Stiftung besucht Praxis für Contergan-Geschädigte
Herner Hausärzte als Vorreiter
Der Contergan-Skandal ist inzwischen über 60 Jahre her - das Medikament wurde von 1957 bis 1961 verschrieben. Neben den vorgeburtlichen Primärschäden kämpfen die Betroffenen heute in ihrer siebten Lebensdekade zunehmend mit Folge- und Spätschäden.
Das medizinische Wissen darüber kann Leben retten und den Menschen medizinisch, pflegerisch, palliativ und therapeutisch helfen. Konventionelle ärztliche Hilfen, Pflege- sowie Therapieangebote sind jedoch in vielerlei Hinsicht unzureichend, eine flächendeckende Versorgung und Expertise nicht vorhanden. Vor allem niedergelassene Ärzte kennen sich kaum mit der Behandlung von Conterganschäden aus.
Anders ist dies in der Gemeinschaftspraxis der „hernerhausärzte“. In der allgemeinmedizinischen Versorgungslandschaft gilt sie durch vorhandenes spezielles Wissen über Contergan und seine Folgen sowohl als Ausnahme wie auch als Vorreiter. Seit diesem Jahr gehört sie zu einem von der Conterganstiftung geförderten Netzwerk multidisziplinärer medizinischer Kompetenzzentren.
Zehn Kompetenzzentren
Mit diesen insgesamt zehn Zentren schließt die Conterganstiftung eine entscheidende Versorgungslücke. Über die hochspezialisierten Zentren hinaus wird durch Praxen wie die in Herne eine bedarfsgerechte wohnortnahe Versorgung gewährleistet und konkrete Anlaufstellen angeboten. Die Praxis „hernerhausaerzte“ ist die einzige niedergelassene Arztpraxis der bundesweit geförderten Kompetenzzentren.
Durch die langjährige Freundschaft des Praxisleiters Dr. Bruckhaus-Walter mit einem Contergan-Betroffenen aus Herne kam die Verbindung zustande. Wie alle Kompetenzzentren besucht der Vorstand der Conterganstiftung auch die Gemeinschaftspraxis, um sich einen Überblick über die Arbeit vor Ort zu verschaffen, Fragen zu klären und denkbare Projekte zu besprechen.
Austausch und Vernetzung von Expertise
„Die Vernetzung und der Austausch von Expertise sind entscheidend“, so der Vorstandsvorsitzende Dieter Hackler. „Das gilt sowohl für die Zentren untereinander wie auch für die Stiftung als Förderin, aber am Ende auch in die Fläche hinein.“
Ziel solle sein, flächendeckend Expertise in allen Bereichen der Pflege und medizinischen Versorgung zu erreichen. So, dass Betroffene schnell und möglichst in räumlicher Nähe Unterstützung erhalten. Die Herner Gemeinschaftspraxis ist hier eine wichtige Anlaufstelle, lebt in NRW doch ein Großteil der Menschen mit Conterganschädigung. In Herne gibt es nun eine passgenaue Anlaufstation für sie, die Schule machen kann.
Kontakt zur Praxis: hernerhausaerzte, Gemeinschaftspraxis Dr. Bruckhaus-Walter & Dr. Schwarz, Bahnhofstraße 104, Mail oder Homepage www.hernerhausaerzte.de.