'Megalopolis' sprengt im Kino alle Grenzen
Francis Ford Coppolas Opus Magnum
Update, Donnerstag (3.10.2024)
Läuft weiter im Capitol Bochum, Roxy Dortmund, Astra Essen und Bambi Düsseldorf.
Der Kino-Text
Einst war New Rome der Nabel der Welt, das Zentrum der Macht, unangreifbar, unverletzlich. Doch Korruption und Gier haben die Metropole ausgehöhlt, der Zahn der Zeit nagt an den kolossalen Bauten, die sich gen Himmel recken. Einer hat nicht aufgehört, große Träume für New Rome zu haben: Cäsar Catilina (Adam Driver), ein Künstler, der die Zeit anhalten kann, ein Nobelpreisträger und genialer Erfinder des unzerstörbaren Werkstoffs Megalo.
Catilina will mit allen Mitteln – und seiner energischen Mutter (Talia Shire) – seine Vision, wie es wieder bergauf gehen und eine bessere Zukunft für alle Menschen entstehen kann, verwirklichen. Und hat dazu den steinreichen Banker Hamilton Crassius (John Voight) als Investor eines Mega-Unterhaltungstempels an seiner Seite. Besser gesagt dessen Gattin Wow Platinum (Aubrey Plaza), seine zumindest offiziell ehemalige Geliebte.
Julia zwischen den Fronten
Mit seinen Plänen zur Umgestaltung New Romes (Synonym für New York) macht er sich Bürgermeister Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito) zum Gegenspieler, der um seinen Machterhalt und den Fortbestand der alten Eliten kämpft, auch wenn er damit das Schicksal seiner Stadt besiegeln würde.
Zwischen den beiden Männern steht die so schöne wie wilde, aber auch – Marcus-Aurelius-Zitate auf Lateinisch – kluge Julia (Nathalie Emmanuel), Tochter des Bürgermeisters und Geliebte Catilinas. Ein Kampf beginnt - um Julias Seele und um die der zunehmend der Dekadenz verfallenden Megalopolis New Rome, bei dem auch Clodio Pulcher (Shia LaBeouf) mitmischt, der seinen Vater als Spitzenpolitiker beerben will …
Aktuelle Kommentare zur US-Gegenwart
Brot und Spiele wie im alten Rom, dabei historische Parallelen (Hitler und Mussolini in historischen Schnipseln) und durchaus auch aktuelle Kommentare zur US-Gegenwart (Südstaaten-Flagge): Mit „Megalopolis“ hat sich der 85-jährige Francis Ford Coppola, Schöpfer zeitloser filmischer Großwerke wie der „Die Pate“-Trilogie oder „Apocalypse Now“, fünffacher Oscar-Gewinner und zweifacher Cannes-Sieger, den Traum eines letzten Meisterwerks erfüllt, an dem er bereits seit Jahrzehnten herumgebastelt hat: ein Science-Fiction-Film, der den Niedergang des antiken Roms in Verbindung bringt mit der von ihm offenbar als dekadent gesehenen westlich-kapitalistischen Zivilisation unserer Zeit.
Allegorisches Science-Fiction-Historienepos
Entstanden ist ein 138-minütiges allegorisches Opus Magnum voller visionärer Ideen, mit, nicht nur was den Cast betrifft, Rückgriffen auf eigene Blockbuster und einer Fülle unvergesslicher Bilder, die man auf der größten Leinwand des Kinos seiner Wahl genießen sollte: „Megalopolis“ ist das Unding eines Science-Fiction-Historienepos, wie es noch keines gab. Das den Zuschauer nicht zuletzt mit der Vielzahl an sowohl hausbackenen Kintopp- als auch atemberaubenden digitalen Effekten einigermaßen verwirrt, weil diese den Blick verstellen auf eine ohnehin vielfach verzweigte Geschichte, die Coppola selbst eine „Fabel“ nennt.
Uraufgeführt am 16. Mai 2024 in Cannes kommt das 120-Millionen-Dollar-Epos, das mit einigem zeitlichen Abstand durchaus das Zeug zu einem Klassiker der Filmgeschichte hat, am Donnerstag, 26. September 2024 in unsere Kinos, zu sehen im Capitol und Union Bochum, im Roxy Dortmund, im Astra Essen und im Bambi Düsseldorf.