Firmen suchen neue Mitarbeiter beim Weihnachtszauber
Job-Speeddating in der Riesenradgondel
Weiter oben soll bekanntlich die Luft besser sein. Ob das am Freitag (9.12.2022) den Bewerbern beim Job-Speeddating in den Gondeln des Riesenrads beim Cranger Weihnachtszauber geholfen hat, ist nicht überliefert. Fest steht aber: Das neue Angebot der Agentur für Arbeit Bochum, die auch für Herne zuständig ist, wurde gut angenommen.
113 Bewerber hatten sich im Vorfeld angemeldet, über 290 Gesprächstermine wurden vereinbart. 15 Firmen waren auf der Suche nach neuem Personal für verschiedene Jobs. Zusammen bestiegen die einzelnen Bewerber samt Vertreter der Unternehmen die Gondeln und drehten ein paar Runden.
Unternehmen und Arbeitskräfte zusammenbringen
„Mit so einer ungewöhnlichen Aktion kann man Unternehmer und Arbeitskräfte zusammenbringen und das ist wichtig, weil Firmen in allen Bereichen neue Mitarbeiter suchen“, sagt Frank Neukirchen-Füsers, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Bochum. „Auch wenn die Gondeln nicht geheizt sind, müssen die Unternehmen den Leuten etwas bieten.“ Insgesamt werden von den Firmen Personen für leicht erlernbare Tätigkeiten gesucht.
Die Idee zum Job-Speeddating in luftiger Höhe habe Carsten Bielefeld gehabt. Er ist Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Selbstständigen in der NRW-SPD. „Ich saß hier mit Schaustellerpräsident Albert Ritter zusammen, dabei kam mir die Idee. Er kontaktierte dann Sebastian Küchenmeister als Veranstalter des Cranger Weihnachtszaubers. Nur weil alle Beteiligten mithalfen, ging das überhaupt kurzfristig“, sagt Bielefeld. Dazu gehören unter anderem die Herner Wirtschaftsförderung (Herne.Business), die IHK Mittleres Ruhrgebiet, die Regionalagentur Mittleres Ruhrgebiet, das Jobcenter Herne sowie die Stadt mit Sozialdezernent Johannes Chudziak.
Wiederholung zur Cranger Kirmes möglich
Duisburg habe derweil bereits ebenfalls Interesse an einer solchen Aktion signalisiert, fügte Bielefeld an. „Aber erstmal sind wir in Crange“, entgegnete Neukirchen-Füsers. Der brachte auch direkt eine Wiederholung im Sommer zur Cranger Kirmes ins Gespräch. Doch bis es zur zweiten Auflage kommt, drehte sich erstmal das weiße Riesenrad mit den Herner Bewerbern bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt.
Einer der Interessenten vor Ort ist Antonio Dicarlo. Zusammen mit Sadik Hasanic, Betriebsleiter für Bochum und Herne beim Non-Food-Discounter Tedi und Joshua Korzeniowsky, angehender Betriebsleiter, betrat er die Gondel. halloherne war mit dabei. Hasanic stellte seinen Werdegang und seine Arbeit vor und erzählte von den betrieblichen Abläufen. Allein in Herne gibt es neun Filialen. „Wir suchen Verkaufshelfer, um die Waren einzuräumen. Das geht vom Minijob über Teil- sowie Vollzeit bis hin zum Teamleiter - hierfür sind zu Beginn auch keine Erfahrungen im Einzelhandel notwendig“, erklärt Hasanic.
Sprachliche Defizite stören nicht
Das stieß bei Dicarlo auf breite Zustimmung. Der Italiener ist seit sieben Jahren in Deutschland, war dort, aber auch hier Elektriker, aber sucht einen neuen Job, bei dem seine bisherigen sprachlichen Defizite nicht stören. „Das hört sich gut an. Später wird sich das auch bessern. Ich habe hier auch schon andere Jobs gehabt, aber ich möchte etwas anderes tun. Wichtig ist, dass ich lernen kann - nur so kommt man weiter“, klingt der 44-Jährige optimistisch.
Hasanic selbst sagt, das wäre kein Problem. Er habe auch schon Leute mit Sprachproblemen vor einigen Jahren eingestellt, die immer noch bei Tedi arbeiten würden: „Man sollte jedem die Chance geben, man muss es nur probieren.“ Sechs Monate würde die Probezeit dauern, dann könnte man unbefristet übernommen werden.
Abwechslungsreiches Format kommt an
Nach einigen Minuten endet die Fahrt, Hasanic und Dicarlo tauschen ihre Handynummern aus und wollen in Kontakt bleiben. „Das klang auf jeden Fall interessant - man bekommt auch Chancen, wenn man weniger Deutsch kann. Ich würde mich freuen, wenn das klappt“, zeigt sich Antonio Dicarlo im Gespräch mit halloherne - wieder mit beiden Beinen auf dem Boden - zufrieden. Das abwechslungsreiche Format der Jobsuche habe ihm sehr gut gefallen.
Aber auch bei den Unternehmen kam es gut an. Von Ralf Körner, Inhaber eines Heizungs-, Sanitär- und Gastechnikbetriebes, war zu vernehmen, dass er von fünf Gesprächen bei zwei Bewerbern Potenzial für eine Arbeitsstelle sieht. Die Vertreter der Firma „M Concept Krankentransport“ mussten dagegen mal aus ihrer Gondel heraus. Der Grund: Ein Bewerber hat Höhenangst. Aber um neue potenzielle Mitarbeiter in diesen Zeiten kennenzulernen, wird dann auch gerne auf die Gondel verzichtet.
Diese Unternehmen suchten im Riesenrad neue Mitarbeiter: UPS, Diakonisches Werk, Lidl, Caritasverband Herne, Dachser, M Concept Krankentransport, Phoenix Pharmahandel, HCR, Bäckerei Brinker, Berteit Mietservice, Ralf Körner Heizung-Sanitär-Gastechnik, Steinmeister, Thönebe, Tedi und Przybyla Design. Zudem bot die Arbeitsagentur noch Berufsberatung an.
