halloherne.de lokal, aktuell, online.
Bernhard (Ulrich Thomsen) und Emma Rothner (Nora Tschirner). In: gut gegen den Nordwind.

Gut gegen Nordwind – Kino-Cafe in der Filmwelt

Vanessa Jopps Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Daniel Glattauer, Gut gegen Nordwind, zeigt die Filmwelt Herne im Rahmen der Kino-Cafe-Reihe am Montag, 3. Februar 2020, und Mittwoch, 5. Februar 2020, (mit Kaffee und Kuchen) jeweils um 14:30 Uhr am Berliner Platz.

Anzeige: Herner Sparkasse Solit 2025

„Sie sind bei mir falsch. Ich bin privat. Ich habe: woerter@leike.com. Sie wollen zu: woerter@like.com. Sie sind schon der Dritte, der bei mir abbestellen will. Das Heft muss wirklich schlecht geworden sein“: Ein verdrehter Buchstabe lässt eine E-Mail von Emma Rothner (Nora Tschirner) versehentlich bei Leo Leike (Alexander Fehling) landen. Der Linguist antwortet prompt. Sie beginnen einen witzigen, auch intellektuell fordernden und in immer kürzeren Abständen auch intimer werdenden E-Mail-Dialog, wie man ihn in dieser unbekümmert-rücksichtslosen Offenheit wohl nur mit einem persönlich unbekannten Gegenüber führen kann. „Worte sind beides“, weiß Leo, „Maske und Enthüllung.“ Einige Wochen und viele gesendete und empfangene Nachrichten später wird daraus eine virtuelle Freundschaft.

Leo und Emmi, wie der Sprachwissenschaftler seine Chat-Partnerin mit ihrer Zustimmung fortan nennt, beschließen, ihre Verbindung zunächst rein digital zu belassen als eine kleine Flucht vor dem Alltag, totale Anonymität und strengstes Google-Verbot inklusive. Denn Leo kommt einfach nicht von seiner Ex-Freundin Marlene (Claudia Eisinger) los, obwohl sie ihm gestanden hat, schon seit Wochen in eine Affäre mit einem spanischen Piloten verstrickt zu sein. Andererseits ist Emmi mit dem um einiges älteren Bernhard (der dänische Charakterdarsteller Ulrich Thomsen) im Grunde glücklich verheiratet und trägt gern Verantwortung für seine beiden 16 und elf Jahre alten Kinder, die ihre leibliche Mutter durch einen Autounfall verloren haben. Dennoch: Die beiden vertrauen sich ihr Innerstes an und kommen sich auf dem schmalen Grat zwischen totaler Fremdheit und unverbindlicher Intimität immer näher…

Wie verfilmt frau das Kopfkino eines E-Mail-Romans? Mit tollen und vor allem bekannten Protagonisten und mit einem frappant funktionierenden Kopfkino-Trick: in der ersten Hälfte des mit 122 Minuten bisweilen ausufernden Kammerspiels sieht man nur Alexander Fehlings Leo, ins rechte Licht gerückt von Kameramann Sten Mende. Aber man hört die Stimme von Nora Tschirners Emma alias Emmi – und hat sogleich mit jeder Nuance ihr Bild vor Augen. Was sich in dieser aufregenden Intensität in der zweiten Film-Stunde mit umgekehrtem Vorzeichen naturgemäß nicht wiederholt. Dafür werden märchenhafte Elemente eingeführt, Traumsequenzen, Vorstellungen, wenn etwa Leo eine Verlängerungsschnur für Emmis Leselampe herbeizaubert – gegen den Nordwind an der Küste, der sie häufiger nicht schlafen lässt. Am Ende nimmt Leo einen neuen Job an einer Universität jenseits des Großen Teichs in Boston an – und Emmi ist sich ihrer selbst nicht mehr sicher...

Vergangene Termine (2) anzeigen...
  • Montag, 3. Februar 2020, um 14:30 Uhr
  • Mittwoch, 5. Februar 2020, um 14:30 Uhr
Mittwoch, 22. Januar 2020 | Autor: Pitt Herrmann