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Die Firma

Werksarztzentrum setzt auf digitale Lösungen für Betriebsärzte

Herner Firma als Top Innovator ausgezeichnet

Betriebsärzte sind eine Spezies, die es immer seltener gibt: Rund 12.500 arbeiten derzeit deutschlandweit, aber mehr als die Hälfte (rund 6.500) sind über 60 Jahre alt und stehen damit kurz vor der Rente. Nachwuchs gibt es kaum. Um dieses Problem anzugehen, entwickelt die Firma „Werksarztzentrum Deutschland“, die auch einen Standort an der Roonstraße in Baukau hat, innovative digitale Lösungen. Aus diesem Grund wurde sie im Januar 2025 erstmals in die Top 100 der innovativsten deutschen Unternehmen aufgenommen.

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Der größte Antrieb der Firma sei der Fachpersonalmangel in der Arbeitsmedizin. „Der Bedarf ist einfach riesig, da es immer weniger Ärzte gibt, die das können“, erläutert Dr. Jan Felix Hübner, Geschäftsführer des Werksarztzentrums Deutschland. Dieser Bedarf soll mit moderner Technologie und persönlicher Nähe kompensiert werden.

Sehtests direkt am Arbeitsplatz

So gibt es beispielsweise digitale Services, Telearbeitsmedizin per Video-Chat und Sehtests direkt an den Arbeitsplätzen der Kunden und damit der Mitarbeiter im Betrieb vor Ort. Ebenso gehören ein Fehlzeitenmanagement sowie digitale Vorsorgen und Eignungen zu den Spezialitäten. „Die Qualität steigt dadurch und der Preis bleibt mindestens stabil, langfristig gesehen kann er sogar sinken“, findet Hübner.

Außerdem spielt Künstliche Intelligenz (KI) eine große Rolle. „Hiermit wollen wir Prozesse verbessern und effizienter arbeiten. Lösungen sind hier beispielsweise eine digitale Gesundheitsakte und eine Online-Plattform für betriebliches Gesundheitsmanagement“, schildert Hübner. „In der Zukunft wäre es mein Wunsch, mit Hilfe von KI entstehende Krankheiten bei Mitarbeitern vorhersagen zu können, noch bevor sie richtig auftreten.“

Durchschnittlich 15 Fehltage pro Jahr pro Arbeitnehmer

Nach aktuellen Zahlen würde die durchschnittliche Fehlzeit eines Arbeitnehmers bereits 15 Tage pro Jahr betragen – in Zeiten von einem allgemeinen Fachkräftemangel eine zusätzliche Belastung für die Firmen als auch die übrigen Mitarbeiter, die weitere Arbeiten übernehmen und erledigen müssen.

In der eigenen Firma könnte KI auch den Disponenten helfen meint Hübner. Wenn jemand ausfällt, kann der Computer dem Menschen dabei helfen, passenden Ersatz zu finden und hat dabei Anfahrtswege, Baustellen und weitere Details im Blick, die einem menschlichen Gehirn entweder nicht sofort oder vielleicht gar nicht einfallen.

Besondere Innovationskraft

Für Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda ist das Engagement des Unternehmens ein schönes Beispiel: „Da wir in Herne besonders im Gesundheitswesen sehr gut aufgestellt sind, bin ich froh, diese Innovationskraft hier zu sehen. Diese muss sich weiter entwickeln, aber viele Unternehmen können sich hiervon inspirieren lassen, um so ihre Zukunftsfähigkeit zu garantieren.“

Mit der Top100-Auszeichnung in der Hand: Dr. Jan Felix Hübner, Geschäftsführer Werksarztzentrum (Mitte), eingerahmt von (li.) Dr. Dirk Drenk, Geschäftsführer Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herne und Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda.

Dr. Dirk Drenk, Geschäftsführer von Herne.Business, lobt die Ansiedlung des Unternehmens in Herne: „Die Firma ist ein Gewinn für Herne, seit ihrem Start hat sie alleine hier ihre sechs Mitarbeiter auf rund 25 vergrößert. Wichtig ist, dass weiterhin hybride Lösungen geschaffen und umgesetzt werden, um so ein innovatives Setting zu haben.“

Zum Unternehmen und zur Auszeichnung

Das „Werksarztzentrum Deutschland“ wurde 1991 gegründet. Mit den Betreuungen kompensiert es nach eigenen Angaben den Fachkräftemangel auf dem Markt, der schon heute für das Fehlen von 40 Millionen arbeitsmedizinischer Betreuungsstunden verantwortlich ist.

Die renommierte Mittelstandsauszeichnung wird vom Institut für Entrepreneurship und Innovation der Wirtschaftsuni Wien vergeben. Dabei werden mehr als 100 Kriterien überprüft. Insgesamt erhielten 262 Mittelständler das Top 100-Siegel, welches in drei Größenklassen vergeben wird: bis 50 Mitarbeiter, 51 bis 200 Mitarbeiter und mehr als 200 Mitarbeiter. Maximal werden 100 Firmen pro Größenklasse ausgezeichnet. Im Juni 2025 entscheidet sich noch, ob die Firma zu den Top 3 im Bereich Gesundheit zählt.

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Die Unternehmen müssen sich jeweils aktiv selbst bewerben. Die mehr als 100 Prüfkriterien gliederten sich in fünf Kategorien: Innovationsförderndes Top-Management, Innovationsklima, Innovative Prozesse und Organisation, Außenorientierung/Open Innovation sowie Innovationserfolg.

Dienstag, 18. Februar 2025 | Autor: Marcel Gruteser