„Jedes Kind hat Potenzial“
Erste Quinoa-Schule im Ruhrgebiet eröffnet
Noch immer hängen Bildungschancen sehr stark vom sozialen Umfeld der Kinder ab. Herkunft und Bildungsgrad der Eltern zeichnen vielfach ab, wie sich der Lebensweg von Kindern entwickeln wird. Die Verantwortlichen der ersten Quinoa-Schule in Herne-Baukau möchten hier ansetzen. Sie wollen einen Beitrag für mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche in Deutschland und im Ruhrgebiet leisten.
Am Freitag (2.9.2022) wurde die Schule, die sich im Gebäude der ehemaligen Grundschule Drögenkamp befindet, offiziell eröffnet. Unterstützung fanden die Verantwortlichen der Quinoa Bildung gGmbH bei der RAG-Stiftung, die sich mit 1,5 Millionen Euro am Aufbau der Schule beteiligte. Ab September 2022 wird auch die Wübben Stiftung als ein weiterer Partner hinzukommen.
Sprachförderung und fächerübergreifendes Lernen
Die Privatschule hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kinder und Jugendlichen individuell und mit verschiedenen Lernwegen zu unterstützen. So gibt es beispielsweise ab der fünften Klasse ein Tutorenprogramm. Die Tutoren nehmen die Kinder und Jugendlichen bei schulischen und persönlichen Belangen an die Hand. Es geht vielfach darum, den Kindern bei der persönlichen Entwicklung an der Seite zustehen. Dazu erfolgt ein Austausch zwischen Lehrern, Sozial- und Sonderpädagogen. Ferner spiele ebenfalls die Elternarbeit eine entscheidende Rolle, hierfür erfolge ein regelmäßiger Austausch mit den Eltern.
Ebenso spielen Sprachförderung und fächerübergreifendes Lernen eine große Rolle. Die Verantwortlichen der Quinoa-Schule setzen hierzu auch den Fokus auf die Deutschförderung. Dazu komme noch das Fach 'Zukunft', in dem die Schüler gezielt auf das Berufsleben vorbereitet werden.
Ferner legen die Verantwortlichen der Schule ein hohen Augenmerk auf die Vermittlung von Werten. Für die Quinoa-Schule seien dies Mut, Achtsamkeit und Verbindlichkeit. Die Lehrkräfte versuchen so die Schüler in der Entfaltung ihres Potenzials zu unterstützen.
'Talente unabhängig von sozialer Herkunft fördern'
„Talente sollten unabhängig von der sozialen Herkunft gefördert werden. Jedes Kind verdient es, so gefördert zu werden, dass es sein volles Potenzial ausschöpfen kann", sagte Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung. „Von hier aus haben die Schüler die besten Voraussetzungen, um auf ihrem persönlichen Bildungsweg erfolgreich zu sein."
Die Partnerschaft mit der RAG-Stiftung sei zustande gekommen, weil sowohl die Verantwortlichen der Stiftung, als auch die der Schule in der Überzeugung vereint seien, dass Bildungschancen und Lebensperspektiven nicht von der familiären Herkunft abhängen dürfen. Sie möchten gemeinsam für mehr Chancengleichheit für Kinder und Jugendlichen sorgen.
35 Kinder und Jugendliche besuchen Quinoa-Schule
Insgesamt 35 Kinder und Jugendliche besuchen seit Mittwoch (10.8.2022) die Quinoa-Schule in den Klassen 5 und 7. Betreut werden die Schüler dabei von neun Lehrern. Die maximale Klassenstärke liegt bei 26 Kindern pro Klasse.
Schulleiterin Barbara van der Wielen erläutert im Gespräch mit halloherne ihre Freude über den Schulstart: „Die schriftliche Bestätigung zum Schulstart haben wir erst am 9. August um 14:15 Uhr erhalten und einen Tag später ging es auch schon los. Wir waren alle sehr froh und aufgeregt, dass wir nun starten können."
Und ebenso waren die Schüler der Quinoa-Schule aufgeregt, dass ihre Schule nun endlich auch offiziell eröffnet wurde. Für den großen Tag haben sie auch etwas eingeübt. Sie trugen das Wort Quinoa-Schule vor, aber hinter jedem Buchstaben verbarg sich ein Wort, was sie mit ihrer neuen Schule verbinden.
'Chance für Jugendliche, die es im Bildungssystem nicht gepackt haben'
Ferner zeigte sich auch Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda erfreut über den Start der Quinoa-Schule: „Die Quinoa-Schule ist eine gute Ergänzung zu unserer Schullandschaft. Hier wird jungen Menschen in unserer Stadt eine neue, gute, zusätzliche Bildungsperspektive geboten.“
Jedoch ging er ebenso auf die Kritik an der Schule ein. „Es gab einige Vorurteile gegen die Schule. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es aus der Politik so einen Gegenwind geben würde. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass die Schule optimale Förderung für Kinder und Jugendliche bietet, die es im Bildungssystem nicht gepackt haben."
Ulrike Senff, Geschäftsführerin der Quinoa Bildung gGmbH, verdeutliche nochmals die Idee hinter der Quinoa-Schule. „Es geht um Chancengleichheit direkt in der Schule. Kinder brauchen Mut und Vertrauen, um einen erfolgreichen Bildungs-und Lebensweg zu beschreiten. Wir sind überzeugt, dass die Schüler der Quinoa-Schule ihr Potenzial voll entfalten werden und freuen uns auf den sukzessiven Aufbau der Schule.“
'Jeder hat Talente'
Auch Susanne Blasberg-Bense, Abteilungsleiterin im Ministerium für Schule und Bildung des Landes NRW, machte deutlich, dass ein erfolgreicher Schulabschluss wichtig für ein erfolgreiches Leben sei. „Ich möchte gerne das afrikanische Sprichwort zitieren: Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen. Und das ist es auch, Kinder müssen bestmöglich und individuell gefördert werden. Jeder hat Talente, die es zu entdecken gilt. Jedes Kind ist einzigartig und hat Potenzial", so Susanne Blasberg-Bense.
Künftig werden an der Herner Quinoa-Schule Kinder ihren Hauptschulabschluss oder die Fachoberschulreife absolvieren können. In Berlin gibt es die Quinoa-Schule bereits seit 2014. Sie wurde als Modellprojekt im Brennpunkt Wedding gegründet und zielt auf mehr Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche ab. Das Konzept wurde erfolgreich umgesetzt. So gewann die Quinoa-Schule Berlin den Deichmann-Förderpreis für Integration im Jahr 2018 in der Rubrik „Schulische Präventivmaßnahmen”.