![Viele Frauen bleiben länger als nötig im Frauenhaus, da geeigneter Wohnraum fehlt (Symbolbild).](https://image.halloherne.de/photos/lg/efbe01c3dc657835bbddea6ac1f626fd.jpg)
Herner Frauenhaus klagt über Mangel an Mietobjekten
Frauen finden keine Wohnungen
Betritt man das Herner Frauenhaus, hört man als erstes aufgeregte Kinderstimmen und fröhliches Lachen. Man sieht Frauen, die zusammen sitzen, sich austauschen und sich an der Gesellschaft der anderen Frauen sowie Mitarbeiterinnen erfreuen. Die Räume sind liebevoll und hell gestaltet. Entgegen einiger Vorurteile ist das Frauenhaus ein Ort zum Kraftschöpfen. Gewaltbedrohte Frauen sowie ihre Kinder erhalten hier Schutz und ein sicheres Umfeld, um zurück zu sich selbst zu finden und sich ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen.
Zahlen von schutzsuchenden Frauen steigen
Das im Jahr 2020 neu errichtete Frauenhaus bietet auf 560 Quadratmetern 17 Plätze, verteilt auf neun Zimmer sowie vier Wohneinheiten. Eine Wohnung ist barrierefrei. Dennoch sind nicht mal ansatzweise genügend Plätze da, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Die Zahlen von schutzsuchenden Frauen steigen, die Möglichkeiten zur Unterbringung nicht. Im Jahr 2024 beherbergte das Frauenhaus insgesamt 43 Frauen und 36 Kinder.
„Wir sind wie immer voll ausgelastet“, berichtet Anna Kunze vom Frauenhaus Herne im Gespräch mit halloherne. Neben der hohen Nachfrage nach Plätzen, steht das Frauenhaus vor einem weiteren Problem. Frauen, die eigentlich bereit wären, mit ihren Kindern das Frauenhaus zu verlassen, erhalten auch weiterhin keine geeigneten Wohnungen.
Schwierige Wohnungssuche
Alina Sengupta, Praktikantin im Frauenhaus Herne, berichtet im Gespräch mit halloherne davon, dass sie am Tag alleine zehn potenzielle Vermieter anschreibe. „Es ist sehr schwierig, Wohnungen für die Frauen und ihre Kinder zu finden, besonders auch zu den Preisen vom Jobcenter“, klagt die Studentin der Sozialen Arbeit.
Von vielen potenziellen Vermietern gebe es nicht mal eine Rückmeldung. „Manche reagieren gar nicht auf unsere Anschreiben oder melden sich nach einer Besichtigung nicht mehr bei uns“, so Sengupta. Hingegen gebe es teilweise Vermieter, die den Frauen Wohnungen in einem desolaten Zustand anbieten würden, mit nicht genügend Platz für die Kinder.
„Neben tollen Vermietern, die unseren Frauen eine Chance geben wollen, gibt es leider auch unangenehme Erfahrungen. Unsere Frauen erleben Diskriminierung, teilweise Rassismus und Stigmatisierung“, macht Anna Kunze die schwierige Situation für die Frauen deutlich.
Weiter sagt sie: „Wir würden uns sehr freuen, wenn unsere Bewohnerinnen und ihre Kinder eine Chance erhalten, eine geeignete Wohnung zu finden. Wir sind für jeden Tipp dankbar. Denn, wenn Plätze bei uns im Frauenhaus länger besetzt als nötig bleiben, können wir anderen Frauen, die akut Schutz benötigen, keine Plätze zur Verfügung stellen.“
Wie prekär die Situation aktuell ist erläutert Olga Kornev vom Frauenhaus abschließend: „Die Frauen verweilen wirklich über mehrere Monate im Haus - deutlich länger als sonst üblich - und so bleiben Schutzplätze für Akutfälle besetzt. Aktuell ist eine Frau mit zwei Kindern seit fast zehn Monaten im Haus, eine alleinstehende Frau seit mehr als einem halben Jahr.“