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Die Staatsanwaltschaft und die Polizei Bochum gaben heute Erkenntnisse zum Haftbefehl bekannt.

Hernerin zehn Jahre nach der Tat verhaftet

Mutter soll Söhne im Kleinkindalter getötet haben

Eine 33-jährige Hernerin wurde am Dienstag (12.4.2022) festgenommen. Sie steht in dringendem Tatverdacht, ihre beiden Kinder (damals zwei Monate und 19 Monate alt) in den Jahren 2011 und 2012 vorsätzlich getötet zu haben und im Jahr 2018 ihr drittes Kind (zwei Jahre und vier Monate) körperlich misshandelt zu haben (halloherne berichtete).

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Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch (13.4.2022) erläuterten Dietrich Streßig von der Staatsanwaltschaft Bochum, als Ermittlungsleiterin Stefanie Lienemann, Kriminalhauptkommissarin des KK 11 des Polizeipräsidiums Bochum, und Ralf Gromann, Leiter der Direktion Kriminalität im Polizeipräsidium in Bochum, sowie Frank Lemanis, Leiter der Polizeipressestelle Bochum, wie es zur Verhaftung kam.

Ralf Gromann, Leiter der Direktion Kriminalität im Polizeipräsidium in Bochum.

„Am Dienstag (12.4.2022) erwirkte die Staatsanwaltschaft Bochum einen Untersuchungshaftbefehl wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung gegen eine 33-jährige Hernerin. Sie steht in dringendem Tatverdacht, ihre beiden Söhne getötet zu haben und einen weiteren Sohn körperlich misshandelt zu haben", berichtet Dietrich Streßig. Ralf Gromann ergänzt: „Es ist ein Fall, der uns alle sehr betroffen macht."

Die Hernerin brachte im Oktober 2010 im Alter von 21 Jahren ihren ersten Sohn zur Welt und im Jahr darauf im September ihren zweiten Sohn. Es sei davon auszugehen, dass die Mutter in den Jahren 2011 und 2012 beide Kinder mittels leichter Bedeckung - wobei es sich höchstwahrscheinlich um ein Kissen handelte - erstickte.

Stefanie Lienemann ist Leiterin der Ermittlungsgruppe.

Fälle aus dem Jahr 2011 und 2012

„Am 21. November 2011 tätigte die Beschuldigte einen Notruf. Sie habe ihr Baby leblos vorgefunden und keine Atmung mehr feststellen können. Der zwei Monate alte Junge wurde reanimiert und in ein Krankenhaus im Kreis Recklinghausen gebracht. Dort verstarb er einen Tag später", erläutert Kriminalhauptkommissarin Stefanie Lienemann, als Ermittlungsleiterin die erste Tat.

Durch das Polizeipräsidium Recklinghausen und die Staatsanwaltschaft Bochum sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Sowohl die Ermittlungen als auch die Obduktion ergaben zu diesem Zeitpunkt keine Hinweise auf eine Straftat. Vielmehr sei zu diesem Zeitpunkt davon auszugehen gewesen, dass dem Tod des Kindes ein medizinischer Notfall vorausging.

Im Mai 2012 kam es zu einem erneuten Vorfall. Dieses Mal habe die Beschuldigte beim Rettungsdienst angegeben, dass der Atem ihres 19 Monate alten Sohnes ausgesetzt hätte. Laut den Ermittlern habe die Mutter wieder versucht, ihr Kind zu ersticken, aber von ihm abgelassen, als sie glaubte, dass der Atem des Kindes ausgesetzt hätte. Das Kind wurde reanimiert und in ein Bochumer Krankenhaus gebracht, wo es nach neun Tagen verstarb. Trotz Obduktion und Ermittlungen wurde auch dieses Verfahren aufgrund von fehlenden Beweisen eingestellt.

Im Dezember 2015 wurden die heute 33-Jährige und ihr Ehemann, der auch der Vater aller drei Söhne ist, wieder Eltern. Die Frau brachte erneut einen Sohn zur Welt. Als dieser zwei Jahre und vier Monate alt war, versuchte die Frau nach Angaben der Polizei und Staatsanwaltschaft auch dieses Kind zu ersticken. Jedoch überlebte das Kind und wurde zur Behandlung in ein Bochumer Krankenhaus gebracht.

Aufmerksame Kinderärztin

Dietrich Streßig von der Staatsanwaltschaft Bochum.

Die behandelnde Kinderärztin veranlasste umfangreiche Untersuchungen. Von der Mutter erfuhr sie vom Tod der beiden Geschwisterkinder. Jedoch habe die Kinderärztin bemerkt, dass sich die Mutter relativ emotionslos verhielt. Sie recherchierte daraufhin bei den anderen behandelnden Krankenhäusern und informierte das Jugendamt. Das Jugendamt holte daraufhin ein weiteres rechtsmedizinisches Gutachten ein und leitete ein Verfahren aufgrund von Kindeswohlgefährdung ein.

Aktuelles Ermittlungsverfahren

Im Jahr 2019 kamen die Fälle zurück zur Staatsanwaltschaft Bochum und im Jahr 2020 wurde ein Ermittlungsverfahren gegen die Mutter eingeleitet. „Es erschien verdächtig, weil drei solcher Ereignisse eintraten. Dieses sei bei biologischen Eltern unwahrscheinlich", so Kriminalhauptkommissarin Stefanie Lienemann. So wurden weitere rechtsmedizinische Gutachten und ein biostatistisches Gutachten von einem Gießener Experten für Erstickungstod eingeholt. Ziel sei es gewesen, eine natürliche Todesursache auszuschließen.

Die eingerichtete Ermittlungsgruppe Hieronymus, die zeitweise aus sieben Mitarbeitern bestand, ermittelte weiter und befragte Zeugen. Im Zuge der Ermittlungen habe sich der Tatverdacht weiter erhärtet und mündete in der Verhaftung der 33-Jährigen.

Mord aus niedrigen Beweggründen

„Wir gehen hier von einem Mord aus niedrigen Beweggründen aus. Im ersten Tötungsdelikt ist davon auszugehen, dass die Mutter 'Ruhe' vor ihrem zwei Monate alten Sohn haben wollte, da es sich bei ihrem Sohn um ein sogenanntes Schreikind gehandelt haben soll. Auch bei der Tötung des zweiten Kindes sprechen wir von niedrigen Beweggründen. Die Mutter wollte außerfamiliären Aktivitäten nachgehen, wie rausgehen oder feiern", so Dietrich Streßig von der Staatsanwaltschaft Bochum.

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Die Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft und der Polizei dauern derzeit noch an. Abschließend sagte Staatsanwalt Dietrich Streßig: „Die allseits verständliche Reaktion auf diese Taten ist Entrüstung und auch Abscheu. Lassen Sie mich aber auch sagen, dass die Beschuldigte ein Recht - wie alle anderen Beschuldigten auch - auf ein faires, vorurteilsfreies und professionelles Verfahren hat."

Mittwoch, 13. April 2022 | Autor: Julia Blesgen
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