
Prütt ist nicht nur Biomüll
Kaffee, die natürliche Allzweckwaffe
'C-a-f-f-e-e, trink nicht so viel Caffee! Nicht für Kinder ist der schwarze Trank, schwächt die Nerven, macht dich blass und krank. Sei doch kein dummer Mann, der ihn nicht lassen kann!' - Wer kennt diesen Canon nicht aus Kindertagen. Aus der Feder des Oberlehrers Carl Gottlieb Hering flossen1846 noch die diskriminierenden Worte 'Türkentrank' und 'Muselmann', die heute natürlich nicht mehr verwendet werden. Kaffee, dieses schwarze Gebräu, gelangte im 17. Jahrhundert aus dem Osmanischen Reich in unsere Gefilde und der Genuss desselbigen ist bis heute ungebrochen. Im Durchschnitt soll jeder Deutsche rund 165 Liter Kaffee im Jahr trinken.
Café Crema, Mokka, Espresso, Ristretto, Filterkaffee, Milchkaffee, Cappuccino oder auch Latte Macchiato - so unterschiedlich wir die (Kaffee-) Geschmäcker sind, so unterschiedlich sind auch die Aufbrüharten. Aber egal wie das dunkle Heißgetränk auch zubereitet wird, übrig bleibt am Ende bleibt immer der Kaffeesatz oder auch Kaffeeprütt genannt. In Deutschland sollen es immerhin fast 20 Millionen Tonnen jährlich sein.
Wohin damit?

Oftmals wandern die gemahlen und aufgebrühten Bohnen in den Hausmüll oder auf den Kompost. Dabei könnten sie noch in den unterschiedlichsten Bereichen gute Dienste leisten. Daher der Tipp: Aufbewahren, gut durchtrocknen lassen, damit er nicht schimmelt, und schon kann er im Garten oder in der Küche zum Einsatz kommen oder gar der Schönheit dienen.
Als Dünger verwenden
Inhaltsstoffe, die in handelsüblichen Düngern vorhanden sind, die enthält auch der Kaffeeprütt. Zum Beispiel Mineralstoffe, rund 2 Prozent Stickstoff, 0,8 Prozent Kalium, 0,4 Prozent Phosphor, Gerbsäuren oder auch Antioxidantien. Damit die Pflanzen die Nährstoff nutzen können, sollte der getrocknete Prütt unter die Blumenerde gemischt werden. Alle (Draußen-) Pflanzen - besonders die auf den Balkonen - freuen sich über diese Mischung, da ihr Wachstum angeregt wird. Zimmerpflanzen haben einen geringeren Verbrauch an Nährstoffen, darum reicht es hier, alle zwei Wochen eine kleine Tasse Kaffee ins Erdreich zu schütten. Aber Achtung: Setzlinge können auf das Koffein allergisch reagieren, sie gehen ein.
Gegen 'Viehchers'

Außerdem hält der Geruch und das Koffein im Kaffeesatz Ameisen, Blattläuse und Schnecken fern. Ein kleiner Wall aus Kaffeesatz um das Beet aufgeschüttet und schon können die kriechenden Weichtiere sich auf dem bröseligen Untergrund nicht mehr fortbewegen. Zudem neutralisiert Kaffee die Duftspuren der Ameisen und Blattläuse machen sich recht schnell vom Acker, werden sie mit dem Sud aus aufgekochtem Kaffeesatz besprüht. Gibt man das braune Pulver in eine feuerfeste Schale und zündet es darin an, so vertreibt dieser Geruch prima Wespen und Mücken und voilà, ein ungestörtes Sommeressen ist möglich.
Hilft beim Kompostieren
Im hauseigenen Komposthaufen vollbringen die Kaffeesatz-Nährstoffe wahre Wunderwerke. Sie beschleunigen den Zersetzungsprozess und verhelfen dem „schwarzen Gold“ des Gärtners zu einer schnelleren Reife. Zudem soll der Kaffeesatz die fleißigen Kompostarbeiter - Regenwürmer - anziehen, die alte Blätter mampfen und sie als Humus wieder ausscheiden.

Einsatz im Haushalt
Schon im 19. Jahrhundert erfreute sich der Prütt einer unterschiedlichsten Verwendung: So wurde zum Beispiel das Nachtgeschirr mit dem Pulver ausgescheuert und gereinigt. Stark verschmutzte Töpfe oder eingebrannte Fettreste lassen sich auch heute noch prima mit dem Satz und einem Schwamm reinigen, das ist wesentlich umweltschonender und zudem auch preiswerter. Ein kleines Schälchen, mit dem vermeintliche Müll über Nacht in den Kühlschrank gestellt, vertreibt lästigen Mief aus dem Kühlgerät. Das Pulver zieht alle üblen Geruchsmoleküle an, quasi wie das Licht die Motten. Gelingt auch gegen „katastrophal üblen“ Geruch in Schuhen.
Kann auch der Schönheit dienen
Wer das körnige Pulver mit Öl vermischt, der kann es als Peeling benutzen. Da das Pulver wie kleine Minischleifsteine wirkt, wird die Haut wieder samtig weich. An den Oberschenkeln angewandt, soll es der berüchtigten Cellulite entgegenwirken, da der Koffeingehalt durchblutungsfördernd und entwässernd wirkt: Dazu warmen Kaffeesatz in Klarsichtfolie um die Schenkel wickeln und 15 Minuten einwirken lassen. Tipp: Bevor Frau das Haus verlässt, auf jeden Fall wieder abnehmen. Auch als Haarkur soll es sich eignen, da die Antioxidantien das Haarwachstum anregen und vor Haarbruch schützt.
Aber egal wofür oder wogegen der Kaffeesatz genutzt wird, auf den Müll gehört er nicht, dazu ist er zu vielseitig. Außer acht gelassen sollte dabei auf keinen Fall die ökologische und auch finanziell Seite. Der Kaffeesatz verdient ein zweites Leben.
