
Damenabend-Preview in der Filmwelt Herne
'Eine Million Minuten'
„Wie ich meiner Tochter einen Wunsch erfüllte und wir das Glück fanden“: So lautet der Untertitel zu Wolf Küpers herrlich selbstironischem Reisetagebuch 'Eine Million Minuten', das 2016 im Münchner Knaus-Verlag erschien und vier Hauptpersonen kennt: den Ich-Autor, seine Gattin Vera, die in allen Belangen spektakulär langsame, aber höchst einfallsreiche vierjährige Tochter Nina sowie ihren nur „Mr. Simon“ genannten wenige Monate alten Bruder.
In dem 250-seitigen, in 16 mit Geodaten versehenen Kapiteln plus Prolog und Epilog unterteilten Bestseller geht das Bonner Quartett für 694 Tage auf große Reise, nachdem der Psychiater K. F. Finkelbach „kognitive und spezifische Verhaltensauffälligkeiten“ bei Nina festgestellt hat.
„... nur für die ganz schönen Sachen“
„Ach Papa, ich wünschte, wir hätten eine Million Minuten. Nur für die ganz schönen Sachen, weißt du?“ sagt Nina, als ihr Vater selbst abends keine Zeit für die Familie hat. „Vielleicht ist das Paradies eigentlich die Kindheit?“ fragt sich Wolf daraufhin und gibt quasi über Nacht sein Jetset-Leben als Gutachter für die Vereinten Nationen auf, schlägt das Angebot, als Wissenschaftler nach Kapstadt zu gehen, aus und bucht als erste Station ein Luxus-Resort in Thailand. „Es muss unglaublich schwer sein, das Nichts zu formulieren“: Ironisch sein Blick zurück auf das Schneckentempo der globalen Politik bezüglich der Umwelt und des Klimawandelns, das ihn zunehmend verzweifeln ließ.

Australien, Neuseeland, Rheinland
Drei Monate später geht’s nach Australien, wo Nina lernt, dass es sich lohnt, für seine Träume zu kämpfen – vom „armen Mann“ Rob, der, obwohl auf den Rollstuhl angewiesen, als Drachensegler am Strand unterwegs ist. Als die anfangs unerreichbar erscheinende Zahl von einer Million Minuten erreicht ist, wird am Lake Tekapo gefeiert – in Neuseeland. Zuvor hat Nina weitere wertvolle Erfahrungen in Down Under sammeln können – in einem der anthroposophischen Pädagogik Rudolf Steiners verpflichteten Kindergarten. Zurück im Rheinland leidet Wolf Küper, so jedenfalls seine Psychologie-Freundin Anna Amsel, unter „F 43-Anpassungsstörungen“, die in einem glimpflichen Auto-Blechschaden gipfeln.
Von den Großeltern ist übrigens nur einmal kurz im 6. Kapitel die Rede, genauer gesagt vom verstorbenen Opa Hans, einem Industrieschlosser, dessen kleines Haus in Herne von einer Fliegerbombe getroffen worden ist. In der Verfilmung von Christopher Doll ist dessen Rolle aufgewertet: der Herner Joachim Król, aktuell auch in „Wochenendrebellen“ und „791 km“ auf der Kino-Leinwand zu erleben, spielt Opa Werner Küper, Ulrike Kriener seine Gattin Regina. Nun ist die neue Hauptstadt statt der alten Ausgangspunkt der gleich von einem Autorenquintett um Regisseur Christopher Doll adaptierten Vorlage.
Jonglage des Alltags
Von außen betrachtet führen Vera (Karoline Herfurth) und Wolf Küper (Tom Schilling) mit ihren beiden Kindern, der fünfjährigen Nina (Pola Friedrichs) und dem einjährigen Bruder Simon (Piet Levi Busch), ein Traumleben: eine schöne Wohnung in Berlin, er macht als Biodiversitätsforscher Karriere bei der UN, sie hat neben Haushalt und Kindern noch einen Job als Bauingenieurin mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Doch bei genauerem Hinsehen sieht es ganz anders aus: Die Ehe kriselt, und beide sind, wie die meisten Paare, in dem unglücklichen Dilemma, beim Jonglieren des Alltags das Gefühl zu haben, dem Leben vorn und hinten nicht mehr gerecht zu werden. Als bei Nina eine Entwicklungsverzögerung diagnostiziert wird, ist Wolf und Vera klar, dass sich spätestens nun etwas grundlegend ändern muss.
Auf der Suche nach ...
Als Nina eines Abends beim Zubettgehen besagten Wunsch äußert, trifft dieser Papa Wolf mitten ins Herz: Auf einmal wird ihm klar, dass es viel wichtiger ist, wie es Nina, Vera und Simon geht, und jede gemeinsame Minute wertvoller ist als eine glänzende Karriere. Eine Million Minuten, 694 Tage, knapp zwei Jahre. Los geht’s: erst nach Thailand, dann weiter nach Island. Die Küpers machen sich auf die Suche nach einem neuen, einem anderen Lebensmodell und stellen dabei jeden Tag aufs Neue fest: Wir haben jede Minute nur einmal…
Der 125-minütige Film „Eine Million Minuten“ startet bundesweit am 1. Februar 2024. Bereits am Mittwoch, 31. Januar 2024, lädt die Filmwelt Herne um 20 Uhr zu einer Damenabend-Preview ein.
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- Mittwoch, 31. Januar 2024, um 20:15 Uhr