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Kriminalhauptkommissar Frank Steier (Joachim Król) bekommt es in seinem letzten Frankfurter „Tatort“ mit einem Racheengel zu tun, seinem Ex-Kollegen Rolf Poller (Armin Rohde, li.).

Das Haus am Ende der Straße

Joachim Król in seinem letzten „Tatort“

Die „Tatort“-Krimis des Hessischen Rundfunks mit den beiden Frankfurter Hauptkommissaren Steier (Joachim Król) und Mey (Nina Kunzendorf) waren – leider – nur eine Episode in der TV-Karriere des Herner Schauspielers: Nach „Eine bessere Welt“ und „Der Tote im Nachtzug“ (beide 2011), „Es ist böse“ und „Im Namen des Vaters“ (beide 2012) sowie „Wer das Schweigen bricht“ (2013) war „Das Haus am Ende der Straße“ der sechste und letzte gemeinsame Fall.

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Uraufgeführt am 23. Januar 2015 auf dem Festival um den Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken und am 22. Februar 2015 in der ARD erstausgestrahlt, ist der 89-Minüter am Dienstag, 31. Oktober 2023, zur Primetime um 20:15 Uhr noch einmal zu sehen – im Bayerischen Fernsehen. In dem Film von Erol Yesilkaya, Michael Proehl (beide Buch) und Sebastian Marka (Regie) spielt Król einen Idealisten, der nach all‘ den Jahren zum pragmatischen Zyniker geworden ist: Ein erfahrener Profi, den seine Erlebnisse melancholisch und realistisch haben werden lassen. Oft dem Alkohol zugeneigt, hat er kaum ein Privatleben, verbringt stattdessen fast seine ganze Zeit in seinem Büro. Dieses ist sein Zuhause, sein Rückzugsort.

Ein ziemlich derangierter Typ

Ein ziemlich derangierter Typ schlurft durch seine Wohnung, die einen noch stärker heruntergekommen Eindruck hinterlässt. Die Küche ist ein einziger Müllhaufen, überall schmutziges Geschirr, die Blumen, denen der einstige Polizist Rolf Poller (Armin Rohde) einige Tropfen Wasser gönnt, sind in ihren Töpfen längst verdorrt. Mit einem Gewehr will er seinem trostlosen Leben ein Ende setzen.

Schnitt. Gerichtsverhandlung in Frankfurt am Main. Frank Steier (Joachim Król), 54-jähriger Kriminalhauptkommissar, ist als Zeuge geladen. Findet sich aber in der Befragung durch den Rechtsanwalt Strahmke (Matthias Scheuring) bald selbst auf der Anklagebank wieder: zum Entsetzen des Staatsanwalts (Wilfried Hochholdinger) wird erst Steiers Aussage, dann seine Person selbst in alle Einzelheiten zerlegt, sodass der Richterin (Susanne Schäfer) gar keine andere Wahl bleibt, als den Angeklagten aus Mangel an Beweisen freizusprechen.

Dabei hat Steier genau gesehen, wie die kleine Tochter der Frau Smetek (Franziska Junge) ums Leben gekommen ist. Doch sechs doppelte Wodka und eine Flasche Rotwein, am Vorabend der Routinebefragung in einer Kneipe hinter die Binde gekippt, machen am anderen Morgen immer noch „2,5 Promille, locker“, wie Strahmke ausrechnet. Und so seinen Mandanten Nico Sauer (Maik Rogge) freibekommt, zumal auch der zweite Zeuge, Stefan „Zitze“ Zittner (Wolfgang Michael), Steiers Version bestreitet.

Steier ist außer sich

Steier ist außer sich und als ihm auch noch sein neuer Chef Titus Schwarzenbacher (Axel Wandtke) dumm kommt, er soll sich öffentlich entschuldigen und erst 'mal eine Therapie absolvieren, bevor er an seinen Schreibtisch zurückkehren kann, quittiert er kurzerhand den Dienst, will „endlich wieder Held in meinem eigenen Film sein“, so wie es ein Werbeplakat ausgerechnet für Milch an einem Parkplatz am Main verheißt, wo er mit seinem Kollegen Seidel (Peter Kurth) eine letzte Flasche Bier leert. Der kanns nicht fassen: „Wenn du kein Polizist mehr bist, was bleibt dir noch?“ In jedem Fall die dienstliche Zweitwaffe, mit der er Nico gefährlich nahe kommt.

Doch im letzten Moment kommt Steier zur Vernunft. Was er nicht weiß: „Zitze“ will für seine Falschaussage vor Gericht Kohle sehen. Woher nehmen? Memo (Cem-Ali Gültekin), Chef eines anrüchigen Clubs im Gallusviertel, hat keine – und Nico schon gar nicht. Aber sein kleiner Bruder Robin (dies stille Wasser ist besonders tief: Vincent Krüger) hat einen Tipp bekommen von seiner Junkiefreundin Lisa (Janina Schauer): Matthias Langenbrock (Steffen Münster), schwerreicher Immobilienhai, der in Frankfurt-Nied eine ganze Siedlung leergezogen hat, um die Grundstücke später mit teuren Stadtvillen zu bebauen, bewohnt das Haus am Ende der Straße. Und ist gerade in Thailand.

Steier, der sich an die Fersen Nico Sauers heftet, rettet seinem früheren Kollegen Poller im letzten Augenblick das Leben. Was ihm schlecht gedankt wird: Bei nächster Gelegenheit findet sich Steier im Kellerverließ zusammen mit dem jugendlichen Einbrecher-Trio wieder. Denn Poller, der sich gerade selbst das Leben nehmen wollte, zieht jetzt sein eigenes Ding durch, will nun der Held in seinem eigenen Film sein...

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Schon zuvor haben weder der venezianische Commissario Brunetti noch der Essener ZDF-Ermittler Lutter dem Herner Schauspieler Glück gebracht. Schade, denn in diesem packenden, von Armin Alker grandios verfilmten Kammerspiel hat Joachim Król noch einmal sein enormes Potential abrufen können in einem spannenden, wendungsreichen Psychokrimi an der Seite Armin Rohdes: zwei einsame, eng verwandte und dabei letztlich unrettbar verlorene Seelen. Der damalige Bochumer Schauspieler Rohde wurde 2015 mit dem Hessischen Fernsehpreis als „Bester Schauspieler“ ausgezeichnet.

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  • Dienstag, 31. Oktober 2023, um 20:15 Uhr
Montag, 30. Oktober 2023 | Autor: Pitt Herrmann