Beschäftigung steigt, die Arbeitslosigkeit allerdings auch
Herner Arbeitsmarkt trotzt den Krisen
Jobs werden von großen Firmen gestrichen, die Konjunktur ist schwach und Deutschland befindet sich wirtschaftlich in einer größeren Krise: Bei diesen Stichpunkten ist es verwunderlich, dass der Arbeitsmarkt in Herne sich trotzig zeigt und weitgehend stabil geblieben ist. Eine entsprechende Bilanz stellte die Arbeitsagentur Bochum, zu der auch Herne gehört, am Montag (9.12.2024) im Rathaus vor.
Dabei merkt der Vorsitzende Geschäftsführer, Christopher Meier, direkt an: „Die Beschäftigung steigt, die Arbeitslosigkeit allerdings auch.“ Dies sei ein „ambivalentes Bild“ mit mehreren Effekten. Überregional bekommt man viel von Stellenabbau mit, dazu gesellen sich der demografische Wandel und der allseits bekannte Fachkräftemangel. „Dennoch präsentiert sich der Herner Arbeitsmarkt als stabil“, betont Meier.
Über 50.000 sozialversicherte Beschäftigte
In Zahlen ausgedrückt heißt das: Insgesamt 50.415 sozialversicherte Beschäftigte zählte die Agentur für Arbeit im März 2024 (letzte Auswertung), das ist ein Plus um 1,2 Prozent gegenüber des Vorjahres. Innerhalb der vergangenen 15 Jahre ist so der zweithöchste Wert in Herne erreicht worden.
Diesem Trend folgt auch die stark gestiegene Zahl der Beschäftigung geflüchteter Menschen. Innerhalb von fünf Jahren haben deutlich mehr Menschen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak oder dem Iran eine Anstellung im Stadtgebiet gefunden. So hat sich die Zahl seit 2019 von 405 auf 1.213 Personen verdreifacht.
Dagegen blieb die eigentliche Arbeitslosenzahl zuletzt auf einem schwachen Niveau. Ende November meldete die Arbeitsagentur 9.569 Herner ohne Job, die Quote liegt bei 11,6 Prozent. „Zwei Drittel der Herner Arbeitslosen verfügen über keine abgeschlossene Ausbildung“, merkt Meier an. „Auch deshalb gilt: Qualifizierte Arbeitnehmer werden immer mehr gebraucht und werden mehr Beschäftigung finden. Das Thema Qualifizierung und Weiterbildung wird immer mehr zunehmen und deshalb werden wir weiter viel Geld dort investieren.“ Ein Schlagwort könne er nicht oft genug wiederholen: „Bildung, Bildung, Bildung.“
Situation wird sich wohl nicht schnell ändern
Trotzdem kann auch die Arbeitsagentur die konjunkturellen Herausforderungen im vergangenen Jahr nicht übersehen. „Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass sich an der aktuellen Situation schnell etwas ändert. Das wäre nicht seriös. Aber wir machen unseren Job und beraten die Menschen, die arbeitslos werden und sind.“
Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda sieht, dass 2025 ein herausforderndes Jahr wird. „Die Wirtschaft ist unser Schicksal, das muss jedem klar sein. Damit es besser wird, braucht es solche Impulse wie Blumenthal. Je besser es der Wirtschaft geht, desto mehr Einnahmen haben wir in Herne“, sagt Dudda und hält fest: „Herne ist krisenfester geworden. Die hohe Zahl an sozialversicherten Beschäftigten ist ein super Signal, trotz der veritablen Wirtschaftskrise.“ Für 2025 sieht er zwar noch kein Licht am Ende des Tunnels und keinen wirklichen Schub, für danach ist er aber optimistischer.
Thomas Saponjac, Geschäftsführer vom Jobcenter Herne, sah ebenfalls kein leichtes Jahr: „Dennoch sind wir gut durchgekommen und haben über 3.000 Kunden in den Arbeitsmarkt vermittelt, das ist ein positives Ergebnis.“ Darunter fallen auch einige, die aus der Ukraine nach Herne geflohen sind. „Wir sind überzeugt: Man muss den Leuten auch Chancen in der Arbeitswelt geben, wenn sie die deutsche Sprache noch nicht so gut sprechen. Bei Sprachproblemen kann man helfen, bei der Arbeit lernt man sie ebenfalls.“
Langfristig Arbeitslosenquote unter zehn Prozent bekommen
In fünf Jahren möchte das Bündnis für Arbeit die Arbeitslosenquote wieder unter zehn Prozent gedrückt haben – ein schwieriges Unterfangen. „Wir bauen Beschäftigung auf, aber die Arbeitslosenzahl steigt. Das kann man den Bürgern gar nicht richtig vermitteln“, merkt OB Dudda über die eingangs beschriebene Kuriosität an. „Wichtig ist aber, dass die wirtschaftliche Entwicklung in Herne nicht abbricht. Dafür sorgen auch die beiden großen Bereiche Gesundheit und Gastgewerbe, in denen Herne gut aufgestellt ist und die besten Prognosen für die kommenden Jahre haben.“
Insgesamt rechnet die Arbeitsagentur aber weiter mit einem tendenziellen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Weil die Konjunktur schwächelt, denken die ersten Unternehmen über Kurzarbeit nach. In beiden Fällen steht die Behörde mit zahlreichen Formen der Unterstützung zur Verfügung.