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Kurzfristige Sondervorstellung am WLT in Castrop-Rauxel

Frank Goosens 'Sommerfest'

Update, Dienstag (15.10.2024)

Die Stadt Herne lädt zur "Sommerfest"-Vorstellung ins Kulturzentrum Herne. Diese ist am Dienstag, 22. Oktober 2024, um 19:30 Uhr (halloherne berichtete).

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Der ursprüngliche Theater-Text

„Makler treffen, Haus verkaufen, Sonntag wieder abhauen“: Stefan Zöllner (Tobias Schwieger), mäßig erfolgreicher Schauspieler in München, hat einen Plan, als er nach zehn Jahren erstmals wieder einen Fuß in seine Heimatstadt Bochum setzt. Und das einen Tag, bevor im Rahmen des Kulturhauptstadtjahrs die zur A 40 mutierte B 1 auf 60 Kilometern zur längsten Kaffeetafel wird - oder auch zur Theke, je nach Sichtweise und Bollerwagen-Inhalt.

An Onkel Hermanns Beerdigung hat er schon nicht teilnehmen können, nun will er sein eigenes Elternhaus, in dem der Verstorbene gewohnt hat, verkaufen: „Er will nicht hier sein“, sagt der Erzähler in Frank Goosens 2012 erschienenem Roman „Sommerfest“, „aber es geht nun mal nicht anders, und es ist nur ein Wochenende.“ Hat Stefan jedenfalls seiner „durchgeknallten Fast-Exfreundin“ Anka versprochen, die er partout nicht mitnehmen wollte ins Revier.

Besuch bei Omma Luise

Auf der To-do-Liste ganz oben steht der Besuch bei Omma Luise (Gabriele Brüning), doch schon beim Brötchenholen anne Bude bei Hassan (Marvin Moers), dessen Sohn Murat ein letztes Mal vor seinem Profivertrag beim Sommerfest der Spielvereinigung auflaufen wird, kommen ihm die einstigen Kumpel in die Quere. Thorsten „Toto“ Starek (einmal mehr ein mitreißender Slapsticker: Guido Thurk) vereinnahmt ihn sogleich als Möbelpacker.

Und die ganze andere Bagage, von Dirk „Diggo“ Decker (Mike Kühne) über seinen früheren Fußball-Mannschaftskollegen und heutigen Museumsdirektor Frank Tenholt (Mario Thomanek) und seine Gattin, „die schöne Karin“ (Kathrin Marén Enders), bis hin zur jungen flippigen Mandy (Friederike Baldin), die ihn schon ‘mal im Fernsehen gesehen hat, wollen alle nur eines von Stefan Zöllner wissen: Ob er schon mit Charlie Abromeit (Tine Scheibe), seiner Sandkastenliebe, die er damals, als er nach München gegangen ist, schnöde sitzen ließ, gesprochen hat.

Das 'Liebespaar des Jahrhunderts'

Hat er nicht, aber beim Sportfest schaute Charlie vorbei – und sie trägt noch immer das Lederarmband, dass er ihr vor Urzeiten am Rhein-Herne-Kanal geschenkt hat. Mandy spricht aus, was alle denken: Stefan und Charlie sind füreinander bestimmt als „Liebespaar des Jahrhunderts“. Doch die Königskinder wollen zueinander nicht kommen. „Bist du glücklich?“ fragt sie – und Stefan druckst herum. Typisch Mann, besser: typisch großer Junge, der nicht erwachsen werden will. Da muss Charlie die Sache selbst in die Hand nehmen: „Pass mal auf, Kollege, ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich finde, wir müssen reden.“ Und zwar in der Laube ihrer Eltern.

An Charlie (Tine Scheibe, vorn links) kommt Stefan (Tobias Schwieger, vorn rechts) nicht vorbei, dafür sorgen schon alle anderen (hinten v.l.) Kathrin Marén Enders, Guido Thurk, Mike Kühne und Friederike Baldin.

„Wir finden sowieso niemanden, der besser zu uns passt als der jeweils andere“, stellt Charlie ganz richtig fest. Sie will das „Haus Rabe“ reaktivieren – und Stefan soll sich um den Kleinkunst-Bereich im Hinterzimmer kümmern. Die Wohnung drüber reicht für alle drei – einschließlich ihres fünfjährigen Sohnes Alex. Nun ist es ‚raus, und Stefan sprachlos. Stiefvater, das ist zuviel für ihn: „Man steigt nicht mit seiner Schwester ins Bett, und wenn man es doch tut, kann man hinterher nicht so tun, als sei nichts passiert.“ Am anderen Tag steigt die Ruhr 2010-Fete mit Omma Luise und all' den anderen...

Nach „Liegen lernen“ im Jahr 2011 mit Guido Thurk als Onkel Bertram und Gabriele Brüning u.a. als Gloria hat das Westfälische Landestheater mit „Sommerfest“ am Samstag (13.4.2024) in der Stadthalle Castrop-Rauxel einen weiteren Roman des Bochumers Frank Goosen auf die Bühne gebracht in der Adaption des Regisseurs Martin Schulze aus Köln.

Rasche Szenenwechsel und simultanes Spiel

In Anja Müllers zweigeteilter Bühne, die rasche Szenenwechsel und sogar simultanes Spiel ermöglicht, brennt das neunköpfige Ensemble ein wahres Feuerwerk ab mit hohem Wiedererkennungswert fürs restlos begeisterte Publikum: Ein naturgemäß nicht klischeefreier und durchaus nostalgischer Trip in die Revier-Vergangenheit voller liebenswerter Typen ganz ohne Rampensau-Attitüde. Der große Erfolg dieser WLT-Produktion besteht aus der Normalität der Figurenzeichnung und nicht wie anderenorts aus schenkelklopfendem Gaudium auf Kosten skurriler Ruhries.

Am Dienstag, 21. Mai 2024, gibt’s um 20 Uhr im WLT-Studio am Europaplatz eine kurzfristig angesetzte Zusatzvorstellung, Karten für Schnellentschlossene unter westfaelisches-landestheater.de oder Tel. 02305 – 97 80 20.

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  • Dienstag, 21. Mai 2024, um 20 Uhr
Montag, 20. Mai 2024 | Autor: Pitt Herrmann
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