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Lachgas als Partydroge – die Kartuschen bitte nicht über den Restmüll entsorgen.

Explosionsrisiko in Müllverbrennungsanlagen und Sammelfahrzeugen

Gefährliche Entsorgung von Lachgas-Kartuschen

Herten. Der Konsum von Lachgas als Partydroge hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Diese Entwicklung ist aber nicht nur aus gesundheitlichen Gründen besorgniserregend. Die unsachgemäße Entsorgung birgt ebenso erhebliche Gefahren. Immer wieder kommt es zu Explosionen in Müllverbrennungsanlagen, Abfallsammelfahrzeugen und bei Recyclingunternehmen, da viele Druckbehälter vor der Entsorgung noch nicht vollständig entleert wurden. Diese Explosionen können schwere Schäden an den Anlagen verursachen und stellen eine Gefahr für die dort arbeitenden Menschen dar.

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Die Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhrgebiet mbH mit Sitz in Herten warnt eindringlich davor, Lachgas-Kartuschen einfach im Restmüll oder in öffentlichen Papierkörben zu entsorgen. Nur vollständig entleerte Kartuschen dürfen über den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne entsorgt werden. Nicht vollständig entleerte Kartuschen müssen hingegen an den Wertstoffhöfen der Kommunen abgegeben werden, sofern der kommunale Entsorgungsbetrieb dies anbietet. Darüber hinaus besteht grundsätzlich die Möglichkeit, die Kartuschen dort zurückzugeben wo sie gekauft wurden. Die Händler sind verpflichtet, die leeren Behälter wieder zurückzunehmen. Nur so ist eine umweltgerechte und sichere Entsorgung zu gewährleisten.

Kartuschen stehen unter Druck

Die unter Druck stehenden Behälter können durch die Hitze in Verbrennungsanlagen oder durch mechanische Belastung in Sammelfahrzeugen explodieren. Das kann erhebliche Schäden an Fahrzeugen und Anlagen verursachen und zu vorübergehenden Ausfällen führen. Neben dem erhöhten Sicherheitsrisiko für das Personal und den enormen Kosten, die diese Schäden verursachen, hat der Ausfall einer Anlage auch direkte Auswirkungen auf die Entsorgungssicherheit.

„Lachgas-Kartuschen haben sich in unserer Branche zu einem großen und ernstzunehmenden Problem entwickelt. Fast jede Woche gibt es bei uns im RZR in Herten Ereignisse durch falsch entsorgte Lachgaskartuschen. Bislang musste bei uns bereits eine Anlage aufgrund der Verpuffungen abgefahren werden. Auch von anderen Müllverbrennungsanlagen-Betreibern wird zum Teil von größeren Schäden und Ausfallzeiten berichtet. Aus diesem Grund appellieren wir an alle Verbraucher, sich dieser Gefahr bewusst zu sein und die Entsorgungshinweise dringend zu beachten. Durch eine verantwortungsvolle Entsorgung von Lachgas-Kartuschen können Unfälle und Schäden verhindert werden,“ sagt Markus Jablonski, Pressesprecher AGR Gruppe.

Pfandpflicht für Kartuschen könnte Lösung sein

Neben der Aufklärung der Verbraucher werden von der Politik zeitnahe und bestenfalls EU-weite Lösungen für das Problem gefordert. Dies könnte die Einführung einer Pfandpflicht für Kartuschen sein. Nur so können einheitliche Rahmenbedingungen für eine sichere und verursachergerechte Entsorgung von Lachgasflaschen festgelegt werden. Eine zusätzliche technische Möglichkeit zur Eindämmung des Problems wäre zudem, die gesetzliche Vorgabe, Entleerungs- und Überdruckventile an den Flaschen einzubauen. Dadurch könnte verhindert werden, dass die Druckgaszylinder in den Fahrzeugen und Anlagen explodieren.

Hintergrundinformationen

Lachgas (Distickstoffmonoxid) ist eine Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff, die üblicherweise für medizinische Zwecke, in der chemischen Industrie und zum Aufschäumen von Sprühsahne genutzt wird. Wird Lachgas eingeatmet, verursacht es kurzzeitige Bewusstseinsveränderungen und Rauschzustände, weshalb Jugendliche und junge Erwachsene das Gas in den letzten Jahren verstärkt als Droge auf Partys und in der Freizeit konsumieren. In gesundheitlicher Hinsicht ist diese Entwicklung bedenklich, da langfristige Risiken bislang kaum erforscht sind und Lachgas zudem häufig mit weiteren Rauschmitteln wie Alkohol oder Cannabis eingenommen wird

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Beispiel Niederlande

Die Niederlande hatten mit einem Pfandsystem von 30 Euro pro Lachgas-Zylinder gute Erfahrungen gemacht. Zum 1. Januar 2023 wurde Lachgas in den Niederlanden jedoch als Droge eingestuft und es gilt seitdem ein generelles Handelsverbot. Das Pfandsystem wurde dementsprechend eingestellt. Seitdem werden die nun illegal genutzten Lachgaskartuschen wieder über den Restmüll entsorgt und führen zu großen Schäden bei der Entsorgung. Im Jahr 2023 sind in den Niederlanden etwa eine halbe Millionen Flaschen illegal verbraucht worden. Mit großem Aufwand wird der Abfall, bevor er in die Verbrennungsanlage gelangt, visuell überprüft. So konnten etwa 470.000 Flaschen herausgefiltert werden. Doch damit gelangen immer noch mehrere Zehntausend Lachgaszylinder in die thermische Abfallbehandlungsanlage. Nach Angaben der niederländischen Entsorgungswirtschaft explodiert jede dritte Flasche und jede sechste dieser Flaschen führt zu einem Schaden

Montag, 24. März 2025 | Quelle: Pressedienst AGR