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Bruno Balz und Michael Jary bildeten ein untrennbares Team, das mussten sogar die Nazis einsehen.

Doku über das erfolgreichste Musikduo Deutschlands

'Im Schatten der Träume'

Update, Donnerstag (20.2.2025)

Weiterhin zu sehen am 23. Februar 2025 um 15:15 Uhr im Metropol Düsseldorf sowie am 3. März 2025 um 17:45 Uhr im Filmstudio Glückauf Essen.

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  • Sonntag, 23. Februar 2025, um 15:15 Uhr
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  • Montag, 3. März 2025, um 17:45 Uhr

Der Kino-Text

Michael Jary, 1906 im schlesischen Laurahütte als Maximilian Michael Andreas Jarczyk geboren, studierte an der Staatlichen Musikhochschule Berlin bei Franz Schreker, Paul Hindemith, Arnold Schönberg und Igor Strawinsky, was seinen späteren Werdegang nicht erahnen ließ. 1936 komponierte er für „Die große und die kleine Welt“ seine erste Filmmusik unter dem eingedeutschten Namen Michael Jary, zwei Jahre später folgte sein Durchbruch als Schlagerkomponist mit „Roter Mohn“.

Ufa-Erfolge mit Zarah Leander

1939 begann seine große Zeit als Komponist u.a. für die Ufa mit Kurt Hoffmanns Rühmann-Film „Paradies der Junggesellen“ über Arthur Maria Rabenalts „Weißer Flieder“ (1940) bis hin zu Rolf Hansens „Die große Liebe“ (1942), in dem Zarah Leander gleich zwei zu Evergreens gewordene Hits sang: „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“ und „Davon geht die Welt nicht unter“.

Jary und der 1902 in Berlin geborene Liedtexter Bruno Balz, der bereits 1937 mit Zarah Leander in Detlef Siercks „La Habanera“ zusammengearbeitet hatte, bildeten über vier Jahrzehnte nicht nur das produktivste, sondern auch das erfolgreichste Musik-Duo im deutschsprachigen Raum. Balz veröffentlichte 1923 erste Liedtexte, 1929 begann mit dem ersten Tonfilm „Dich hab ich geliebt“ seine Arbeit fürs Kino. Von der Weimarer Republik bis in die Wirtschaftswunderzeit der 1960er Jahre haben die beiden als Team die Musik für rund 250 Filme getextet und komponiert.

Dem KZ um Haaresbreite entkommen

Bruno Balz ist mehrfach von den Nazis als Schwuler verfolgt und 1936 zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt worden. Bereits als 17-Jähriger hatte er sich öffentlich geoutet und sich einschlägigen Zeitschriften als Nacktmodell zur Verfügung gestellt. Balz entging im November 1941 dem Konzentrationslager um Haaresbreite, nachdem Michael Jary ihn als unabkömmlich erklärte zur Fertigstellung des von Propagandaminister Goebbels initiierten Durchhaltefilms „Die große Liebe“ als „Beitrag zur Kriegsanstrengung“.

Abwechslungsreiche Spurensuche

In der 90-minütigen, durch Filmausschnitte höchst abwechslungsreichen Spurensuche „Im Schatten der Träume“ von Martin Witz kommen in Interviews aus dem Archiv nicht nur beide 1988 in München bzw. Bad Wiessee gestorbenen und heute weitgehend vergessenen Protagonisten zu Wort, sondern auch Zeitzeugen und Experten.

Lieder wie „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“ machten Zarah Leander zum Weltstar, hier 1937 als junge Schwedin Astrée Sternhjelm in „La Habanera“ von Detlef Sierck (später: Douglas Sirk).

Darunter sind der Musiker, Moderator und Jazz-Historiker Götz Alsmann und der künstlerische Leiter der Deutschen Kinemathek, Rainer Rother, aber auch Familienangehörige wie Micaela Jary und Klaudia Wick sowie der Schauspieler und Sänger Claudio Maniscalco: der Schwager des Lebensgefährten von Bruno Balz, Jürgen Draeger, hat 2021 erstmals den Bruno-Balz-Preis zur Förderung junger Chansontalente verliehen.

Ungewöhnliche Künstlerfreundschaft

Regisseur Martin Witz im Salzgeber-Presseheft: „Es ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Künstlerfreundschaft inmitten sich dramatisch verändernder politischer und gesellschaftlicher Bedingungen – zwischen Anpassung und Widerstand, und immer auch zwischen Kunst und Kommerz. Für diese großen Fragen stehen das Leben und die Arbeit der beiden so ungleichen Männer exemplarisch. Die Biografien und das Werk dieses kongenialen (und heute fast vergessenen) Gespanns erlauben es, ein Stück Zeitgeschichte zu erzählen, wie es meines Wissens noch nicht erzählt ist, nämlich aus der Perspektive des Kinos und der populären Musik: Ausgewählte Spielfilmausschnitte spiegeln den sich wandelnden Zeitgeist und verleihen mit ihrem fiktionalen Drive – dramaturgisch präzis eingebaut – der dokumentarischen Erzählung Schwung und zusätzliche Kraft.“

Vier Jahrzehnte Populärkultur

Die Zeitreise durch vier Jahrzehnte Populärkultur, die mit Swing, frechen Berliner Chansons und Liebesliedern einen weiten musikalischen Bogen spannt, aber auch im politischen und gesellschaftlichen Kontext kritisch über „Unterhaltung“ und Ideologie nachdenkt, startet nach der Uraufführung am 9. Oktober 2024 beim Film Festival Zürich und der deutschen Erstaufführung am 26. Oktober 2024 bei den 58. Internationalen Filmtagen Hof am Donnerstag, 6. Februar 2025 in unseren Kinos. Bei uns vorerst nur im Sweetsixteen Dortmund und im Metropol Düsseldorf, am Montag, 3. März 2025 gibt’s eine Vorführung mit Gespräch im Essener Filmstudio Glückauf.

Zarah Leander und „ihr“ Komponist Michael Jary reisten von Erfolg zu Erfolg, Bruno Balz musste sich als NS-Verfolgter im Hintergrund halten.
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  • Donnerstag, 6. Februar 2025
  • Montag, 3. März 2025
Mittwoch, 5. Februar 2025 | Autor: Pitt Herrmann