So ordnet die Frauenberatungsstelle Schattenlicht die Kritik ein
Diskussionen um den Film 'It ends with us'
Über kaum einen Film wurde in der vergangenen Woche so viel gesprochen wie über die Romanverfilmung von Colleen Hoovers „It ends with us - Nur noch ein einziges Mal“. Thematisch geht es um Gewalt in Beziehungen.
Die Handlung spielt in Boston. Floristin Lily Bloom (Blake Lively) verliebt sich in den Neurochirurgen Ryle Kincaid (Justin Baldoni). Nachdem sie zunächst auf Wolke sieben schwebt, verwandelt sich die Beziehung für Lily bald in einen Albtraum. Ryle wird ihr gegenüber gewalttätig. In ihrer Kindheit erlebte Lily hautnah mit, was es heißt, in einem gewalttätigen Umfeld aufzuwachen. Ihre Mutter wurde nämlich auch von ihrem Vater regelmäßig geschlagen. Damals schwor sie sich, das wird mir nicht passieren und nun steckt sie mit Ryle in einer ähnlich gewaltvollen Beziehung fest. Sie will einen Weg für sich finden, sich aus dieser Situation zu lösen.
Kritik an der Vermarktung des Films
Seit dem Kinostart ist via Social Media eine Diskussion entbrannt, bei der es weniger um den Inhalt des Films, sondern um die Vermarktung geht. Während Regisseur und Hauptdarsteller Justin Baldoni sich in Interviews und in den sozialen Medien immer wieder zum Thema häusliche Gewalt äußert, steht Hauptdarstellerin und Produzentin Blake Lively in der Kritik. Viele Menschen bemängeln, dass sie den Film eher wie ein Feel-Good-Movie oder einen Liebesfilm promotet und das ernste Thema bei ihr in den Hintergrund tritt.
So wird sie beispielsweise in den sozialen Medien für ihre Posts zum Film kritisiert. Sie ruft unter anderem ihre Follower mit Posts wie „Nehmt eure Freundinnen mit und zieht eure Blumenkleider an“, dazu auf, den Film anzusehen. Viele User sind sich einig, dass solche Posts fehl am Platz sind, wenn es um das Thema häusliche Gewalt geht.
'Chance, Situation von Betroffenen zu verstehen'
Für halloherne ordnet Annelie Gogolla von der Frauen- und Mädchenberatungsstelle Schattenlicht e.V. die Kritik am Film ein und spricht generell über die Darstellung von gewaltvollen Beziehungen in Filmen. „Wenn die Darstellung von häuslicher Gewalt sensibel in Filmen behandelt wird, bietet das grundsätzlich eine Chance, dass Menschen verstehen, wie es betroffenen Frauen in dieser Situation ergeht“, erläutert Annelie Gogolla gegenüber halloherne.
Weiter führt sie aus: „Viele Menschen beschäftigen ja diese zentralen Fragen: Warum trennt sie sich nicht? Warum lässt sie es immer weiter mit sich machen? Da kann so ein Film, der das Thema sensibel wiedergibt, dazu beitragen, dass außenstehende Menschen die Situation besser verstehen.“
Romantisierende Darstellung muss kritisch gesehen werden
Die verharmlosende Vermarktung beziehungsweise die Darstellung als einen Liebesfilm sieht Gogolla kritisch, da sie selbst in der Präventionsarbeit mit jungen Mädchen beobachtet, welche negativen Auswirkungen Trends auf Social Media haben können. „Problematisch wird es, wenn die Gewalt im Film verharmlost sowie romantisiert wird und sich alles in so einer Kitschblase befindet. Das kann dann dazu führen, dass vor allem junge Mädchen den Inhalt verklären und falsche Vorstellungen von Beziehungen bekommen“, so Gogolla.
Dies könne dazu führen, dass Mädchen kontrollierendes Verhalten bei ihrem Freund rechtfertigen. „Ich sehe es häufig in der Präventionsarbeit, das junge Mädchen es normal finden, wenn der Freund eifersüchtig ist oder kontrollierendes Verhalten an den Tag legt. Sie fühlen sich nur so wirklich geliebt, was sehr problematisch ist. Vielen Mädchen - gerade die, die selbst aus Elternhäusern kommen, in denen eine intakte Beziehung fehlt - fehlt ein gutes Vorbild. Deshalb sind solche romantisierenden Darstellungen sehr problematisch“, sorgt sich die Mitarbeiterin von Schattenlicht.
'Kontroverse Diskussion kann Sichtweisen ändern'
Generell finde sie es aber gut, wenn Thema häusliche Gewalt auch in Filmen eine Rolle spielt. „Es ist zu begrüßen, dass das Thema aufgegriffen wird und dass es auch kontrovers diskutiert wird. Dass es eben nicht so stehen gelassen wird und deutlich gemacht wird, dass es problematisch ist, wenn es als Feel-Good-Movie oder Romanze mit Parfüm und Blumen inszeniert wird. Diese ganze Diskussion kann dazu führen, dass sich mehr Menschen mit der Thematik auseinandersetzen“, sagt Annelie Gogolla abschließend.