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Freude beim Tag der offenen Tür des Hospizdienstes am Mittwoch (26.3.2025): Zeitschenkerinnen und Zeitschenker des Ambulanten Hospizdienst begrüßen den neuen Standort.

Tag der offenen Tür im Herz Jesu-Gemeindezentrum

Hospizdienst stellt neue Räume vor

„Mich wundert, dass ich so fröhlich bin.“ Diese Zeile aus einem alten Gedicht, zitiert von Superintendentin Claudia Reifenberger, erfasste perfekt die Stimmung beim Tag der offenen Tür des Ambulanten Hospizdienstes im Herz Jesu-Gemeindezentrum. Lange vor dem offiziellen Beginn füllte sich der große Pfarrsaal mit Helfern und Gästen, um den räumlichen Neuanfang einer Institution zu feiern, die sich mit dem wohl schwersten aller Themen befasst – und dabei so viel Lebensfreude ausstrahlt.

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Der Kontrast hätte am Mittwoch (26.3.2025) kaum größer sein können. Schon beim Betreten des großen Pfarrsaals wurde deutlich: Hier ist kein Ort für Trübsal, hier wuselt das Leben. Gäste nahmen an liebevoll gedeckten Tischreihen Platz. Bunte Tulpen setzten Farbakzente, der Duft von Kaffee und Kuchen kitzelte in der Nase. Passende musikalische Statements setzte der Chor „Ungefiltert“ des EvK Herne mit fröhlichen, mutmachenden Songs. Die Botschaft war klar: Hier findet ein Neuanfang statt, der Hoffnung bringt.

OB würdigt Arbeit der Zeitschenker

Das erste Grußwort hielt Hernes erster Bürger. Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda würdigte darin die 55 ehrenamtlichen ambulanten Sterbebegleiterinnen und -begleiter des Hospizdienstes, die liebevoll als Zeitschenker bezeichnet werden: „Sie halten Hände, spenden Trost, sind einfach da. Und das ist so verdammt wichtig.“ Er betonte: „Das kostbarste Gut nach der Gesundheit ist heutzutage die Zeit. Man kann nichts Sinnvolleres mit seiner Zeit anfangen, als anderen eine Stütze zu sein.“

Gute Gespräche bei Kaffee und Kuchen im Pfarrsaal des Herz Jesu-Gemeindezentrums.

„Das Anliegen der ambulanten Hospizarbeit ist es, ein Leben bis zuletzt lebenswert und ein Sterben in Würde möglich zu machen“, erklärte Claudia Reifenberger, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Herne. Sie erinnerte an die ursprüngliche Bedeutung des Wortes: „Hospize waren früher Herbergen, die Pilger auf ihrem Weg Gastfreundschaft, Hilfe und Pflege gewährten.“

Umzug ist ein mutiges Statement

„Dieser Ort rückt ein wichtiges Thema in den Fokus: Hospizarbeit, die Frage nach dem Umgang mit dem Sterben, mit dem Abschiednehmen, mit dem Loslassen“, betonte Pfarrer Dr. Nils Petrat, Hausherr und Oberhaupt der katholischen Großgemeinde St. Dionysius, die inhaltliche Nähe von Gemeinde und Hospizdienst. „Ihr Umzug in die Räume unserer katholischen Gemeinde ist mehr als eine praktische Lösung. Er ist ein mutiges Statement: Tod und Sterben mitten in die Gemeinde und mitten ins Leben.

Volles Haus mit (v.li.) Karola Rehrmann (Hospizdienst), Claudia Reifenberger (Ev. Kirchenkreis Herne), Walter Tschirch (Beiratsvorsitzender Förderverein), Karin Leutbecher (Hospizdienst), OB Dr. Frank Dudda, Anja Schröder (Hospizdienst), Pfarrer Dr. Nils Petrat (St. Dionysius) und Pfarrer Frank Obenlüneschloß (Vorsitzender Förderverein).

Als einer, der die Anfänge des Hospizdienstes vor mehr als 25 Jahren miterlebt hat, zog Pfarrer a.D. Walter Tschirch, heute Vorsitzender des Beirates des Fördervereins, eine biblische Parallele: „Als einer rief, da hörte der Herr und half ihm aus seinen Nöten.“

Er dankte allen, die zum Gelingen des Neuanfangs beigetragen haben: „Den Handwerkern, die hier mehr geleistet haben als in anderen Bereichen. Den Ehrenamtlichen für geschenkte Zeit, aber auch für Kraft, eigenes Zurückstecken, Treue und Offenheit. Den Hauptamtlichen für riesiges Engagement, liebevolles Kümmern, unermüdliches Arbeiten an Problemen, einen nie versiegenden Quell an neuen Ideen.“

Führung durch die neuen Räume

Nach dem offiziellen Teil führten die drei Koordinatorinnen des Hospizdienstes, Karin Leutbecher, Karola Rehrmann und Anja Schröder, durch die frisch renovierten Räume im ersten Stock. Die ehemalige Gästewohnung, die lange auch als Archiv genutzt wurde, erstrahlt jetzt in hellen Farben und bietet mehr Platz für Organisation, Beratung und Austausch.

Im Pfarrsaal präsentierten Zeitschenkerinnen und Zeitschenker – so der schöne Name für die Hospizbegleiter –an fünf Infotischen die große Bandbreite ihrer Arbeit: von Demenz und Formen der Vorsorge über Trauerarbeit und ambulante Sterbebegleitung bis hin zum Café Todquatschen. Ein Kinoraum mit Videos über den Hospizdienst und ein Gästebuch rundeten das Programm ab.

Beseelt, erfüllt, dankbar und zufrieden

Nach drei lebhaften Stunden voller Begegnungen und Gespräche ging der „Tag der offenen Tür“ um 18 Uhr zu Ende. In einem ersten Fazit sagte die Koordinatorin Anja Schröder: „Ich bin beseelt und erfüllt von der großen Wertschätzung, die uns entgegengebracht wurde. Ich spüre: Heute sind wir wirklich angekommen.“ „Was für ein schöner Tag“, freute sich auch ihre Kollegin Karin Leutbecher: „Ich habe Menschen wiedergetroffen, die mich zum Teil schon seit bis zu 30 Jahren bei meiner Arbeit begleiten“. Rundum zufrieden äußerte sich auch die Koordinatorin Karola Rehrmann: „Wir haben wundervolle Grußworte hören dürfen und sind dankbar, dass sich auch unsere Ehrenamtlichen ans Mikrophon getraut haben.“

Für Pfarrer Frank Obenlüneschloß, Vorsitzender des Fördervereins, ist klar: „Dieses Miteinander ist ein Beispiel für gelebte Ökumene.“ Und Schirmherr Thorsten Kinhöfer, ehemaliger FIFA-Schiedsrichter und Initiator der Benefiz-Aktion „Wir sind palliativ“, bestätigte: „Die neuen Räume sind toll geworden. Dafür hat es sich wirklich gelohnt, Spenden zu sammeln.“

„Ungefiltert“, der Chor des EvK Herne unter der Leitung von Steffi Boyke, übernahm die musikalische Untermalung der Veranstaltung.
Sonntag, 30. März 2025 | Quelle: Susanne Schübel / JBH