
Heinz Erhardt in der Kulturbrauerei
Nein, natürlich ist es nicht Herr Erhardt selber, der am Sonntag, 8. Dezember 2019, ab 18 Uhr mit seinen Geschichten und Gedichten bei Hülsmann für Erheiterung sorgen wird. Es ist der 2. Advent und somit Zeit für die Adventslesung unter den Braukesseln am Eickeler Markt. Die Kulturbrauerei Hülsmann lädt ein und Jessica Lüning und Volker Eichener, ein bewährtes Vorlese-Team, werden die Texte von Heinz Erhardt modern interpretieren - ohne Hornbrille und ohne Albernheiten. - Versprochen.
Als das Wort „Comedian“ noch gar nicht Einzug in die deutsche Sprache gehalten hatte, machte ein kleiner, sichtlich beleibter Mann mit dünnem Haar und dicker Hornbrille ganz große Komik. In den 1960er Jahren spielte Heinz Erhardt die Figur des nachkriegsdeutschen Biedermanns, unter dessem Schafspelz sich allerdings ein Anarchist verbarg, dessen Blödsinn und dessen schwarzer Humor die Risse in der Fassade der bürgerlichen Spießigkeit der 1950er und 1960er Jahre offenlegte.

Markenzeichen von Erhardts Gedichten und Geschichten waren der Wortwitz, das Skurrile, das Abstruse, das Hintergründige und immer wieder der schwarze Humor. Der Komiker war ein Meister darin, kitschige Szenen zu entlarven, indem er Schwulst mit Trivialitäten des Alltags konfrontierte oder Romantik durch aberwitzige Katastrophen- und Todesszenarien ins Lächerliche zog. So verkörpert er die tragische Figur der Mutter, die erst ihren Mann und dann auch noch ihr Kind verliert, durch eine banale Made, die dann auch noch für flotte Reime taugt: „…und verschlang die kleine fade Made ohne Gnade. Schade!“
Erhardt, der seine Entertainerkarriere als Musiker und Komponist begann, orientierte sich an den Sprachkünstlern Erich Kästner, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz. Sicherlich kann man den Wanne-Eickeler Kabarettisten Fred Endrikat (dem die Kulturbrauerei bereits eine Lesung gewidmet hatte) auch in seine Ahnenreihe stellen. Und umgekehrt prägte Heinz Erhardts Witz auch unzählige Nachfolger, allen voran Otto Waalkes.
Erhardt begann seine Karriere im Jahr 1938 als Kabarettist in Berlin. Seine große Zeit hatte er aber in den 1950er und 1960er Jahren als Solo-Comedian (wie wir heute sagen würden), als Schriftsteller und als Filmschauspieler, dessen Rollen allerdings nicht immer das ganze Potential seines abgründigen Humors zum Vorschein brachte. Durch einen Schlaganfall fand seine Karriere 1971 ein jähes Ende, bevor Erhardt 1979, inzwischen mit vielen Ehrungen versehen, im Alter von 70 Jahren starb. In der Liste der zehn bedeutendsten deutschen Comedians wird Heinz Erhardt hinter Loriot auf dem zweiten Platz geführt, direkt vor seinem Meisterschüler Otto Waalkes.
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- Sonntag, 8. Dezember 2019, um 18 Uhr