
Schere zwischen Bewerbern und Stellen schließt sich nach langer Zeit
Halbzeitbilanz auf dem Ausbildungsmarkt
Erstmals im langjährigen Vergleich hat sich die Schere zwischen Bewerber und Ausbildungsstellen auf dem Ausbildungsmarkt in Herne geschlossen. Da es mehr gemeldete Ausbildungsstellen gibt und weniger Bewerber, hat sich die Auswahlmöglichkeit für die Jugendlichen deutlich vergrößert. Das geht aus der Halbzeitbilanz auf dem Ausbildungsmarkt zu Ende März 2025 hervor, die die Agentur für Arbeit Bochum, zu der auch Herne gehört, vorgestellt hat. Der Rückgang an Bewerbern führt jedoch auch dazu, dass aktuell weniger Stellen besetzt wurden.
„Die Halbjahresbilanz zum Ausbildungsmarkt zeigt, dass sich Herne als Stadt der Ausbildung weiter etabliert hat. Mit einem Plus von 28,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen wir einen deutlichen Anstieg an betrieblichen Ausbildungsstellen. Diese übersteigen die Zahl der Bewerber. Erstmals hat sich die Schere auf dem Ausbildungsmarkt also geschlossen. Das zeigt, dass wir uns auf unsere Arbeitgeber verlassen können und das Bewusstsein für Zukunftsfähigkeit gegeben ist", erklärt Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda.
Berufswünsche passen oft nicht zu den Azubistellen
Weiter sagt Dudda: „In Herne haben Jugendliche gute Chancen auf dem Ausbildungsmarkt, weil sich die Auswahlmöglichkeiten erhöht haben. Was wir aber auch feststellen: Die Berufswünsche passen oft nicht zu den angebotenen Ausbildungsstellen. Hier müssen wir Maßnahmen entwickeln, um diese Passungsprobleme zu reduzieren.“

Grundsätzlich sei hier die Entwicklung ungewöhnlich gut, fügte Dudda an. „Die Jugendlichen müssen so Unternehmen wie Thomas Klimatechnik kennenlernen“, sagte der Verwaltungschef. Die Firma erhielt eine Auszeichnung für besonderes Engagement in der Nachwuchsförderung (halloherne berichtete). „Die jungen Leute haben derzeit eine Chance, die sie Jahrzehnte lang nicht hatten“, fügte Dudda an.
Angebot für junge Menschen wird sich noch verbessern
Christopher Meier, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, gibt zu bedenken: „Im kommenden Jahr wird sich das Angebot für die jungen Menschen noch einmal verbessern. Durch den fehlenden Abiturjahrgang an den Gymnasien werden die Bewerberzahlen sinken. Unternehmen sollten dies bereits in diesem Jahr berücksichtigen. Im kommenden Jahr wird für sie das Angebot an Nachwuchskräften deutlich geringer ausfallen. Wir unterstützen die Arbeitgeber gerne bei der Nachwuchssuche.“
Zum aktuellen Jahr sagte Meier: „Es gibt in diesem Jahr deutlich mehr Stellen, aber weniger Bewerber. Deshalb müssen wir noch mehr werben. Ein Pluspunkt ist, dass es weniger unversorgte Personen gibt, dies liegt aber auch an der Menge der gemeldeten Stellen.“ Generell sei es so, dass sich die Hälfte der Leute nur für zehn verschiedene Ausbildungsberufe interessieren würden – bei rund 350 verschiedenen insgesamt. Hier gelte es für die jungen Menschen, auch mal nach rechts und links zu schauen, so Meier weiter.

Über 900 Jugendliche zur Halbzeit bei der Berufsberatung
Insgesamt meldeten sich seit Oktober 2024 zur Halbjahresbilanz Ende März 2025 910 Jugendliche bei der Berufsberatung, um sich bei der Suche nach der passenden Ausbildungsstelle von der Agentur für Arbeit unterstützen zu lassen. Das sind 127 Personen oder 12,2 Prozent weniger als im selben Zeitraum vor 12 Monaten.
Gleichzeitig meldeten die lokalen Unternehmen 964 Ausbildungsstellen. Das ist ein Anstieg um 213 oder 28,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Rechnerisch kommen damit aktuell auf 100 angebotene betriebliche Ausbildungsstellen 94 Bewerber. Im vergangenen Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt 138.