haus. Dabei ist der Versand ab einem Bestellwert von 39 Euro für den Kunden kostenfrei. Ach so, und gewonnen haben die Jungs von der Heidstraße auch: In der Kategorie Feinkost den KÜCHE BEST PRODUCT AWARD.

Donnerstag, 5. November 2020 | Autor: Carola Quickels