Mehrere Vorwürfe von Vereinen - Stadt und Bäderchef antworten
Diskussionen um Schwimmflächen halten an
Dieses Thema ist derzeit ein viel diskutiertes: Die knappen Wasserflächen und -zeiten für Schwimmvereine. Aufgrund der Berichterstattung über die Probleme der DLRG Wanne-Eickel und der Mondritter (halloherne berichtete) sowie der darauf folgenden Stellungnahme der SPD-Fraktion (halloherne berichtete) meldete sich Carola Engler, Mitglied des Vorstandes vom S.C. Hellas Wanne-Eickel bei der Redaktion, um ebenfalls ihrem Unmut Luft zu machen.
„Die Situation in unseren Schwimmbädern ist mehr als dramatisch. In den Lehrschwimmbecken fallen, auch schon vor Corona, dauernd die Schwimmzeiten aus. Zum Beispiel ist in der Hans-Tilkowski-Schule die Technik marode, die Decke des Gebäudes ist schon mal heruntergekommen und nur der Hausmeister kann die Technik bedienen. Ist er krank, fällt der Unterricht aus“, klagt Carola Engler. So sei ein kontinuierliches Training mit Kindern nicht möglich.
Probleme seit rund drei Jahren
Seit rund drei Jahren würden sich dort die Probleme schon häufen. „Ständig fängt man bei Null an. Ich bin richtig sauer, wenn ich höre oder lese, dass jedes Kind schwimmen lernen soll“, so das Vorstandsmitglied des S.C. Hellas. Allgemein für Schwimmvereine sei auch das relativ neue Wananas ein Ärgernis. „Die Bahn im Sportbecken ist nicht Wettkampf tauglich, es gibt keine vernünftigen Umkleidemöglichkeiten, eine Eingangstür ist ständig defekt und sie ermöglicht Fremden den Zutritt. Wir sind dort nicht gern gesehen, weil wir das einzige Schwimmbecken blockieren, in dem auch Bürger ihre Bahnen ziehen wollen“, gibt Engler an. Aufgrund der Pandemie kämen auch derzeit keine neuen Mitglieder hinzu.
Ihre Wünsche für die Zukunft: „Mehr Kontinuität bei Schwimmzeiten und -flächen und Investitionen in die Bäder. Dazu gehören zum Beispiel auch größere Umkleidekabinen und gerne auch ein Vordach, um beim Warten vor der Türe nicht mehr im Regen zu stehen, da wir nur gemeinsam herein gehen.“
Uwe Mohns, Technische Leiter des DLRG Ortsgruppe Wanne, ist der Meinung, dass die Probleme vorhersehbar waren. „Es gab zwar viele Fachschaftssitzungen mit der Bädergesellschaft, dem Stadtsportbund (SSB) und den Vereinen, in denen Anregungen und Wünsche der Vereine besprochen wurden, allerdings seien diese zum Teil nicht berücksichtigt worden." So nennt auch Mohns den zu kleinen Eingangsbereich im Wananas, die zu kleinen Sammelumkleiden oder die oberen Schränke, „die von Kinder nur genutzt werden können, wenn sie auf die Sitzflächen klettern.“
Ähnlich wie Mondritter Horst Schröder es schon seit langem fordert, ist auch Uwe Mohns der Meinung, dass der Erhalt respektive die Öffnung des Hallenbades für Vereine und Schulen unabdingbar sei. Schröder: „Und zwar nicht aus nostalgischen Gründen, sondern einzig und allein aus Bedarfsgründen.“ Die Öffnung des alten Hallenbades würde nicht nur für mehr Wasserfläche und dadurch auch mehr Wasserzeiten sorgen, hier gibt es auch ein ausreichendes Platzangebot im Eingangsbereich, dem Kabinenbereich und den Duschen. „Ein nützlicher Nebeneffekt wäre“, führt Mohns aus, „dass das Sportbecken im Wananas für die Öffentlichkeit zur Verfügung stünde, dadurch wird das Bad attraktiver und kann seine Wirtschaftlichkeit ohne die lästigen Vereine beweisen.“
Zu den Diskussionen um das geschlossene Eickeler Hallenbad, hat Martina Nissalk, Leiterin der Laurentius-Grundschule, zusammen mit ihrem Schulsportleiter die Vor- und Nachteile erarbeitet.
Vorteile wären, dass die Umkleidesituation besser als im Wananas wären, da die „älteren“ Umkleinen größer sind und im Wananas oft noch von anderen Schülergruppen besetzt sind, wenn die neue Gruppe bereits ankommt. Als Nachteil sieht sie die baulichen Voraussetzungen für die vielen Nichtschwimmer der Klassen eins bis drei. Die Trennung erfolgt nur durch eine schlecht erkennbare Linie im Wasser, außerdem dauert der Ein- und Ausstieg über eine enge Treppe ziemlich lange. Ins Wananas würden deshalb nur die vierten Klassen gehen, die auch früher das Hallenbad besucht hätten.
Probleme sind bekannt, aber nicht lösbar
halloherne fragte bei Lothar Przybyl, Chef der Herner Bädergesellschaft, zu den Vorwürfen und möglichen Änderungen nach. „Das Problem mit den kleinen Umkleiden im Wananas ist bekannt, lässt sich aber leider nicht ändern. Bei der Planung wurde geschaut, wie man mit dem vorhandenen Raum und dem Geld auskommt. Wir hätten auch gerne, besonders in Pandemie-Zeiten, mehr Lager- und Pausenräume für unsere Mitarbeiter“, sagt Przybyl und fügt an: „Ein Vordach dürfen nicht bauen. Zum einen gehört das Gebäude der Stadt Herne, die dies umsetzen müsste. Zum anderen gibt es einen Architektenschutz für mögliche Veränderungen, daher muss dieser erst gefragt werden. So wurde ein Vorschlag für ein Vordach schon vor zwei Jahren abgelehnt.“
Der Geschäftsführer ergänzt: „Die Dame vom Schwimmverein hat insofern Recht, aber es ist leider so und lässt sich nicht verändern.“ Auch bezüglich der fehlenden Wasserflächen stimmt Przybyl zu. „Die Stadtverwaltung plant da bereits etwas, um diesem Problem entgegen zu wirken.“
Stadtsprecher Michael Paternoga bestätigt dies auf halloherne-Nachfrage: „Der Fachbereich Immobilien und Wahlen erarbeitet derzeit ein Konzept, um für die Zukunft aufzuzeigen, wie es weitergehen kann. Es gibt Überlegungen, das mittlerweile geschlossene Lehrschwimmbecken von der Grundschule Kolibri zum Südpool zu verlagern.“ Ferner heißt es, dass wahrscheinlich im zweiten Quartal 2021 der städtischen Politik Näheres dazu präsentiert werden könnte. „Es ist aber noch in Planung, wie es genau aussehen wird, ist noch unklar. Eine Verlagerung wäre aber denkbar“, so Paternoga.
Derzeit gebe es, außer der Grundschule Kolibri, noch fünf Lehrschwimmbecken in der Stadt. Die Standorte sind die Grundschule Michaelstraße, die Görresschule, die Hans-Tilkowski-Schule (Hauptschule), die Grundschule an der Börsinghauser Straße sowie die Grundschule Pantringshof. Für die kleinen Kinder, egal ob aus den Schulen oder den Vereinen, bleibt zu hoffen, dass bald eine weitere Alternative wieder hinzukommt.