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Das Handwerk steht vor schwierigen Zeiten: Die Themen drehen sich vor allem über Bürokratieabbau, Fachkräftemangel und mehr (Symbolbild).

Aktueller Bericht über Fachkräftemangel und Co.

HWK-Präsident fordert Bürokratieabbau

Die Bürokratie im Handwerk muss endlich weniger werden. Das ist eine der Forderungen vom Präsidenten der Handwerkskammer (HWK) Dortmund, Berthold Schröder, die er beim Werkstatt-Gespräch am Mittwoch (3.7.2024) betonte. Dazu gehören zum Beispiel sogenannte Handwaschprotokolle, die im Lebensmittelhandwerk akribisch geführt werden müssen.

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„Glaubt denn irgendjemand, ein Bäcker würde sich ohne die Pflicht, das Protokoll zu führen, weniger oft die Hände waschen als nötig?“, fragt Schröder rhetorisch. „Das ist mittlerweile für die Betriebe ein ganzer Berg an Auflagen. Von überall hört man, das Ganze macht keinen Spaß mehr, sie sind damit überlastet.“

Konjunkturkrise und Fachkräftemangel

Auch wenn das ein wesentlicher Punkt ist, hat das Handwerk bekanntlich mit vielen weiteren Problemen zu kämpfen. Ganz vorne stehen dabei die Konjunkturkrise sowie der Fachkräftemangel. „Nachdem die Verbraucher durch die Inflation spürbar zurückhaltender waren, gibt es wieder leichte Erholung oder zumindest eine Seitwärtsbewegung“, fasst der HWK-Präsident zusammen.

Dennoch könne man beispielsweise im Baugewerbe nicht mehr von aufziehenden Wolken am Himmel sprechen, es wäre schon ein Gewitter aufgezogen. Seit 24 Monaten gibt es immer weniger Baugenehmigungen, weil die Investitions- und Personalkosten steigen, gleichzeitig aber auch die Zinsen nach oben klettern.

Handwerksbetriebe suchen junge Mitarbeiter, auch um die Nachfolge im Unternehmen regeln zu können.

„Das Baugewerbe hatte durch viele bereits feststehende Aufträge eine lange Bremsspur. Bis etwas durchschlägt, dauert es. Das ist aber nun eingetreten, einige Firmen melden bereits Kurzarbeit an“, erläutert Schröder. „Wir brauchen dringend Entscheidungen der Politik.“ Da würde auch der 14-Punkte-Plan der Bundesregierung aus September 2023 nicht wirklich helfen, wenn vieles davon nicht umgesetzt würde. „Wir haben ein Handlungsproblem, kein Erkennungsproblem.“

'Baupreise werden nicht heruntergehen'

In einem weiteren Punkt ist er sich außerdem sicher: „Die Baupreise werden nicht wieder heruntergehen. Manchmal hat man aber den Eindruck, die Bundesregierung wartet da nur drauf.“ Auch wenn die Materialpreise mittlerweile einigermaßen stabil wären, steigen die Löhne. „Somit ist unter 4500 Euro pro Quadratmeter im Verkauf oder 20 Euro Mietpreis pro Quadratmeter kein wirtschaftliches Bauen mehr möglich.“ Nur: Diese Preise schrecken Verbraucher ab, obwohl dringend neuer Wohnraum benötigt wird. Eine paradoxe Situation.

Dazu kommt, wie angesprochen, der Fachkräftemangel. Da in Krisenzeiten Personal entlassen wurde oder wird, ist es, ähnlich wie in der Gastronomie durch die Corona-Pandemie, nochmal schwieriger, neue Mitarbeiter zu bekommen. Viele der aktuellen Handwerker sind 60 oder älter und gehen in Kürze in Rente.

Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund.

Immerhin würden sich die Azubizahlen gleichbleibend bewegen, auch wenn dort jedes Jahre viele offene Stellen bleiben. Zu beobachten ist, dass die Wechselbereitschaft bei Ausbildungen angestiegen ist, rund 30 Prozent der Lehren werden abgebrochen.

Die Branchen mit vielen Ausbildungsabbrechern

Zu den Branchen mit den meisten Ausbildungsabbrechern zählen nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) Gebäudereiniger, Friseure, Gerüstbauer, Bauten- und Objektbeschichter, Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk, Maler und Lackierer, Dachdecker und Bäcker. Die Gründe dafür sind vielseitig.

Wichtig ist es der Handwerkskammer deshalb, möglichst viele Leute anzusprechen. Rund 14 Prozent der Lehrlinge haben keinen deutschen Pass - hier sind nicht die Menschen mit Migrationshintergrund eingerechnet. Gleichzeitig spricht sich die HWK für Vielfalt und Toleranz aus, dazu wurde auch erst kürzlich eine einstimmige Resolution verabschiedet.

„Damit wollen wir für unsere Werte einstehen und helfen, das Handwerk nach vorn zu bringen“, betont HWK-Hauptgeschäftsführer Carsten Harder. „Zudem wollen wir mit einem Nachhaltigkeitsplan dazu beitragen, dass sich Unternehmen daran orientieren können.“ Schließlich muss neben der Arbeit und Bürokratie auch auf Nachhaltigkeit geachtet werden.

Sonntag, 7. Juli 2024 | Autor: Marcel Gruteser
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