Eine Hommage an Anke Sieloff
'Hello, Dolly!' am Musiktheater im Revier
Dolly Gallagher Levi, eine verwitwete Heiratsvermittlerin (forever young: Anke Sieloff), unterstützt Ermengarde (Alina J. Simon), Nichte des schwerreichen Futtermittelhändlers Horace Vandergelder (Dirk Weiler), in ihrem Ziel, den wenig erfolgreichen und daher mittellosen Künstler Ambroise Kemper (Jonathan Guth) zu heiraten.
Während Dolly selbst daran denkt, den notorischen Geizkragen für sich zu gewinnen, ist sie von Horace damit beauftragt worden, ihm Kandidatinnen für eine späte Heirat vorzustellen. Er sucht nach einer möglichst attraktiven Frau, die ihm für Repräsentationszwecke zur Verfügung steht, sich aber vor allem als Hausfrau bewährt.
Auf zur Parade der 14. Straße nach Manhattan
Als Horace sich vom Provinzstädtchen Yonkers nach New York aufmacht, um die beiden von Dolly vorgeschlagenen Kandidatinnen, die Hutmacherin Irene Molloy (Julia Heiser) und die vermeintliche Universalerbin Ernestina Money (Alfia Kamalova), im vornehmen Restaurant Harmonia Garden zu treffen, schärft er seinen beiden jungen Angestellten Cornelius Hackl und Barnaby Tucker ein, gut auf das Geschäft aufzupassen. Doch die denken gar nicht daran – und fahren ebenfalls zur Parade der 14. Straße nach Manhattan…
Jerry Hermans am 16. Januar 1964 in New York uraufgeführtes Musical „Hello, Dolly!“, das auf den 1955er Broadway-Erfolg „The Matchmaker“ von Thornton Wilder beruht, ist ein Vierteljahrhundert nach Till Stiefs ironischem Stars-and-Stripes-Varieté mit Eva Tamulenas und Joachim G. Maaß zurück am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier.
Vor der Skyline Manhattans hat Jürgen Kirner eine sehr wandlungsfähige (Dreh-) Bühne geschaffen: überdimensionale charakteristische Requisiten wie Vandergelders Registrierkasse, Mollys Hutschachtel oder die kunstvoll gefaltete Serviette des Luxusrestaurants markieren die rasch wechselnden Orte des zunehmend turbulenten Geschehens.
Kostüme im Stil der 1890er Jahre
Beata Kornatowskas bonbonfarbene Kostüme orientieren sich am Stil der 1890er Jahre, in denen die Handlung angesiedelt ist. Sie sparen nicht an Glamour und augenzwinkernden Details: die Ausstattung bildet einen perfekten Rahmen für Carsten Kirchmeiers charmant-nostalgische Inszenierung, die nicht nur beim Titelsong im 2. Akt als Hommage an Anke Sieloff zu verstehen ist, die wie in einer Hollywood-Show vom Schnürboden hinunterschwebt – mit einem überdimensionalen Löffel als Schaukel.
Unter der musikalischen Leitung von Peter Kattermann wird offenbar, dass dieser Klassiker eben kein One-Hit-Musical ist, wie immer wieder behauptet wird, sondern das (Gelsenkirchener) Publikum mit unvergesslichen Evergreens wie „It Only Takes a Moment“, „Elegance“, „Before the Parade Passes By“ und „It Takes a Woman“ beglückt. Für gut zweieinhalb Stunden lebt am Kennedyplatz die goldene Zeit des Broadways wieder auf – genau die richtige Herzerwärmung in nicht nur witterungsbedingt kalter Zeit.
Charme gepaart mit unbändiger Lebenslust
Anke Sieloff, Stuttgarterin des Jahrgangs 1965 und seit der Spielzeit 1993/94 aus dem MiR-Ensemble nicht mehr hinwegzudenken, hat ihre Wandlungsfähigkeit von der (Mezzo-) Sopranistin mit breitgefächertem Repertoire, das von der Barock- bis zur zeitgenössischen Oper reicht, zur Musical-Allrounderin eindrucksvoll bewiesen u.a. in den Hauptrollen der Publikumserfolge „Evita“, „West Side Story“, „Kiss Me, Kate“, „Crazy for You“, „Anything Goes“ und „The Life“.
Sie bringt alles mit, was eine Dolly Levi ausmacht: Charme gepaart mit unbändiger Lebenslust und der Grandezza einer erfahrenen Frau, eine unverkennbare Stimme mit Soul und Jazz und die Fähigkeit, ihren Rollen Tiefe und Komplexität zu verleihen.
Handwerk an der Folkwang Uni erlernt
In der männlichen Hauptrolle steht ihr als Horace Vandergelder der Tänzer, Schauspieler und Sänger Dirk Weiler gegenüber, der sein Handwerk an der Folkwang Universität der Künste in Essen erlernte und in New York an mehreren renommierten Instituten perfektionierte. Zehn Jahre lang bewies er in zahlreichen Rollen in Oper, Musical und Schauspiel in New York, London und Italien sein internationales Niveau.
Seit 2009 ist Dirk Weiler wieder in Deutschland und eine feste Größe in kommerziellen Musical-Produktionen, wie auf Festspielen, an Opernhäusern und Theatern. Derzeit ist Dirk Weiler auch am Staatstheater Wiesbaden im Musical „Follies“ als Buddy Plummer zu erleben. Die weiteren Vorstellungen im Großen Haus des MiR:
Die weiteren Vorstellungen
- Freitag, 2. Februar 2024, 19:30 Uhr
- Sonntag, 4. Februar 2024, 16 Uhr
- Samstag, 16. März 2024, 19 Uhr
- Sonntag, 24. März 2024, 18 Uhr
- Ostermontag, 1. April 2024, 18 Uhr (mit Hör.Oper)
- Sonntag, 28. April 2024, 18 Uhr
- Sonntag, 5. Mai 2024, 18 Uhr
- Pfingstmontag, 20. Mai 2024, 18 Uhr
- Samstag, 1. Juni 2024, 19 Uhr
- Samstag, 22. Juni 2024, 19 Uhr
- Sonntag, 7. Juli 2024, 18 Uhr
Karten ab 15 Euro an der Theaterkasse im MiR (Montag und Samstag von 10 bis 14 Uhr, Dienstag bis Freitag von 10 bis 18:30 Uhr), im Netz unter musiktheater-im-revier.de sowie unter Tel. 0209 – 40 97 200.
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- Freitag, 2. Februar 2024, um 19:30 Uhr
- Sonntag, 4. Februar 2024, um 16 Uhr
- Samstag, 16. März 2024, um 19 Uhr
- Sonntag, 24. März 2024, um 18 Uhr
- Montag, 1. April 2024, um 18 Uhr
- Sonntag, 28. April 2024, um 18 Uhr
- Sonntag, 5. Mai 2024, um 18 Uhr
- Montag, 20. Mai 2024, um 18 Uhr
- Samstag, 1. Juni 2024, um 19 Uhr
- Samstag, 22. Juni 2024, um 19 Uhr
- Donnerstag, 18. Juli 2024, um 18 Uhr