Ganz klar, der Heilige Abend zieht sich wie Kaugummi
Die längsten Stunden im Jahr
Die meistgestellte Frage an Heiligabend ist – zumindest wenn man kleine Kinder hat: „Mama (wahlweise auch Papa), wann kommt endlich das Christkind?“ Die Kinder sind aufgeregt und erwarten mit Spannung die Ankunft des Christkindchens oder auch des Weihnachtsmannes – bringen sie doch neue Spielsachen. Die alten, die sind (zumindest heute) nämlich echt langweilig.
Die Zeit will nicht vergehen und spätestens wenn man diese Frage zum 35. Mal gehört hat, dann ist den Eltern klar: „Wir brauchen einen Plan, um die Wartezeit bis zur Bescherung zu verkürzen.“ Wohl den Eltern, die eine Tradition haben.
Wir warten aufs Christkind
In früheren Zeiten sendete die ARD an jedem 24. Dezember einen ganzen Nachmittag Programm. Mehrere Stunden reihte sich Kindersendung an Kindersendung und erleichterte den Eltern die Zeit, um sich mit den letzten Vorbereitungen zu beschäftigen. Die Schreiberin dieser Zeilen erinnert sich zum Beispiel an Klassiker wie die Augsburger Puppenkiste, Kater Mikesch, Michel aus Lönneberga oder 'Flipper, Freund aller Kinder'. Doch Mitte der 90er Jahre stellte die ARD diese Sendungen ein.
In abgespeckter Version gibt es diese Aneinanderreihung von Sendungen heute wieder am 24. Dezember – ausgestrahlt vom WDR. Aber werden die Kinder heute noch vor „die Kiste“ gesetzt, oder sind Kinder und Eltern mittlerweile anspruchsvoller? halloherne hat sich aber nicht nur bei Familien mit Kindern umgehört, sondern auch bei weiteren Hernern, wie sie die Zeit an Heiligabend überbrücken. Denn vielfach steht auch für Erwachsene einiges an. Der Baum muss geschmückt, das Essen gekocht und die Geschenke eingepackt werden.
halloherne hat sich bei Herner Familien umgehört
halloherne fragte bei Nina Kersting aus Sodingen nach. Sie und ihr Mann haben mit ihren Kindern gleich zwei aufgeregte Kandidaten für die Bescherung zu Hause. „Wir starten erstmal ganz gemütlich mit einem gemeinsamen Frühstück in den Tag. Danach wird der Baum geschmückt und zur Überbrückung der Wartezeit schauen wir Weihnachtsfilme“, so die Mutter von zwei Kindern.
Später komme dann die Familie und alle warten gemeinsam auf das Christkind. Da die Kinder viel zu aufgeregt sind, findet natürlich schon vor dem Essen die Bescherung statt. Danach speisen alle gemeinsam und im Anschluss können die Kinder weiter mit ihren Geschenken spielen.
Baumschmücken und Weihnachtsfilme als Tradition
Bei Andrea Eisenhardt, Inhaberin der Dance Area an der Bahnhofstraße, knubbelt sich alles rund um den 23. und 24. Dezember. „Es ist wirklich so, dass ich den Baum erst am Morgen des Heiligen Abends schmücke. Dabei lasse ich mir dann auch viel Zeit und schaue, dass alles genauso ist, wie ich es mir vorgestellt habe“, so die 60-Jährige.
Dazu laufen dann bei Andrea Eisenhardt im Hintergrund Filme wie „Der kleine Lord“ oder auch „Eine schöne Bescherung“. Für die Dance Area-Inhaberin sei dies schon ein Ritual. Neben dem Geschenke einpacken, kocht sie dann später ein leckeres vegetarisches oder veganes Gericht und lässt den Abend mit ihrer Mutter ausklingen. Verwandten- und Freundesbesuche stehen dann spontan an den Weihnachtsfeiertagen an.
Heiligabend zwischen den Gottesdiensten
Für den Leiter der Pfarrei St. Dionysius, Dr. Nils Petrat, gibt es aufgrund seiner Arbeit keine festen Weihnachtstraditionen mehr. „Mein Heiligabend findet praktisch zwischen dem Krippenspiel und der Christmette statt. Ich werde zwischendurch zu meiner Mutter fahren und dort mit meinem Bruder sowie seiner Familie etwas Zeit verbringen. Dazu werden wir wahrscheinlich noch einen Snack essen“, so der 44-Jährige.
Jedoch freue er sich schon auf die Zeit kurz vor Mitternacht nach der Christmette, wenn er mit dem gesamten Team nochmal auf Weihnachten anstoßen wird.
Still und heimlich Geschenke verpacken
Bei Franz und Jill Fortmann steht erstmal an Heiligabend ein längeres Ausschlafen auf dem Programm. „Der Baum ist schließlich geschmückt und die uralte Krippe steht darunter. Nach einem Kaffee verpacken wir dann heimlich und still die Geschenke“, so Franz Fortmann gegenüber halloherne.
Danach stehe ein Spaziergang an, der später im Wirtshaus ende, da man dort noch ein paar Freunde treffe. „Dann zurück, heimwärts. Hier ist der Hirsch aufgetaut und wartet auf den Bräter. Dazu kommen noch Kartöffelchen, Rotkohl, Sauce und natürlich Spätburgunder. Abends geht es dann zur Christmette. Anschließend genehmigen wir uns noch ein Schlückchen mit Freunden. Final kommt dann die heimatliche Bescherung“, berichtet Fortmann.