halloherne.de lokal, aktuell, online.
Letzte Vorbereitungen im mondänen Ambiente: (v.li.) Leos Eltern Maewa Ferstl und Axel Schönnenberg, das Brautpaar Dominik Brünnig und Melanie Linka sowie Leonies Eltern Silke Volkner und Martin Zaik in der Komödie „Ganz in Weiß!?“ im Mondpalast.

'Ganz in Weiß!?' ist der neue Mondpalast-Knüller

Die Schwierigkeiten beim 'Ja'-Wort

„Ja, ich will!“: Die von ihren ehrgeizigen Eltern zum Jurastudium gedrängte Leonie (Melanie Linka) hat ihre Antwort vor der Standesbeamtin bereits parat, während ihre große Liebe, Leo (Dominik Brünnig), noch üben muss, wie seine Antwort verrät: „Ja, ich weiß“. Der Studienabbrecher arbeitet alte Möbelstücke auf und ist mit seinem der Nachhaltigkeit verpflichteten Dasein höchst zufrieden: „Weniger ist mehr.“ Was auch für den bevorstehenden schönsten Tag ihres Lebens gilt: Eine schlichte Hochzeit ohne Schnickschnack, ohne Geschenke und vor allem ohne Brautkleid.

Anzeige: Herner Sparkasse Solit 2024

Leos Motto könnten auch seine Alt-68er-Eltern, der Professor Magnus Petermann mit Schwerpunkt Literatur der Arbeitswelt (Axel Schönnenberg) und seine in der Hippie-Ära stecken gebliebene Lebensgefährtin Katharina Stölzl (immer wieder gern gesehener Gast im Mondpalast: Maewa Ferstl), unterstreichen. Die sich jedoch erst noch mit dem Ort der standesamtlichen Trauung anfreunden müssen: Das Brautpaar hat sich für besagtes „Ja“-Wort die rustikale Fußballer-Kneipe „Ecke“ ihrer Freunde und designierten Trauzeugen Mika (punkige Vollstreckerin: Astrid Breidbach) und Nobby (VfL Bochum-Fan im Schottenrock: Heiko Büscher) ausgesucht.

Leonies Eltern dagegen sind von ganz altem Schlag. Als selbständige Unternehmer im Sanitär-Handwerk wollen Sabine (Silke Volkner) und Torsten Spick (Martin Zaik) das ganz große Rad drehen und wünschen sich für ihre Tochter ein prächtiges Fest - perfekt bis ins letzte Detail. Und natürlich ganz in Weiß, weshalb Leonie von Mutter Sabine zur Anprobe in ein Brautmodengeschäft geschleppt wird. Und Papa Torsten, weil er „in Keramik macht“, ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk anfertigen lässt…

Zeitenwende im Mondpalast

Zeitenwende im Mondpalast zu Wanne-Eickel. An der Wilhelmstraße empfängt nicht mehr der Prinzipal Christian Stratmann die Besucher, sondern ein agiler junger Mann – der neue Theaterdirektor Marvin Boettcher. Der Mittdreißiger, übrigens ein gebürtiger Herner, hat nach zwei erfolgreichen Jahrzehnten „das“ Volkstheater des Ruhrgebiets übernommen und sich auch gleich in die Spielplangestaltung eingebracht.

Duo infernale: Heiko Büscher und Astrid Breidbach rahmen das turbulente Geschehen wie ein antiker Chor.

Denn der ewige Kampf mit den Schwiegereltern im neuen Stück „Ganz in Weiß!?“ des Hausautors Sigi Domke (halloherne berichtete) geht auf eine Idee Boettchers und des Regisseurs und seinerzeitigen Gründungsintendanten Thomas Rech zurück. Bevor die Hochzeitsglocken im Mondpalast läuten, vergehen rund zweieinhalb turbulente Stunden bester, weil intelligenter Unterhaltung, die über die bisher gewohnte atemlose schenkelklopfende Heiterkeit hinausgeht.

Sigi Domke ist ein Kenner

Nur soviel sei verraten: Sigi Domke kennt nicht nur Goethes „Vorspiel auf dem Theater“ aus dem „Faust“, sondern als Bochumer auch Peter Handkes hier in Deutscher Erstaufführung gezeigte wortlose „Stunde, da wir nichts voneinander wussten“.

„Wir wollen niemals auseinandergehn“: Die Mondpalast-Komödie „Ganz in Weiß!?“ präsentiert sich in der wandelbaren Spiel-Landschaft von Bühnenbildner Arke Zeiß ganz auf der Höhe der Zeit, naturgemäß mit stehenden Ovationen am Uraufführungs-Premierentag am Mittwoch (26.4.2023) gefeiert. Für Marvin Boettcher war das eine Premiere in doppelter Hinsicht: Der studierte Event- und Kulturmanagers ist nun allein für die Geschicke des Hauses verantwortlich. Immerhin will Christian Stratmann seinem Nachfolger künftig beratend zur Seite stehen (halloherne berichtete).

Zwei Premieren pro Jahr

Boettchers erklärtes Ziel ist es, das Theaterschiff unter Volldampf in eine gute Zukunft segeln zu lassen: „Wir planen fest mit zwei Premieren pro Jahr – eine im Frühling, eine im Herbst. Der Spielplan für 2023 steht. Das 20-jährige Mondpalast-Bestehen im Januar 2024 haben wir bereits fest im Blick.“ Um das Pensum zu bewältigen, hat Marvin Boettcher mit seinem Team das Repertoire des Hauses kritisch unter die Lupe genommen.

Die Komödien „Das Schweigen der Frösche“ und „Das Phantom vom Oppa“ müssen weichen für „Waschtag“ (wieder ab Freitag, 19. Mai 2023) und die neue Erfolgsproduktion „Ganz in Weiß!?“. „Othello, der Schwatte von Datteln“ und „Herr Pastor und Frau Teufel“ bleiben als Klassiker erhalten. Sie werden übers Jahr an wenigen ausgewählten Terminen zu sehen sein, genau wie die Kultkomödien „Ronaldo & Julia“ (wieder vom 18. bis 20. August 2023) und „Flurwoche“ (wieder vom 2. bis 4. Juni 2023).

Anzeige: Kieser 2024

Karten für „Ganz in Weiß!?“ gibt es ab 18,90 Euro pro Person (zzgl. Servicegebühr und Versand) unter mondpalast.com und am Kartentelefon unter 02325 – 588 999 (mo-fr 10-19 Uhr, sa 10-14 Uhr).

Dienstag, 2. Mai 2023 | Autor: Pitt Herrmann